Willich Krippe in St. Katharina steht wieder

Alljährlich wird der Geburtsort Jesu vom Willicher Schützenzug „Hervshahne“ in der Pfarrkirche aufgebaut.

Foto: Wolfgang Kaiser

Willich. Durch St. Katharina schallt das Knattern einer Kettensäge, und der Geruch nach Benzin liegt in der Luft. Verantwortlich für diese in einer Kirche ungewöhnlichen Geräusche und Gerüche ist Johannes Zensen. In kompletter Arbeitsschutzausrüstung sägt er drei Tannenstämme grob zurecht, damit sie in die großen Metallhalterungen passen. Für die Feinarbeit ist sein Sohn Christian zuständige. Er arbeitet mit dem Entaster und gibt den Bäumen den letzten Feinschliff für die optimale Standsicherheit.

Johannes Zensen

Aber nicht nur die beiden sind im vollen Einsatz. Jakob Gather steht auf einer Trittleiter und hantiert mit dem Akkubohrschrauber am Dach des großen Holzstalles, dessen Vorder- und Rückseite, verbunden mit einem Dachgerüst, bereits in der kleinen Seitenkapelle von St. Katharina stehen. „Ich brauche die nächste Platte“, sagt er zu Klaus Viethen. Kurze Zeit später sind die Platten an den Ecken des Stalldaches befestigt, und ein ganzes Team von Männern reicht vorsichtig die erste Rolle eines Bambus-Sichtschutzes nach oben. Der Sichtschutz mutiert zur Dacheindeckung. Langsam aber sicher nimmt der Stall Gestalt an.

Der Samstag vor dem vierten Advent steht für die Männer des Willicher Schützenzuges „Hervshahne“ ganz im Zeichen des Weihnachtskrippenbaus. Was der einstige Küster Manfred Cool vor 30 Jahren mit den damaligen Messdienern startete, ist heute die Aufgabe des Schützenzuges. Wobei einige der fleißigen Krippenbauer schon als Messdiener aktiv mit dabei waren. „Jakob, Johannes, Frank Werres und ich haben schon als Messdiener Jahr für Jahr mit aufgebaut“, berichtet Jürgen Kothen. Die Tradition ist quasi mitgewachsen. „Es ist einfach schön, etwas für die Kirche zu tun. Zumal wir beim Aufbau immer jede Menge Spaß haben“, erzählt Gather. Man tue etwas für die Gemeinde, fügt Jens Schmied an, der gerade Säcke mit Stroh aus dem Sakristeikeller in die Kirche trägt. Der Keller dient nämlich als Lager für die gesamten Krippenbauteile und das Zubehör.

„Das Schönste ist das Glänzen in den Kinderaugen, wenn sie am Heiligen Abend die Krippe betrachten“, meint Zensen. Doch bis dahin liegt noch jede Menge Arbeit vor den Männern. In der Regel dauert es rund drei Stunden, dann steht die eigentliche Krippe und die Feinarbeiten beginnen. Zu denen gehört es auch, den kleinen Metallhahn irgendwo in der Krippenlandschaft unterzubringen. „Das ist unser Wahrzeichen, weil Hervshahne für ein im Herbst geborenes Hähnchen steht. Wir setzten unseren Hahn jedes Jahr an eine andere Stelle“, berichtet Gather. Indes sind die ersten Tiere und Figuren aus dem großen Schrank in der Sakristei in die Kirche gewandert. Josef und ein Hirte sitzen auf den Kirchenbänken, während Schmied vorsichtig Maria heranträgt. Die Krippe ist schon mit Stroh gefüllt und „parkt“ genau wie Dekorationsgegenstände in Form von Wurzeln und Baumstämmen an einem der mächtigen Kirchenpfeiler.

Ein lauter Knall unterbricht die Arbeit. Das Vater-Sohn-Gespann hat den ersten Baum an der Krippe aufgestellt und die Eisenhalterung scheppert gehörig auf den Fliesen. Eine kurze Unterbrechung für alle Männer ist angesagt. Es gilt, den rund sieben Meter hohen Tannenbaum, der vorne am Altar stehen wird, aufzurichten. „Das sieht richtig gut aus“, sagt Küsterin Inge Cool, bevor sie in der Sakristei verschwindet. Hier kocht sie Kaffee und schmiert Brötchen. Schließlich gibt es auch eine Stärkung für die Krippenbauer, damit sie im kommenden Jahr mit dem gleichen Elan antreten.