Tönisvorst Alle Bürger sollen mitreden können
Tönisvorst · Die Tönisvorster Stadtverwaltung hat den Rahmen für die Bürgerbeteiligung am Campus-Projekt vorgestellt. Über das Internet, in verschiedenen Workshops und einer Einwohnerversammlung sollen die Bürger ihre Ideen einbringen. Das Grundkonzept soll aber unberührt bleiben.
Die Tönisvorster Stadtverwaltung will im Zuge eines umfassenden Beteiligungsverfahrens die Diskussion um das Campus-Projekt auf breite Füße stellen. Das war der Tenor des Konzepts unter dem Titel „Campus & Klimaquartiere“, dass die Verwaltungsspitze mit Bürgermeister Uwe Leuchtenberg im Vorster Rathaus und später im Ausschuss für Bauen, Gebäude und Liegenschaften vorstellte.
„Wenn von Campus die Rede ist, heißt es oft Schule und Verwaltung - und da wird nicht das Ganze gesehen“, unterstrich Leuchtenberg, warum man diesen Aspekt bewusst habe einfließen lassen. Es gehe darum, „mit diesem Projekt etwas anzustossen in unserer Stadt, dass es an vielen Stellen Auswirkungen hat.“ Man sei sehr früh in der Diskussion, habe keine fertige Planung vorliegen. „Es gibt noch viele Stellen, wo wir Reißleinen ziehen können.“ Man freue sich über jede kritische Anmerkung. „Das ist ein Projekt, dass wir in den Dimensionen und Auswirkungen so noch nie umgesetzt haben.“ Es sei noch immer eine Vision. „Was wir wollen, ist diese Vision konkret zu machen und den Input aus der Bevölkerung zu bekommen“, sagte Planungsamtsleiter Jörg Friedenberg.
Die Beteiligung beginnt über das Internet
Sein Kollege vom Fachbereich Gebäudemanagement, Tobias Janzeps, lieferte anschließend den Gesamtüberblick über den geplanten Beteiligungsprozess, „den wir ab heute beginnen werden.“
Als „Ideenräume“ der Diskussion beschrieb er als Teilprojekte das Vorster Rathaus, die Schlufftrasse, den Campus und die Grünräume, Wilhelmsplatz und die Schulstandorte Corneliusfeld und Kirchenfeld als zukünftige Klimasiedlungsstandorte. Man habe insgesamt sechs Themen für die Bürgerbeteiligung identifiziert: „Klima und Ressourcenschutz“, „Mobilitätswende“, „Neue Wohnräume“, „Moderne Lernräume“ sowie „Sport, Kultur und Freizeit“ sowie „klimagerechte Freiräume.“
In der ersten Phase wolle man die „Ideenräume“ auf der Internetseite https://toenisvorst.heimatidee.de nach und nach bis zum 21. Dezember freischalten, damit dort Bürger dazu erste Fragen und eigene Anregungen loswerden können. „Das hat aus dem STEK einen Wiedererkennungswert“, sagte Planungsamtsleiter Jörg Friedenberg.
In einer zweiten Phase soll es ab dem 11. Januar Workshops im „World Café“-Stil mit offenem Raum, neutralem Gastgebern und Tischen, an denen man abwechselnd zu den Themen diskutieren kann. Zusammengefasst sollen die Ergebnisse auch in sogenannten „Graphic Recordfings“, um die Ergebnisse bildlich verständlicher zu machen.
Den Auftakt bilden vom 11. bis 13. Januar die Schulen - erst das Michael-Ende-Gymnasium, dann das Rupert-Neudeck-Gymnasium, dann die Elternvertreter beiden Schulen. Am 28. Januar folgt der Workshop für die Grundschullelter, am 4.2. für die Kitaeltern. Auch die Kulturschaffenden (1.2.) und Sportvereine (11.2.) sollen separat diskutieren können.
Am Ende sollen zwei große Workshops (18.2./4.3.) stehen - ein BürgerInnen-Workshop ähnlich wie beim Stadtentwicklungskonzept, die aus der Bewohnerkartei ausgelost werden, damit dort die „Breite in der Bevölkerung“ vertreten ist, so Janzeps. Und am 11. März gibt es einen „großen“ Workshop mit allen Ideen und Erfahrungen aus den Workshops mit Anträgen und Meinungen, die eingebracht wurden.
Einen Tag später darf die Politik mit einsteigen. Und am 17. März folgt die EinwohnerInnenversammlung als Townhall–Meeting. „Vor den Osterferien das Projekt entscheidungsreif zu bekommen und eine vernünftige Vorlage für den Stadtrat“, benannte Jörg Friedenberg das Ziel. Der Rat soll dann am 7. April entscheiden, ob das Projekt weiter verfolgt wird oder nicht. Man müsse bis dahin eine Entscheidung schon haben, ergänzte Uwe Leuchtenberg. Denn bei einem negativen Votum müsse man die anderen Dinge wie Fachschulzentrum und Co. dann gestalten.
Man habe sich bewusst dazu entschieden, die Beteiligung der Bürger ganz nach vorne zu stellen und erst dann die Politik mit einzubeziehen. „Das ist eine Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Die Politik wird ausdrücklich an den Workshops nicht beteiligt sein. Das Ergebnis wird der Politik präsentiert“, unterstrich Bürgermeister Uwe Leuchtenberg.
Das Konzept grundsätzlich in Frage stellen – das geht nicht
In den Workshops werde man herausarbeiten, „was die Wünsche sind. Wir werden aber auch deutlich sagen, wo die Grenzen sind“, machte Leuchtenberg recht unmissverständlich klar. „Wir haben von Anfang an gesagt, wir können nicht einen einzelnen Teil da rausbrechen. Wenn, dann reden wir über das Gesamtkonzept.“
Denn für eine Finanzierung brauche man die Bebauung an den Standorten Corneliusfeld und Kirchenfeld. Der finanzielle und zeitliche Rahmen sei gesetzt. „Wenn die Politik uns sagt, ihr wollt da alles bauen, aber Corneliusfeld wird nicht vermarktet, dann ist das Ding gestorben. Wo soll ich das Geld hernehmen ?“ Man könne über alles diskutieren, „aber über die Grundsätzlichkeit, dass wir das eine brauchen, um das Andere zu finanzieren, können wir uns nicht mehr unterhalten, das heißt also: entweder– oder.“
Mit der Bezirksregierung habe man sich abgestimmt, welche Verfahrensschritte zu gehen sind, ging Jörg Friedenberg auf die Frage ein, wie man eine mögliche Änderung des Regionalplanes im Falle des Schulbaus am Wasserturm einstielen kann, „dass wir auf den Knopf drücken können“, wenn eine Entscheidung pro Campus da ist. Auch die Frage der Finanzierung des Millionenprojekts laufe parallel, sagte Kämmerin Nicole Waasen. „Das ist auch eine Frage der Haushaltsplanung für 2022 und der Folgejahre.“ Man sei in den Haushaltsgesprächen dabei, wo sich herausstellen werde, ob die Planung finanzierbar sei. Auch das sei eine „mögliche Reißleine“ – wie die zeitliche Komponente.