Mitglieder-Versammlung CDU-Chef will bei der Kommunalwahl die absolute Mehrheit
Willich · Gute neun Monate vor der Wahl wurde Vorsitzender Christian Pakusch in Willich mit 72,5 Prozent im Amt bestätigt.
Das war sein Moment. Als sein Engagement für die Partei gewürdigt wird, 139 CDU-Mitglieder ihm stehend applaudieren und Respekt zollen, da fühlt sich der streitbare „Querkopf“ zurecht geehrt, genießt und erheitert die Versammlung: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich so beliebt bin, hätte ich als Bürgermeister kandidiert.“ Mit einem Augenzwinkern verlässt der Neersener Heinz Amfaldern, der von 1975 an dem CDU-Parteivorstand angehörte, das Podium und macht Platz im Willicher Führungsteam.
Das hat „ein schwieriges Jahr“ vor sich. Ein herausforderndes. Es ist das Jahr der Kommunalwahl. Der am Mittwoch bestätigte Parteichef Christian Pakusch (35) hat ein ambitioniertes Ziel ausgegeben: 2020 feiert die Stadt Willich ihren 50. Geburtstag. 50 Jahre, die, sagt er, „sehr stark von unserer Partei geprägt worden sind“. Und die Zahl 50 soll auch vor dem Komma stehen, wenn am Wahlabend des 13. September die Ergebnisse feststehen. Ausgerufenes Minimalziel: „Wir wollen stärkste Partei bleiben.“ Maximale Ausbeute: „Wir wollen wieder unabhängig sein.“ Pakusch peilt nichts weniger als die absolute Mehrheit für die CDU an. Obwohl mindestens fünf Parteien/Wählergemeinschaften in Willich antreten könnten.
Den ersten Sieg auf dem Weg dorthin hat Pakusch auf der Mitgliederversammlung bei Schmitz-Mönk in Anrath um 21.32 Uhr eingefahren. Er wird als Parteichef bestätigt. 100 von 138 gültigen Stimmen gehören ihm. Das sind knapp 72,5 Prozent. 70 Prozent wollte er. Es ist ein besseres Ergebnis als vor zwei Jahren. Glatt, aber ohne Glanz. Solide, aber nicht mitreißend. Pakusch kommentiert auch eher nüchtern: „Das ist gut.“
Es ist ein Arbeitssieg nach fleißigen 24 Monaten. 51 neue CDU-Mitglieder sind nicht selbstverständlich. Der frühzeitig und gemeinsam erarbeitete Leitfaden ist der Kompass für die Inhalte. Die Erläuterung konkreter Sachthemen überlässt er Fraktionschef Johannes Bäumges, der das Selbstbewusstsein der Partei poliert und einfordert: „Wir müssen brennen!“
Pakusch konzentriert sich an dem Abend darauf, die CDU als Einheit einzuschwören. Streiten in der Sache, ja das könne, das müsse man, aber „am Ende zusammenstehen“. Er betont mehrfach, wie wichtig es sei, Zusammenhalt nach außen auszustrahlen. Er ist an diesem Abend nicht der einzige, der das tut. Uwe Schummer, Dieter Lambertz, Paul Schrömbges und weitere tun es ihm nach. Auch aus gegebenem Anlass.
Pakusch wählt die Rolle des Teamplayers, lobt die Zusammenarbeit mit der Fraktion, die Impulse aus den Parteigremien Frauen-Union, MIT, CDA, Junge Union etc.
Bürgermeister Josef Heyes attestiert der Vorsitzende die höchste politische Tugend überhaupt, die Funktion „des Kümmerers“ um die Anliegen der Bürger. Die CDU-Bürgermeisterkandidatur soll an diesem Abend kein Thema sein. Josef Heyes soll die Zeit bekommen, die er für seine Entscheidung, ob er weiter macht oder nicht, benötigt. Angekündigt ist sie für spätestens Anfang 2020. Die Geduld fordert Paksuch von seiner Partei ein. Die Kümmerer-Rolle für die Partei nimmt er an. „Ich muss den Laden zusammenhalten“, sagt Pakusch im Pressegespräch.
Auf dem falschen Fuß erwischt, zumindest „überrascht“, hat ihn der Auftritt von Heyes’ Sohn Christoph in der Aussprache. Christoph Heyes, zu JU-Zeiten mit Pakusch ein eingeschworenes Team, ist nach Berliner Jahren seit eineinhalb Jahren wieder in der Stadt. Mitglieder hätten ihm ihre Sorge um die CDU zugetragen, weil die Partei „inhaltlich weniger wahrnehmbar sei“, es weniger Veranstaltungen gebe, der Eindruck herrsche, manchen gehe es um die persönliche Karriere statt um die Partei. Er, sagt Heyes junior, habe wenige Inhalte in der Pakusch-Rede gehört. „Ich will hören, wofür wir stehen, nicht wofür wir stehen sollten. Nur hohle Phrasen bringen uns nicht weiter.“
Auf dem Podium bleibt Pakusch trotz des Affronts auf Harmoniekurs, bietet Heyes „jederzeit ein persönliches Gespräch an“, lädt ihn ein, mitzuarbeiten. Wie früher. Im kurzen Pressegespräch wirkt Pakusch kämpferischer. Die CDU Willich faul? Den Vorwurf lässt er nicht stehen. Weder für die Partei, noch für sich persönlich. „Ich habe Visionen für die Stadt. Mehr als viele andere.“