Willich CDU schwelgt in Erinnerungen
Der Willicher Stadtverband der Partei hat seinen 70. Geburtstag im Kamps Pitter gefeiert.
Willich. Einen besseren Ort für seine Geburtstagsfeier hätte sich der CDU-Stadtverband Willich nicht aussuchen können: Das Heimatmuseum Kamps Pitter bot den richtigen Rahmen für einen ausgiebigen Blick auf die 70-jährige Geschichte der Partei. Zwischen Nierentischen, Musiktruhen und Mammutzähnen schwelgten die Christdemokraten in Erinnerungen.
Parteivorsitzender Uwe Schummer (MdB) begrüßte die Gäste, darunter unter anderem der Landtagsabgeordnete Stefan Berger sowie Günter Körschgen vom benachbarten Tönisvorster Stadtverband. Und er ehrte einen besonders verdienten Christdemokraten: Hans Brocker, nicht nur Gründer des größten Möhrenbetriebs in Deutschland, sondern auch ehemaliger Ratsherr und Bauausschuss-Vorsitzender, bekam von Schummer die Ehrenurkunde der CDU sowie ein von Angela Merkel mit persönlicher Widmung versehenes Buch überreicht. Brocker bedankte sich auf sehr politische Art: Er kritisierte die Höhe der Steuern für Unternehmen in Willich — was Bürgermeister Josef Heyes noch lange danach keine Ruhe ließ — und rief seine Partei dazu auf, der AfD klare Kante zu zeigen: „Der Kampf muss härter werden.“
Auch Uwe Schummer sprach die „Perspektiven für die Zukunft“ an — doch in erster Linie war die Vergangenheit Thema. Der Parteichef selbst erinnerte an die Wurzeln der christlich-sozialen Bewegung der Nachkriegszeit, Udo Holzenthal nahm den roten Faden auf und berichtete von den Anfängen der CDU in den damaligen Gemeinden Willich, Schiefbahn, Anrath und Neersen. Traumhafte Wahlergebnisse von teils mehr als 90 Prozent konnte die junge Partei damals für sich verbuchen. Die Sozialdemokraten Markus Gather und Bernd-Dieter Röhrscheid, ebenfalls Gäste der Geburtstagsfeier, dürften es mit einigem Schaudern gehört haben.
Udo Holzenthal schlug den Bogen von den Parteigründern der ersten Stunde über das schwierige Zusammenraufen der einzelnen Ortsvereine in den 60er Jahren bis hin zur Gründung der Stadt Willich am Neujahrstag 1970, die von „mehr oder minder konspirativen Treffen“ vorbereitet wurde. „Froh und dankbar“ dürfe man heute sein, sagte Holzenthal, dass damals ernsthaft diskutierte Namen für die neue Stadt wie Schanerwil, Wilschenrath, Flöth und Donk nicht zum Zuge kamen.
Erster Vorsitzender des im Januar 1970 gegründeten CDU-Stadtverbandes Willich wurde Bernhard Höckner, erster Bürgermeister der Schiefbahner Christdemokrat Hans Lamers, der später Stadtdirektor wurde. Doch auch die politische Laufbahn von Männern wie Ralf-Hasso Sagner und Heinrich Tummel, Hermann-Josef Schmitz und Manfred Gumbinger, Hans Kothen und Dieter Hehnen nahm damals ihren Anfang.
Der Stadtarchivar wusste historische Fakten (etwa zu den berühmt-berüchtigten „Willicher Verhältnissen“) geschickt mit bunten Bonbons aus dem Parteileben zu garnieren. Dazu gehörte ganz sicher das knackig-grüne Kleid der späteren Bürgermeisterin Käthe Franke auf einem Gruppenbild mit Parteifreunden vor dem Neersener Schloss in den 70er Jahren. Aber ebenso die stetig wechselnden Fahrräder, die Josef Heyes seit seiner ersten Wahl im September 1999 auf den diversen Wahlplakaten steuert.