Tönisvorst/Willich "Die Mischung macht's" - wie Tönisvorst und Willich mit Leerständen umgehen
Um Leerstände in den Ortskernen von Tönisvorst und Willich kümmern sich nicht nur die Einzelhändler, sondern auch die Städte.
Willich/Tönisvorst. Manche Einzelhändler starren auf die Konkurrenz durch das Internet wie das Kaninchen auf die Schlange. Andere bleiben gelassen — so wie Stefan Robben vom Werbering St. Tönis. „Ich blicke mit Optimismus nach vorne“, sagt er und berichtet von einem „interessanten Einkaufsstandort“, den man in St. Tönis habe.
Bestätigt fühlt sich Robben durch die jüngste Neuansiedlung im Ortskern: Die Optiker-Kette Pleines hat an der Hochstraße ein neues Ladenlokal bezogen. „Die überlegen sich vorher ganz genau, welches Potenzial ein Ort hat“, sagt der Werbering-Chef zufrieden.
Einige Leerstände gibt es allerdings auch an der Hochstraße. Dies betrifft zum Beispiel das ehemalige „Fotostudio 1“ von Ira Ingenpaß. „Dafür hat es aber schon mehrere Interessenten gegeben“, berichtet Robben. Pohl Moden schließe Ende des Jahres aus Altersgründen, er sei sich aber sicher, dass es für das attraktive Ladenlokal schnell etwas Neues gebe, so der Werbering-Vorsitzende. V.I.P. Jeans zieht von der Hochstraße 36 in eine Immobilie der Sparkasse an der Krefelder Straße — und für das bisherige Ladenlokal gibt es dem Vernehmen nach auch schon Interessenten.
Weniger erfreulich aus Sicht von Robben: Die Deutsche Bank hat ihr Ladenlokal aufgegeben, der Mietvertrag dort laufe aber noch einige Jahre. So lange sei also auch mit einem Leerstand zu rechnen.
Um Leerstände in der Stadt kümmert sich Wirtschaftsförderer Markus Hergett. Auch er sieht „keinen Grund zur Sorge“ in St. Tönis. Von seinem Arbeitsplatz an der Hochstraße aus hat er das Einzelhandelsgeschehen stets im Blick — weshalb er auch sieht, dass im bisherigen „Café Himmlisch“ eine Neueröffnung bevor steht: Zwei Tönisvorster (einer davon hat an der Hochstraße ein Geschäft für italienische Spezialitäten) siedeln dort das Bistro „Bacco“ mit kleiner Frühstücks-, Mittags- und Abendkarte sowie Außengastronomie an. „Das freut mich sehr“, sagt Hergett. Die Stadt ist der Vermieter.
Auch in Tönisvorst seien einige leerstehende Geschäfte zumindest temporär aber nicht zu vermeiden. Was teils auch an alten Ladenlokalen liegt, die zu klein oder stark sanierungsbedürftig sind.
Das gilt auch für die Nachbarstadt Willich, weiß Citymanagerin Christel Holter, die sich schwerpunktmäßig um Leerstände in Alt-Willich kümmert. Sie macht das bereits seit 2011 und kann erfreut feststellen: „Mittlerweile kommen Interessenten sogar auf uns zu, wenn sie ein Ladenlokal suchen.“ Das war zum Beispiel bei der Neuansiedlung von Subway am Kreisverkehr in Alt-Willich so.
Größe des Ladenlokals, Eigentümer, Schaufensterfläche, Mietkosten, mögliche Einschränkungen in der Nutzung — solche Parameter muss Holter jederzeit auf dem Schirm haben. „Je mehr ich weiß, desto größer ist die Akzeptanz, auf mich zuzukommen.“ Und dann könne man auch frühzeitig reagieren, so wie dies an der Kreuzstraße notwendig wird: „Das wird ein künftiger Arbeitsschwerpunkt sein.“
In den ersten Jahren kümmerte sich Christel Holter ganz allein um das städtische Leerstand-Management, seit Juli 2016 hat sie einen Kollegen: Klimamanager Marcell Gellißen ist mit einer halben Stelle für das Ladenlokal-Management in Schiefbahn, Anrath und Neersen zuständig. „Allein war die Aufgabe auf Dauer nicht zu schaffen“, so Holter.
Die Citymanagerin ist froh, dass es in Alt-Willich noch einen „netten Branchenmix“ gibt. Ganz wichtig sei zudem die Belebung durch Außengastronomie, wofür es aktuell mehrere Anfragen gebe. „Auf die Mischung kommt es an“, betont Holter.
Das gilt auch für Schiefbahn, wo in das ehemalige „Matratzen-Lager“ am Gänsejungenbrunnen auf 160 Quadratmetern die Bäcker-Kette Stinges einzieht. Sie wird auch Tische nach draußen setzen.