Die Turnerschaft kann wieder feiern
Die Halle an der Corneliusstraße ist zum Veranstaltungsraum umgebaut worden. Unter anderem gibt es dort nun eine Fluchttür.
St. Tönis. Gerade schneiden Mario Sinzinger und Peter Poschmann das dritte große Dachlukenfenster aus. Zwei hat bereits das Team des Dachdeckers Guido Mertens eingebaut. In den nächsten Tagen kommen die Elektriker, verkabeln das Ganze und sorgen dafür, dass sich bei einer Rauchentwicklung die Fenster automatisch öffnen.
Die 1,80 Meter breite Fluchttür mit einem sogenannten „Panikbeschlag“ (trotz von außen abgeschlossener Tür lässt sie sich von innen problemlos öffnen) ist bereits an einer Hallenseite fertig. „Bald können wir hier in unserem Vereinsheim wieder Veranstaltungen mit mehr als 200 Personen ausrichten“, sagt erleichtert der Handball-Abteilungsleiter der Turnerschaft St. Tönis, Michael Dieris. Die Zeit der Provisorien ist dann bei der 1861 gegründeten Turnerschaft mit ihren über 2000 Mitglieder vorbei.
Aufgrund verschärfter Sicherungsbestimmungen waren seit etwa zwei Jahren in der etwa 30 mal zehn Meter großen Halle gesellige Veranstaltungen nur noch sehr eingeschränkt möglich. „So hatten wir damals allein bei Halloween etwa tausend junge Besucher in der Halle“, erinnerte sich Michael Dieris.
Große Karnevalsfeiern mussten im vergangenen Jahr komplett ausfallen. Beim Auftritt der „Krähen“ durften nicht mehr als 200 Personen in der Halle sein. Vor allem die Veranstaltungen, durch die sich junge Leute für die Turnerschaft näher interessierten, waren betroffen.
Der Vorstand um Horst Drießen und Michael Dieris musste handeln, stellte vor etwa einem Jahr in enger und guter Zusammenarbeit mit der Stadt ein Brandschutzkonzept auf, profitierte davon, dass der Leiter der eigenen Ski-Abteilung, Bernhard Kersting, Brandschutzingenieur und Michael Dieris Architekt ist. So konnten die Kosten in Grenzen gehalten werden.
Auch Heinz Schrade von „Elektro Schlossmacher“ war Vereinsmitglied, spielte mit seiner Ehefrau Anne dort viele Jahre Handball und machte einen Sonderpreis. „Dennoch haben uns die ganzen Maßnahmen rund 30 000 Euro gekostet“, sagt Dieris. Rücklagen wurden dafür benötigt.
In den Osterferien sollen die Arbeiten beendet werden. Anschließend erfolgt zum „Antrag für die temporäre Nutzungsänderung einer Turn- und Gymnastikhalle in einen Veranstaltungsraum mit verschiedenen Veranstaltungsgrößen“ (so die offizielle Bezeichnung) noch die Abnahme.
Die Erleichterung bei den Verantwortlichen ist groß. Dieris: „Jetzt können wir endlich wieder so richtig Silvester, Karneval oder Halloween feiern.“ Und auch das Kabarett der „Krähen“ kann bei seinem Gastspiel im Spätsommer wieder mit vollem Haus rechnen.
Damit nicht genug: Die Turnerschaft will die Halle zur trainingsfreien Zeit auch für private Anlässe zur Verfügung stellen, dies können zum Beispiel runde Geburtstage oder Goldhochzeiten sein. Die Aufstellung einer Trennwand ist möglich.
Wie geht es sonst bei der Turnerschaft weiter? Gibt es bald einen neuen Vorsitzenden? Nachdem der bisherige Chef, Karl-Willi Severens, im vergangenen Jahr nicht mehr kandidierte und der Verein derzeit von Peter Stockmanns kommissarisch geführt wird, soll eine Entscheidung bei der Jahreshauptversammlung im Mai fallen. Dazu Dieris: „Wir sind derzeit in guten Gesprächen mit einem neuen Kandidaten für den Vorsitz.“