Tanzen in Willich Tanzsport-Abzeichen des VfL Willich heiß begehrt

Willich · Tanzen ist für die meisten Menschen Ausdruck von Lebensfreude. Aber es ist auch ein Sport. Dafür gibt es ein eigenes Sportabzeichen, das nun der VfL Willich abnahm. Die Nachfrage boomt, weitere Termine stehen fest.

Eine Linedance-Gruppe bei der Prüfung zum Deutchen Tanzsportabzeichen. Verschiedene Altersgruppen, Männer und Frauen können das DTSA gemeinsam ablegen.

Foto: Gudrun Holzmann/DJK-VfL 1919 Willich

Tanzen wird auf vielen verschiedenen Ebenen betrieben. Die einen tanzen am liebsten für sich in der heimischen Wohnung, während im Radio Musik läuft. Andere gehen in Clubs und Diskotheken und bewegen sich im Takt der Musik, wieder andere tanzen im Verein, was dann wiederum die einen als Breiten- und die anderen als Turniersport betreiben. Vor allem an Breitensportler im Verein richtet sich die Einrichtung des Deutschen Tanzsportabzeichens (DTSA), das nun der VfL Willich angeboten hat. Am Wochenende kamen 55 Tanzbegeisterte zur Prüfung.

„Das DTSA ist im Prinzip ein Teil oder eine Spielart des Deutschen Sportabzeichens. Es geht darum, nachzuweisen, dass man Tanzschritte beherrscht, für eine Zeit im richtigen Takt aufrechterhalten und um Figuren ergänzen kann“, erzählt Mirko Bonnmann. Der Tanzlehrer des VfL Willich ist Organisator der Veranstaltung.

„Wir haben das in der Vergangenheit hin und wieder gemacht, aber das Interesse hielt sich leider sehr in Grenzen. Meist hatten wir rund zwei Dutzend Teilnehmer. So ist es dann mit der Zeit etwas eingeschlafen“, erzählt der 53-Jährige, der seit 30 Jahren als Trainer im Verein aktiv ist. Seit Corona aber habe das Interesse Sprunghaft zugenommen. „Plötzlich war die Nachfrage riesig. Wir haben es im Frühjahr das erste Mal gemacht und hatten jetzt schon den zweiten Termin. Und es sind schon wieder so viele Nachfragen, dass wir für das kommende Jahr bereits die maximale Zahl von drei Terminen beim Tanzsportverband angemeldet haben. Wir werden im Winter, im Frühsommer und Herbst weitere Termine anbieten“, sagt Bonnmann.

Das DTSA kann, wie das Sportabzeichen auch, immer wieder abgelegt werden. Auch gibt es keine Altersbeschränkung. „Wir hatten diesmal Teilnehmer von 13 bis 87, und alle haben bestanden“, erzählt der hauptberufliche Berufsschullehrer, der aber als ehemaliger Turniertänzer auch eine Ausbildung zum Tanzlehrer hat. „Generell braucht man schon ein bisschen Training. Im Schnitt würde ich sagen, für Bronze sollte man mindestens ein Jahr im Verein tanzen – aber als Breitensport, mehr ist nicht nötig. Klar gibt es Supertalente, die auch in drei, vier Monaten so weit sind – andere brauchen auch zwei oder drei Jahre“, erzählt er.

Eine Prüferin des Tanzsportverbandes nimmt dann die Prüfung ab und bewertet den Tanz. „Sie führt mit jedem Teilnehmer nach der Darbietung ein Gespräch und gibt Verbesserungsvorschläge. Und natürlich sagt sie, ob die Prüfung bestanden ist“, erläutert der Trainer. Sie erhält auch eine Aufwandsentschädigung, weshalb eine Gebühr von fünf Euro erhoben wird. „Beim Verband hat man uns aber auch gesagt‚ ,was nichts kostet, ist nichts‘ und uns geraten, eine kleine Gebühr zu nehmen“, sagt Bonnmann lachend.

Tanzen sei definitiv im Kommen, auch wenn der VfL mit seinem Angebot recht außergewöhnlich sei. „Wir hatten Teilnehmer aus Erkelenz und vom Hochschulsport in Düsseldorf. In beiden Regionen gab es kein passendes Angebot“, sagt er. Dass der Verein nun aufgrund der großen Nachfrage drei Termine für 2024 gemeldet hat, habe beim Verband für gehobene Augenbrauen gesorgt. „Man sagte mir spürbar überrascht, dass wir die ersten seien, die überhaupt etwas angemeldet haben. Und dann gleich drei Termine“, sagt der Organisator lachend.

Abgelegt werden kann das DTSA in vier Klassen: Bronze, Silber, Gold und Brilliant. Von Standard-Latein über Line-Dance bis Discofox können alle Tanzstile angemeldet
werden.

„Es gilt dann, für Bronze drei Tänze und vier Figuren zu zeigen. Für Silber sind es vier Tänze und sechs Figuren, Gold sind fünf und acht und Brilliant sechs und zehn“, erläutert der Tanzlehrer. Die Mitgliedschaft in einer Vereinigung – Tanzverein, Schul- oder Hochschulsport – sei Voraussetzung. Dann sei es etwas, das Jedem offenstehe. „Wir haben ein Paar Ende 70, das jetzt gesundheitlich angeschlagen ist. Trotzdem haben sie zum 15. Mal Gold abgelegt“, erzählt er. Tanzen ist eben ein Hobby für Jedermann – und sei es nur beim Kochen in der Küche zum Radio.