Schützen-und Heimatfest Mit Zuversicht in die nächsten Tage

Vorst · Nach dem ersten Tanz in den Mai seit zwei Jahren freut sich die Junggesellen-Schützenbruderschaft Vorst auf die kommenden Feierlichkeiten.

Die Bürger-Junggesellen-Bruderschaft Vorst mit König Niklas Pricken (Mitte oben) bereitet das Zelt für die nächsten Feierlichkeiten vor.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Auf der Bühne des Festzeltes auf dem Gerkeswiesen-Parkplatz haben Frank Winkels und seine Mitstreiter von den „Bürger-Junggesellenschützen 1564 e.v.“ Vorst noch ordentlich zu tun. Mit Farbeimern, Rollen und Leitern gestalten der Vorsitzende und seine Kollegen vom Vorstand  das Bühnenmodell. Denn das Zelt soll für die kommenden Events im Zuge des Schützen- und Heimatfestes bereit sein. Am Freitagnachmittag steht  der Kinder- und Familiennachmittag mit Dorfabend an. Am Samstagabend folgt der Königsgalaball nach dem Festumzug mit Hofstaat, der Frühschoppen am Sonntagmorgen  und der Ausklang des Festumzuges durch den Ort am Sonntagabend.

Am vergangenen Wochenende hatten die Schützen beim Tanz in den Mai ein Gefühl davon erhalten, wie sehr die Ortschaft das gesellschaftliche Großereignis mitlebt und auch darauf hingefiebert hat. „Man sitzt abends an der Kasse und kommt mit den Bändchen nicht nach“ berichtete Marcus Schmitz, mit 38 Jahren und 22 Jahren Mitgliedschaft einer der „Senioren“ bei den Bürger-Junggesellen. Viele Jugendliche seien dagewesen, aber auch viele aus dem eigenen Bekanntenkreis. „Es waren Personen dabei, die ich jahrelang nicht gesehen hatte“, beschreibt Schriftführer Andreas Kern, wie wichtig das Ereignis für die Gemeinschaft ist. Auch wenn man die Kontakte untereinander in den vergangenen Monaten online irgendwie aufrecht erhalten konnte.

Eine Woche zuvor hatte man die Jungschützenbäume gesetzt, danach  die Offiziersbäume bei den Offizieren und dem Königshaus. Beim Festumzug am Sonntag habe man am Pfarramt, dem Vereinslokal und dem Festzelt die Maien gesetzt. „Gänsehaut von oben bis unten“ verursachte das beim zweiten Schießwart Jonas Backes. Und für Niklas Pricken, der schon am 4. Januar 2020 den Vogel von der Stange geholt  und somit noch vor der Pandemie Schützenkönig wurde, war das erste Wochenende einfach nur „fantastisch“.

Vorfreude auf die nächsten
bewegende Momente

Für ihn ist es das Ende einer langen Wartezeit. Denn das Amt hatten beide in  den vergangenen zwei Jahren nicht wahrnehmen können. Dementsprechend  war die Zeit für ihn ein Wechselbad der Gefühle. „Da lagen zu Beginn schon die Nerven blank, weil alles gesperrt wurde.“  Erst kam die Wut, dann verschwand die Euphorie angesichts des Schützentitels. Durch die Jungschützen, die das Marschieren übten, kam vor kurzem aber das Gefühl wieder zurück. Seine Vorfreude richtet sich besonders auf sein persönliches Highlight, den Großen Zapfenstreich im Anschluss an den Fackelumzug am Montagabend. „ Wenn ich vorne stehe, fange ich sicher an zu weinen“, sagt der 25-Jährige.

Dass die Feierlichkeiten, die bis zum 11. Mai andauern, überhaupt in dieser Form stattfinden können, darüber herrscht allgemeine Erleichterung. „Wir haben im März entschieden, die Feiern zu machen, als absehbar war, dass die ersten Verordnungen das ermöglichen könnten“, schildert Marcus Schmitz den Findungsprozess. In dem Kontext sei man froh über die Förderung durch das Landesprogramm „Neustart miteinander“, dass Vereine, die Veranstaltungen planen und das gesellschaftliche Zusammenleben damit festigen, finanziell unterstützt. Denn was die Kosten angeht, müsse man heutzutage schon mit einem erheblichen Umsatz rechnen, damit sich der Aufwand überhaupt lohnt. Und das bereits gedruckte Programmheft für 2020 konnte mit einem 2022-er Update mit aktualisierten Zugwegen und den diversen Veranstaltungsterminen ergänzt werden.

Mitglied der Schützenbruderschaft zu werden, das passiere einfach, sagt der Vorsitzende Frank Winkels, der selbst seit 21 Jahren festes Mitglied in der Bruderschaft ist. „Wenn man die Messdiener hinter sich hat, kommt man zu den Schützen und zur Feuerwehr.“ Ein wichtiger Einfluss sei auch die Familientradition. „Mein Onkel war Schütze in Niederheide, da habe ich vielleicht schon Blut geleckt“, erinnert er sich an die Zeit, wo er als Junge im Garten mit Steinschleuder und Styroporkugeln auf eine Scheibe gezielt hat. „Für einen Junggesellen bin ich alt“, sagt der 37-Jährige. Aber das ist Grundbedingung für die Mitgliedschaft - auch wenn später die aktiv Ausscheidenden als passive Mitglieder dabei bleiben.

Die Junggesellen-Schützen legen großen Wert auf den Nachwuchs

Auch die Anbindung der Jugend an die Bruderschaft sei wichtig, unterstreicht Andreas Kern. Sonst würden mit den Kindern auch mal Fahrten zum Schlittschuhlaufen, Schießnachmittage auf der Laserschießanlage oder  Ausflüge in Vergnügungsparks unternommen. All das sei in den zwei Jahren so nicht möglich gewesen. Wie sehr sich die Aktiven aber um den Nachwuchs kümmern, wurde beim Marschieren üben ersichtlich, erzählt König Nicklas Pricken. „Da war ein Schüchterner dabei, der fragte: „Kriege ich auch so einen Baum?“ Und so tat man alles, um ihm auch einen Maibaum zu besorgen. „Und dann sagte er: Ich gehe mit.“

In den kommenden Tagen erhalten die Kinder weiter die Aufmerksamkeit der Schützen. Am Montag wird die Gemeinschaftsgrundschule mit den Minister und den Hofdamen besucht, am Dienstag sind die Kindergärten Grüner Weg, Brucknerstraße und Wiemespfad an der Reihe. „Die Kinder finden das einfach schön“, sagt Marcus Schmidt. Einfach mal „die Prinzessin gucken“, das mache ihnen Freude.

 Und die Jungschützen blicken im Zuge der Feiern auch über ihren eigenen Tellerrand hinaus, was zu ihrem Selbstverständnis dazugehört – ob sie nun Blut spenden, für die Rumänienhilfe Geld und Kleidung sammeln oder im Ahrtal anpacken. Angesichts der aktuellen politischen Situationen verkaufen die Junggesellenschützen Friedenstauben-Anstecker. Der Erlös dafür soll dann an Vorster Organisationen wie action medior oder die Tönisvorster Hilfe gehen,  die zugunsten der Ukraine aktiv tätig sind.