Kooperation Suchthilfe-Werkstatt baut Nistkästen für den Nabu
Neersen. · Die Teilnehmer eines Workshops des Caritasverbands haben für die Naturschützer in Willich 50 Kästen gebastelt.
Der Anhänger mit dem Naturmotiv und dem Nabu-Aufdruck, der hinter der Eva-Lorenz-Umweltstation vor dem Neersener Schlosspark steht, fällt sofort ins Auge. Unauffälliger ist der weiße Kastenwagen mit dem Düsseldorfer Kennzeichen, der sich langsam rückwärts an den Anhänger heranschiebt. „Da kommt der zweite Schub unserer Nistkästen“, freut sich Jack Sandrock, Leiter der Willicher Nabu-Gruppe, und öffnet die Tür des Anhängers, um umzupacken. In dem weißen Fahrzeug befindet sich nämlich die zweite Hälfte der mehr als 50 Kästen, die von Teilnehmern der Schreinerwerkstatt des Projekts „Etappe“ des Caritasverbands Düsseldorf gebaut wurden.
Bei dem Projekt handelt es sich um eine Werkstatt, in der drogenabhängige Menschen, die an einer Substitutionsbehandlung teilnehmen, ein Stück weit eine Tagesstrukturierung erfahren. „Unsere Teilnehmer wohnen autark, teilweise mit ambulanter Betreuung. Sie besuchen die Werkstatt, wo in einer Arbeitsatmosphäre ohne Druck gearbeitet wird“, erklärt Projektleiterin Silke Frey. Innerhalb mehrerer Wochen entstanden dort die Nistkästen, die von der Willicher Nabu-Ortsgruppe in Auftrag gegeben worden waren. Die vor Jahren aufgehängten Steinkauzkästen sind teilweise in die Jahre gekommen und müssen erneuert werden. Zudem möchte der Nabu weitere Nisthilfen aufhängen, um praktischen Artenschutz zu praktizieren, und dafür bedarf es der neuen Modelle.
Der Kontakt kam im
vergangenen Sommer zustande
„Ich hatte eine Information bekommen, dass der Caritasverband Düsseldorf Nistkästen bauen könnte, und habe dort im Sommer einfach angerufen“, erinnert sich Jack Sandrock. Das Erstgespräch mit Silke Frey verlief auf der ganzen Linie positiv. Daraufhin besuchten Monika und Jack Sandrock die Schreinerwerkstatt des Caritasverbands. Die beiden waren beeindruckt von der Arbeit, die dort geleistet wird, und orderten 50 Nistkästen, von der Halbhöhle über den Fledermauskasten bis hin zum Steinkauzkasten. „Wir haben dann die Baupläne vom Nabu für die verschiedenen Nisthilfen erhalten und uns entsprechend der Anleitungen an den Bau gemacht. Dabei haben wir oftmals altes Holz aufgearbeitet“, berichtet Sergio Perdighe, der die Schreinerwerkstatt leitet.
Für die Steinkauzkästen musste Arbeitsmaterial geordert werden. Da dieses nur in bestimmten Mengen geliefert wird und entsprechend Material übrig blieb, bauten die Teilnehmer statt der fünf bestellten Kästen gleich drei weitere dazu, sodass es insgesamt 53 Nisthilfen für die verschiedenen Vögel und Fledermäuse wurden. Alle waren mit Feuereifer bei der Sache, denn etwas Nachhaltiges für die Natur zu tun, sprach die Teilnehmer an. „Es hat viel Spaß gemacht“, sagt Teilnehmer Axel.
Bislang wurde in der Schreinerwerkstatt hauptsächlich Kinderspielzeug von Kindertagesstätten repariert. Auch eine schöne Aufgabe, aber aus einem ganz anderen Bereich. Zumal der Nabu Willich nicht nur einfach die Bestellung in Empfang nahm, bezahlte und „Danke“ sagte. Die Ortsgruppe lud die Teilnehmer zusammen mit Silke Frey und Sergio Perdighe für die beiden Übergaben in die Eva-Lorenz-Station zu einem jeweiligen gemütlichen Beisammensein mit geselligem Austausch und vielen Informationen über die Projekte der Willicher Ortsgruppe ein.
Der Nabu betont den Sinn
der Arbeit in der Werkstatt
Das menschliche Miteinander ist den Sandrocks von der Ortsgruppe nämlich wichtig. Sie möchten den Menschen von „Etappe“ den ökologischen Nutzen und damit die Wertigkeit verdeutlichen, die die angefertigten Nisthilfen darstellen. Wobei sich beim Treffen auch die beiden jungen Leute, die bei der Stadt Willich ein Freiwilliges Ökologisches Jahr machen, einbrachten. Sie nehmen aufgrund der engen Kooperation von Nabu und Stadt an verschiedensten Aktionen der Ortsgruppe. „Für uns ging diese Aktion weit über die eigentliche Herstellung hinaus. Wir haben hier eine große Wertschätzung erfahren, und das tut unseren Teilnehmern gut. Sie können zeigen, was sie zu leisten vermögen, und wir können auf diesem Wege vielleicht auch einige Vorurteile abbauen, die Menschen entgegenschlagen, die mit einem Drogenproblem zu kämpfen haben“, sagt Silke Frey.
Der Nabu Willich und der Caritasverband Düsseldorf sprechen von einem beginnenden Netzwerk. Der Nabu hat bereits weitere 50 Kästen geordert, die im Rahmen des kommenden 50-jährigen Bestehens der Stadt Willich von der Verwaltung getragen werden. Wobei bei „Etappe“ nur die Materialkosten und ein kleiner Stundenlohn bezahlt werden müssen.