„Das Katharinen-Hospital ist nicht zu retten“
Hans Kothen fordert Ideen für die Zeit nach der Schließung.
Willich. CDU und Bündnis 90/Die Grünen im Willicher Stadtrat sind sich einig: Beide möchten das Katharinen-Hospital erhalten. Das haben die Fraktionen — unabhängig voneinander — in Presseerklärungen gefordert. Hans Kothen, langjähriger Leiter des Katharinen-Hospitals, hält solche Forderungen allerdings für wenig realistisch.
„So etwas ist Wunschdenken. Das Krankenhaus ist nicht zu retten“, urteilt der 76-Jährige, der in diesen Tagen ein vielgefragter Ansprechpartner für alle in Willich geworden ist, die sich über die Zukunft des Hospitals Gedanken machen. Aus Kothens Sicht haben die St. Augustinus-Kliniken die Schließung ihres „am wenigsten wirtschaftlich laufenden Hauses“ beschlossen.
An dieser Entscheidung werde man nicht rütteln. Auch seien die Kliniken ganz sicher nicht daran interessiert, durch einen anderen Träger in Willich eine Konkurrenz für ihr eigenes Haus in Neuwerk zu schaffen. Statt die Forderung ständig zu wiederholen, das Katharinen-Hospital zu erhalten, müsse man sich eher darüber Gedanken machen, was mit Haus und Grundstück nach einer Schließung geschehe, sagt Kothen.
Könnte zum Beispiel eine Notfall-Praxis in einigen Räumen des Krankenhauses überleben? In Viersen und Nettetal gibt es dazu ein Modell: Niedergelassene Ärzte haben sich dort zum „Gesundheitsnetz Viersen AG“ zusammengeschlossen und zwei Notfallpraxen an den Krankenhäusern in Dülken und Nettetal eingerichtet.
Dort wurden allein im vergangenen Jahr 30 000 Patienten behandelt. Laut Harald Hüsgen vom Willicher Ärtznetz sei so etwas in Willich aber kein Thema: Die Zahl der Patienten, die während des nächtlichen Notdienstes behandelt werde — „drei bis fünf in einer Nacht“ — reiche dazu nicht aus.
Auch zu der Idee, für den Notarzt, der zu Unfällen rausfährt, eine Art Mini-Praxis in den Räumen des Hospitals einzurichten, in denen kleinere Blessuren behandelt werden könnten, äußert er sich skeptisch: „Diese Behandlungen machen wir doch schon in unseren Praxen.“
Bisher ist der Willicher Notarzt am Krankenhaus ansässig und wird im Notfall zu Einsätzen abgeholt. Die St. Augustinus-Kliniken haben angeboten, diesen Service künftig durch Neuwerker Krankenhaus-Ärzte zu übernehmen.
Denkbar wäre es, ihnen ein Dienstzimmer an der Rettungswache an der St. Töniser Straße einzurichten. „Dort säß der Arzt allerdings über Stunden nur rum“, gibt Harald Hüsgen zu bedenken, der früher selbst als Notarzt in Neuwerk Einsätze gefahren hat. Er wisse nicht, ob es sich das Neuwerker Krankenhaus leisten könne, über Stunden auf Ärzte zu verzichten — zumal auch in Mönchengladbach Notarzt-Einsätze übernommen würden.
Die Sicherung der Notarzt-Versorgung nach Schließung des Willicher Hospitals im Sommer 2014 war am Dienstag auch Thema einer zweistündigen Besprechung im Schloss Neersen. Unter anderem nahmen Paul Neuhäuser, Vorsitzender der Geschäftsführung der St. Augustinus-Kliniken, und Bürgermeister Josef Heyes daran teil.
Ein Ergebnis gab es noch nicht. „Es wird in den nächsten Wochen weitere Treffen geben müssen“, sagt Josef Heyes. Man habe Neuhäuser aber nochmals verdeutlicht, wie überraschend die Schließungs-Entscheidung für alle in Willich gekommen sei.