Landwirtschaft Der Regen kommt aus dem Schlauch
Im Mai hat es zu wenig geregnet, das Pflanzenwachstum hängt zwei Wochen zurück. Bauern wie Theo Heyes setzen deshalb Beregnungsanlagen ein.
Willich. Die Leistung der Geräte ist beeindruckend. Bis zu 60 000 Liter Wasser können die Beregnungsanlagen von Landwirt Theo Heyes pro Stunde auf einem Feld verteilen. Diese Fähigkeit macht die Maschinen zu einem unverzichtbaren Bestandteilen der Arbeit des 64-Jährigen. Aktuell laufen sie auf Hochtouren.
„Im Mai hat es wenig geregnet. Das Pflanzenwachstum hängt 14 Tage zurück. Daher sind die Anlagen seit einigen Wochen im Einsatz“, sagt Heyes. Zunächst hat er seine Frühkartoffeln bewässert. Jetzt ist das Getreide dran: „Das muss man normalerweise nicht beregnen.“ Allerdings sei es aktuell so trocken, dass die Pflanzen Symptome von Wassermangel zeigen: „Das Fahnenblatt, also das letzte Blatt unter der Ähre, ist aufgerollt. Das Getreide hat Trockenstress.“ Neben den Zeichen der Natur vertraut Heyes bei der Frage, ob beregnet werden muss, auf seine Erfahrung. Außerdem stehen moderne Hilfsmittel zu Verfügung: „In ihrer App informiert die Landwirtschaftskammer Viersen über den Wasserbedarf.“
In seinem Repertoire hat Heyes zwei verschiedene Beregnungssysteme. Rund um seinen Hof kommt eine strombetriebene Anlage zum Einsatz. Von dort führen insgesamt 600 Meter unterirdisch verlegte Rohre zu Hydranten auf den umliegenden Äckern. Dort werden Beregnungsanlagen angebracht.
Auf weiter abgelegenen Feldern kommen mobile Geräte zum Einsatz. Sie bestehen aus einer Pumpe, einer Trommel und dem Beregner. Die dieselbetriebene Pumpe fördert aus einem Brunnen Grundwasser. „Der Verbrauch liegt bei rund acht Liter Sprit pro Stunde“, sagt Heyes.
In Willich sei die Wasserförderung kein Problem, da der Grundwasserspiegel hoch sei: „In der Anrather Donk liegt er 2,5 Meter unter Erde. An anderen Stellen sind es sieben.“ Regelmäßig muss Heyes bei der Kreisverwaltung Nutzungsrechte für seine Brunnen beantragen. Darin ist vorgeschrieben, wie hoch der Verbrauch sein darf. Nachdem die Pumpe Wasser gefördert hat, fließt es durch Kunststoffschläuche zur Trommel. Sie lösen seit einigen Jahren Metallrohre ab. „Die Schläuche sind einfacher zu verlegen. Außerdem ging an den Übergängen der einzelnen Rohre Druck verloren. Das ist bei den Schläuchen anders“, so Heyes.
Die Trommel, die 20 000 bis 30 000 Euro kostet, ist bei der Bewässerung von zentraler Bedeutung. Sie dient nicht nur zum Aufrollen der rund 500 Meter langen Schläuche. An ihr ist auch eine elektrische Steuerung angebracht. „Wenn ein Problem vorliegt, schaltet sie die Pumpe ab. Diese Technik ermöglicht es, dass wir nachts nicht mehr raus müssen, um die Anlagen zu prüfen“, sagt Landwirt Theo Heyes.
Von der Trommel geht das Wasser zum Beregner. Die Trommel zieht ihn während des Betriebs automatisch zu sich heran. Der Beregner legt bis zu 30 Meter pro Stunde zurück. Wenn die äußeren Bedingungen stimmen, hat der Wasserstrahl eine Reichweite von 40 Metern.
„Wind ist der Feind der Beregnung. Er sorgt für eine unpräzise Verteilung“, sagt Heyes. Auch Temperaturen um 30 Grad sorgen für Probleme: „Da verdunstet ein Viertel des Wassers, ehe es den Boden erreicht.“ Daher sei eine Bewässerung bei bedecktem Himmel oder in der Nacht am effektivsten.