Evangelische Kirchengemeinde Deckenfest im Gemeindezentrum

St. Tönis. Rudolf Beckers ist der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis am Freitag aufs Dach gestiegen. Beckers darf das. Er ist Polier. Er darf sogar während der Arbeitszeit in glühender Mittagshitze ein Glas Schnaps trinken und es — einmal geleert — mit voller Absicht so heftig auf das Dach werfen, dass das Glas zerspringt.

Dass es dafür sogar freundlichen Applaus gibt, ist nicht „verkehrte Welt“, sondern die ehrliche Freude der Bauherren, Handwerker und Gemeindemitglieder über die gelungene traditionelle und handwerksstarke Segnung des Neubaus im Wachstum.

WZ-Fotograf Kurt Lübke hat die Gäste des „Deckenfestes“ durch den Zaun fotografiert, der die Dauer-Baustelle an der Hülser Straße absichert. Einen Rundgang durch den fast fertiggestellten Rohbau durften sie am Freitag nicht antreten. Sie ließen sich Gulasch und Leberkäse schmecken. Und ein Schnäpschen in Ehren.

Beckers wird schon kompliziertere Wege hinauf auf das Dach eines Neubaus genommen haben als den in St. Tönis. Das Gebäude hat bekanntlich ein Flachdach. Folglich ist Freitagmittag in St. Tönis kein Richt-, sondern ein Deckenfest gefeiert worden. „Das erlebe ich zum ersten Mal“, sagt Harald Ohlmeier, der als Baukirchmeister der Gemeinde den bislang fast reibungslosen Fortgang der Arbeiten eng begleitet.

„Deckenfest“, das ist auch etwas Neues für Linda Hirt, die Vorsitzende des Presbyteriums, die sich sichtlich freut, Worte des ehrlichen Dankes aussprechen zu können: „Die Zusammenarbeit aller miteinander ist sehr, sehr gut, sehr partnerschaftlich und freundlich“, sagt sie vor zahlreichen Gästen, den drei Pfarrern Renz Schaeffer, Daniela Büscher-Bruch und ihrem französischen Kollegen Robin Sautter, vor Presbyteriumskollegen und zahlreichen Gemeindemitgliedern. Sie alle zollen den Planern und Ausführenden ihren Respekt.

Beim Deckenfest mittendrin ist auch Heinrich Poppen, obwohl der Handwerker bisher am Neubau kaum Hand angelegt hat, eigentlich nur, bevor die Bodenplatte gegossen worden war. „Mehr als die Mehrspartenhauseinführung für die Stadtwerke — sprich Leerrohre eingezogen — habe ich noch nicht gemacht“, lacht der Mann, der bald Sanitär und Heizung installieren wird. „Ich werde aber einer der Letzten auf der Baustelle sein“, sagt Poppen. Das kann auch René Koblank von sich sagen. Er ist der verantwortliche Architekt. Für ihn ist so ein Deckenfest — im Gegensatz zu vielen anderen — übringes nichts Besonderes. „Wir bauen vorwiegend Flachbauten.“ Aber, sagt er: „Auf einem Richtfest war ich noch nie.“