Die Schweiz in Anrath

Im Garten von Heinz Perseke ist die Schöllenen Bahn im Schmalspur-Format zu bestaunen.

Anrath. Das Bild an der überdachten Außenseite des Gartenhauses sieht gigantisch aus: Es zeigt die Schöllenen Bahn, die inmitten der steilen Steinhänge auf über 1400 Meter von Göschenen nach Andermatt durch die Teufelsschlucht fährt.

"Das gibt es auch in Anrath, nur etwas kleiner", lacht Heinz Perseke und deutet nach rechts. Und da fährt sie live und in Farbe über die Schlucht und durch lange Tunnel. Allerdings im Maßstab 1:22. Das ist das Maß, in dem der Anrather die Bahnstrecke samt Zug nachgebaut hat. Aber nicht nur diese Schweizer Bahn fährt durch seinen Garten. Ein weiteres Schweizer Bähnchen bimmelt entlang der Alpenlandschaft mit ihren Bauernhöfen, Käsereien und Ferienhäuschen, wobei es im letzten Wagon gar muht. Durch die halbhohen Türen schauen Kühe hinaus, die in regelmäßigen Abständen muhen.

Der Aargletscher erstrahlt in seiner ganzen Pracht und der kleine Bahnhof von Susch mit seinem Schieferdach und den Reisenden lässt Urlaubswünsche wach werden. Die Arosa Bahn steht gerade vor dem Bahnhof Chur und wartet auf ihre Abfahrt.

"Der Schweizer Bahnhof ist, wie die Bahn auch, im Original abgebildet. Alles sieht in Groß wirklich so aus", erklärt Heinz Perseke. Allerdings werde der Schweizer Bahnhof gerade renoviert, weiß Tochter Annemarie, die genau wie Mutter Anna dem Schmalspur-Fieber verfallen ist.

So manches Häuschen und Dekostück entlang der Strecke stammt aus ihrer Töpferei, während Anna Perseke den grünen Daumen für die Anlage hat. Die Bonsaibäumchen und alles, was inmitten der nachgebauten Landschaften grünt und blüht, obliegt ihrer Pflege. "Man kann aus jeder Pflanze einen Bonsai machen", schmunzelt die 70-Jährige.

Ehemann Heinz Perseke drückt derweil auf ein Knöpfchen und der Wasserfall in den Alpen beginnt zu rauschen. Das massive Felsgestein besteht aus gewaltigen Steinen und Schieferplatten. "Von unseren Urlauben haben wir immer dicke Steine mitgeschleppt. Im Beifahrerfußraum, und ich musste meine Beine hochlegen", erinnert sich Anna Perseke an manch unbequeme Heimreise. Selbst aus Kreta brachte das Ehepaar Steine mit. Als Handgepäck, versteht. Sonst wäre das Übergewicht zu teuer geworden.

Überhaupt stecken viele Erinnerungen in der Anlage. So steht eine Lambretta auf einem Anhänger hinter einer Lok. "Als Heinz diesen Motorroller fuhr, haben wir uns kennengelernt", sagt Anna Perseke mit träumerischem Blick. Auch das Modell der Isetta, in der Tochter Annemarie als Baby im Urlaub auf dem Rücksitz transportiert wurde, fehlt nicht.

Heinz Perseke ist ein Bastler. Unter seinen Händen verwandeln sich die Materialien in Loks, Anhänger und Co. "Bei einer solchen Bahn ist man eigentlich immer etwas am machen. Dort muss renoviert werden, hier kommt etwas neues hinzu. Es hört nie auf. Aber das ist ja gerade das Schöne", strahlt der 71-Jährige. Am meisten freut ihn, dass seine Familie das Hobby teilt, das 1968 mit einer kleinen Eisenbahn anfing. Die der Opa eigentlich den Enkeln zum Weihnachtsfest geschenkt hatte.