Tulpensonntagszug in Anrath Ein Karnevalszug für den Zusammenhalt
Anrath · 900 Närrinnen und Narren zogen im Tulpensonntagszug durch Anrath. Die Laune war spitze, einige Gruppen hatten die aktuelle Weltlage zum Thema gemacht.
„Hetzer und Despoten – bei uns an Bord total verboten“ steht vorn auf dem mit rauchenden Kanonen ausgestatteten Piratenschiff des Freundeskreises „Mütter-Mafia“. Zum siebten Mal ist die Truppe dabei, „und jedes Mal haben wir ein politisches Motto. Wir sind für Freiheit und Demokratie, heute besonders wichtig“, sagt Julia Timmer, die mit 23 Erwachsenen und 29 Kindern beim Anrather Tulpensonntagszug mitzieht. Den Zusammenhalt der Gesellschaft über Ländergrenzen hinweg leben auch die „Möppeldröpkes“, die zum ersten Mal dabei sind und von Dudelsackspieler Hamish Harrisson unterstützt werden, der eigens für den Anrather Karnevalszug am Samstag aus Schottland angereist ist. Die 22 Teilnehmer des Freundeskreises kommen nicht nur aus den Willicher Stadtteilen, sondern auch aus Duisburg und Brandenburg. „Wir leben Freundschaft, die Menschen sollen zusammenhalten“, findet Aspasia Coppus.
Der Anrather Tulpensonntagszug sei besonders familiär, von Familien für Familien, Neue seien aber dennoch selbstverständlich immer willkommen – sowohl als Teilnehmer beim Zug als auch im Zugverein „Aach Blenge“, sagt dessen Vorsitzender Ralf Faßbender. 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 32 Gruppen laufen dieses Mal mit, das sind 150 mehr als im vergangenen Jahr. Das Wetter spielt ebenso mit, und so versammeln sich am Zugweg wieder viele Närrinnen und Narren, um sich den Zug anzuschauen. „Das ist einfach schön, wenn der komplette Weg voll mit Leuten ist“, sagt Faßbender. Auch die allermeisten Zuschauer sind verkleidet. Und manche von denen, die das Glück haben, unmittelbar am Zugweg zu wohnen, haben Gäste eingeladen und den Vorgarten zur Partyzone gemacht, während die Getränke durchs Küchenfenster gereicht werden.
„Feiern, Singen, Jecke Tön – im Tulpensonntagszug ist‘s wunderschön“ lautet das diesjährige Zug-Motto, das auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lebenshilfe Kreis Viersen bestätigen können. 80 Leute laufen mit, „30 von ihnen sind Menschen mit Handicap“, sagen Beate und Timo Krempe, die sich auch darüber freuen, dass die Aktion Mensch den Wagen, der eine bunte Blumenwiese darstellt, gesponsert hat. Die selbst gestalteten Kostüme stellen Insekten dar. Als Zootiere verkleidet zieht der Freundeskreis „Anrath United“ mit, 43 Personen sind es diesmal.
Alles in Rosa gestaltet ist bei den Jugendfreunden Anrath, die als Barbie und Ken verkleidet für Stimmung sorgen. Auch der Wagen macht was her – und das, obwohl er mal wieder auf die Schnelle gebaut wurde. „Wir fangen immer erst an Altweiber an“, sagt Lukas Böhmer. Erfahrung zahlt sich eben aus, zum ungefähr zehnten Mal sind die Jugendfreunde im Alter zwischen Mitte 20 und Mitte 30 (Ausnahmen bestätigen die Regel) dabei, gerade übernehme die neue Generation die Organisation, sagt Böhmer.
Tolle Kostüme, gute Stimmung und sogar eine eigene Tanz-Choreografie bietet die Wandertruppe, deren Teilnehmer diesmal als Stewardessen und Piloten verkleidet sind. Ihr Frust darüber, dass ihr eigentlich geplanter großer Wagen an neuen Bestimmungen scheiterte, obwohl er schon zu 80 Prozent fertig war, ist ihnen nicht anzumerken. Gleichwohl verkündet ein großes Schild: „Auflagen und Verordnungen mussten wir weichen und den Mottowagen streichen“. Faßbender von den „Aach Blenge“ betont indes, dass die Zusammenarbeit, was neue Bestimmungen betrifft, sehr gut funktioniert habe.