Gebrüder-Ortmanns-Stiftung aus St. Tönis Walter Schöler gibt Geschäftsführung nach über vier Jahrzehnten ab

Tönisvorst · Walter Schöler hatte den Willen des Stifters einst Realität werden lassen. Nach 46 Jahren als Geschäftsführer übergab er das Amt nun an Mark Peters.

Mark Peters (vorne links) übernahm das Amt des Geschäftsführers von Walter Schöler (vorne rechts).

Foto: Norbert Prümen

(msc) 46 Jahre lang war Walter Schöler in der Gebrüder-Ortmanns-Stiftung aktiv und wurde jetzt in einer kleinen Feier verabschiedet. Neuer Geschäftsführer ist Mark Peters, geprüfter Steuerberater und Mitarbeiter der Kämmerei der Stadt Tönisvorst. Dank der Stiftung konnten seit ihrer Gründung mehr als 800 000 Euro an bedürftige Bürger ausgeschüttet werden. 1939 verfügte Jakob Ortmanns junior – lediger Enkel des Brauerei-Gründers Peter Johann Ortmanns und Neffe des St. Töniser Ehrenbürgers Jakob Ortmanns senior – in einem Testament die Gründung einer Stiftung. Insbesondere im Blick: ehemalige Brauerei-Mitarbeiter und würdige bedürftige Bewohner in St. Tönis. Zuvor aber sollten sein Bruder und seine Schwester von seinem Erbe profitieren dürfen. Als 1976 alle Vorerben verstorben waren, war die Brauerei nicht mehr im Familienbesitz und das verbliebene Privatvermögen zu gering, um eine Stiftung zu gründen. Verhandlungen mit der Witwe seines Bruders Heinrich führten aber 1973 dazu, dass nach ihrem Ableben weiteres Familienvermögen in die Stiftung einfließen sollte. „Das so verdoppelte Stiftungsvermögen hatte nun eine wirtschaftliche Ertragsbasis und war somit genehmigungsfähig“, erinnert sich Walter Schöler, der seit 1971 als Liegenschaftsleiter der damaligen Gemeinde Tönisvorst dienstlich mit der Stiftung befasst war. 1977 setzte das Amtsgericht Kempen Schöler zum Nachlassverwalter ein. „Meine Aufgabe war es nun, das Vermögen für eine Übergangszeit zu verwalten und anstelle der letztverstorbenen Ortmanns die Stiftungseinrichtung zu betreiben“, so Schöler. Das Testament sah lediglich einen Vorstand vor, bestehend aus dem Bürgermeister, dem Pfarrer von St. Cornelius und einem Brauereigesellschafter – die Geschäftsführung wurde hingegen nicht geregelt und fiel schließlich an die Kommune. Mitte 1980 erfolgte durch das Innenministerium NRW die Genehmigung. Der Vorstand setze Walter Schöler als Geschäftsführer ein. Als Vorstand und Geschäftsführung die Immobilien und Grundstücke der Stiftung anschauten, die schließlich den Ertrag der Stiftung einbrachten, stießen sie auf manche Überraschung. Wo heute Saturn in Krefeld ist, war seinerzeit die „Lido-Bar“ – ein „Etablissement“ mit Separees, wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß. Keine Immobilie, die sich so ganz mit einem Vorstand aus Stadtdirektor und Pfarrer vertrug. „Es kam dann zu einem Tauschgeschäft mit einer Immobilie in Krefeld-Oppum, die heute noch im Besitz der Stiftung ist“, so Schöler. Das heutige Stiftungskapital hat einen Wert von rund 535 000 Euro und besteht aus einem Wohnhaus mit fünf Wohnungen und einer Gaststätte in Krefeld sowie rund 45 000 Quadratmeter Ackerfläche in Wegberg sowie Barvermögen. Rund 80 bis 100 bedürftige St. Töniser erhalten jährlich eine Zuwendung.

(msc)