Tönisvorst Das DB-Versprechen: ,Wir hören Ihnen zu’
Wenn man die Zitate des Bahnchefs wörtlich nehmen würde, käme wohl das ein oder andere Mal eine ziemlich komische Reaktion dabei heraus.
Tönisvorst. „Wir wollen Sie lächeln und zufrieden sehen.“ Das sagt Bahnchef Grube im Vorwort der hauseigenen Zeitschrift „DB mobil“. Nun, ich bin oft in Bahnhöfen unterwegs und sehe die Fahrgäste nur rennen und höre sie schimpfen.
Stellen Sie sich einmal vor, wie der Zugchef eines ICE abends, natürlich unpünktlich, nach Hause kommt mit der Botschaft: „Schatz, ich habe heute mehrere Fahrgäste lächeln und zufrieden gesehen!“ Die Antwort fiele doch eher wie folgt aus: „Hast du schon wieder was getrunken bei dem Stress? Setz’ dich hin und iss, das Zeug ist eh nur noch lauwarm.“
Wie überhaupt: Man muss die Zitate und Sprüche des Herrn Grube vielleicht übersetzen. Das wäre zum Beispiel die Ankündigung: „Wir setzen unsere Kundenoffensive fort.“ Heißt das: Überlegt Ihr schon, was Ihr uns Kunden noch alles antun könnt?
Rüdiger Grube, Bahnchef
Und weiter: „Seien Sie gewiss, dass meine Mitarbeiter und ich auch 2016 alles daran setzen, dass Sie die DB vor allem mit angenehmen Reiseerlebnissen verbinden.“ Toller Vorsatz, aber wann fangt Ihr denn damit an? Bis jetzt verbinde ich die DB mit unangenehmen Reiseerlebnissen: 43 Fahrgastrechte-Formulare wegen einer Verspätung von mindestens einer Stunde mit einer Rückerstattung des Teilpreises, insgesamt über 50 Stunden Verspätungen — die Miniverspätungen bis zu 55 Minuten sind da gar nicht eingerechnet.
Man hat schon morgens ein mulmiges Gefühl im Bauch, wenn man sich am Fahrkartenautomat den aktuellen Reiseplan ansehen will. Warndreiecke in Schwarz oder Rot, die aktuelle Störungen ankündigen. Da weiß man schon vor der Fahrt, dass diese nicht wie geplant ablaufen wird. Rotes Dreieck ist besonders gefährlich: Verspätung und Anschluss wird nicht erreicht, Zugausfall. Manchmal erfährt man, dass ein Ersatzzug eingesetzt wird (Reservierung ade).
Jetzt aber zu einem Superzitat: „Wenn einmal etwas nicht perfekt läuft, zögern Sie nicht, einen DB-Mitarbeiter anzusprechen. Wir hören Ihnen zu.“ Wann läuft bei der DB mal alles perfekt, außer Verspätungen und Fahrpreiserhöhungen? Warum soll ich nur Mitarbeiter und keine Mitarbeiterinnen ansprechen? Was habe ich davon, wenn mir ein Mitarbeiter zuhört, mein Friseur hört mir auch zu und ist nicht so genervt.
Im Mai 2016 habe ich erlebt, dass eine Kundin diesen Spruch ernst genommen hat. Wir saßen in einem verspäteten ICE und waren auf der Abfahrt nach Köln Messe/Deutz. ‚Herr Schaffner, bei dieser Verspätung kriege ich meinen Anschluss nach Krefeld nicht mehr, was soll ich machen?’ - Antwort: ‚Nehmen Sie den nächsten.’ Was hat die arme Frau denn erwartet? Dass der Zug in Köln für 20 Minuten angehalten wird, damit sie noch zusteigen kann?
Kommentar meiner Skatschwester Gisela: „Warum lästerst du immer über Herrn Grube? Schuld daran sind doch die Figuren, die in der Hierarchie unter ihm stehen. Die haben seit Jahren einen guten Job mit einem guten Gehalt. Verbesserungen bedeuten für sie: Mehrarbeit bei gleichem Gehalt. Warum also was ändern? Die meisten Fahrgäste haben sich sowieso schon mit diesen Schikanen abgefunden.“