Tönisvorster Verein „Enyemaka Ohaneze – Hilfe für alle“ Hilfsprojekt steckt in Schwierigkeiten

St. Tönis. · Das nigerianische Projekt „Enyemaka Ohaneze“ kämpft mit den Corona-Auswirkungen. In dem von Tönisvorst aus betreuten Jugendausbildungszentrum stockt die Arbeit.

Pfarrer Oliverdom Oguadiuru berichtete bei einem Besuch in der Grundschule Corneliusstraße von dem ­Projekt.

Foto: Bianca Treffer

(tre) Es ist ein Vorzeigeprojekt, das der Tönisvorster Verein „Enyemaka Ohaneze – Hilfe für alle“ zusammen mit Pfarrer Oliverdom Oguadiuru in Nigeria auf die Beine gestellt hat. Gemeinsam haben sie in Oke-Ogbe, das am Rand der Stadt Lagos liegt, rund 50 Kilometer vom Zentrum entfernt, ein Ausbildungszentrum für junge Menschen geschaffen. Doch in der Corona-Krise kommt die Arbeit ins Stocken und damit die Finanzierung.

Zum Zentrum gehören eine Schneiderei, Metall- und Holzwerk sowie Friseurhandwerk, gestartet dank zahlreicher Sponsoren im Jahr 2017. Der nigerianische Pfarrer Oguadiuru hatte Jahre zuvor die Idee für ein solches Zentrum und fand in der Apfelstadt, wo er damals lebte, Unterstützer, die mit ihm zusammen den Verein gründeten. Fünf Jahre lang wurde gespart, dann konnte mit dem Bau des Ausbildungszentrums begonnen werden. 150 Schüler können insgesamt aufgenommen werden. 80 befinden sich derzeit in der Ausbildung. Ein jährliches Schulgeld von 50 Euro ist zu entrichten. Die Schule trägt sich über diesen Beitrag sowie die dort erstellten Produkte.

Von den 80 jungen Menschen sind allerdings zurzeit gerade noch 20 vor Ort. „Alle Jugendlichen, die von auswärts kommen, müssen in ihren Dörfern bleiben, wobei die dörflichen Gemeinschaften abriegelt sind. Auch nach Lagos darf man weder ein- noch ausreisen“, berichtet Vereinsvorsitzende Waltraud Spee. Das zieht gleich zwei Folgen nach sich: Die wenigen jungen Menschen können in den Werkstätten nicht im gewohnten Maße produzieren, weil der Schulbetrieb nahezu ruht. Außerdem ist es kaum möglich, benötigte Materialien zu erhalten. Auf der anderen Seite fehlt aber auch der gewohnte Absatz, da Märkte wegen der Pandemie nicht mehr stattfinden. Bereits produzierte Waren können nicht verkauft werden. Damit bricht ein bedeutender Teil der Finanzierung des Projekts weg. Die Betriebskosten wie Lehrergehälter laufen indes weiter.

Um Versorgungsengpässe zu überbrücken, bauen Lehrer und Schüler Gemüse an. Die Vereinsmitglieder und Oguadiuru, der derzeit in Gelsenkirchen eine Pfarrgemeinde betreut, sorgen sich um das Ausbildungszentrum und seine Zukunft. Sie hoffen, dass die Unterstützer aus Tönisvorst und Umgebung auch in den schwierigen Corona-Zeiten weiterhelfen, damit das Zentrum in Nigeria durch die Krise kommt.

Denn es gibt weitere Pläne. Auf dem Gelände entsteht ein zusätzliches Gebäude. Es soll später eine Bäckerei, eine Mensa mit Cateringservice, eine Musikschule und Internatsräume beherbergen. Bis zur ersten Decke steht das Gebäude bereits. Zudem möchte der Verein eine Solaranlage errichten. „Der Strom ist immer nur stundenweise da. Wir möchten einfach eine bessere Stromversorgung schaffen“, informiert Spee.

Am Wichtigsten ist dem Verein, dass mit „Enyemaka Ohaneze“ weiter Hilfe vor Ort geleistet werden kann und junge Menschen damit im eigenen Land die Chance erhalten, einen Beruf zu ergreifen, mit dem sie sich ein eigenes Leben in der Heimat sichern können.