Edeka-Frage spaltet den Ort
Gegner und Befürworter eines zweiten Lebensmittel-Vollsortimenters in St. Tönis kamen am Donnerstag zu Wort.
St. Tönis. Braucht St. Tönis neben Rewe einen zweiten Lebensmittel-Supermarkt unter Edeka-Flagge? Diese Frage spaltet den Ort, wie eine Umfrage der WZ am Donnerstag ergab. Die Rollende Redaktion war dafür auf den Neuen Markt gekommen, auf dem unter anderem Rewe-Kunden parken. Die Resonanz war groß.
Von Hans Ehmann kam „ein klares Nein“ zum Edeka-Markt. Allerdings nur für den diskutierten Standort Maysweg. „Denn in diesem Bereich gibt es mit Aldi, Lidl und Penny schon drei Märkte.“ An einer anderen Stelle in St. Tönis könne er sich Edeka durchaus vorstellen. Fast die selbe Meinung vertrat Armin Denz, der einen gefüllten Einkaufswagen zum WZ-Mobil rollte. Er halte einen zweiten Lebensmittel-Vollsortimenter nur „mitten im Ort“ für sinnvoll. „Aber weil da dafür der Platz fehlt, hat sich Thema insgesamt erledigt.“
Für eine neue Einkaufsmöglichkeit am Maysweg sprach sich Elke Jansen aus. „Ich bin oft in der Gegend unterwegs und kaufe in den dortigen Läden ein. Außerdem hatten wir ja schon mal einen Edeka-Markt in St. Tönis — das hat mir gut gefallen.“ Dieses Geschäft an der Leipziger Straße (van Densen) erwähnten zahlreiche Bürger am WZ-Mobil und erzählten ihre positiven Erinnerungen. Sie habe das Edeka-Aus damals sehr bedauert, sagte Ursula Machul.
Gisela Wegner dagegen vermisst Edeka „überhaupt nicht“. Eine treue Rewe-Kundin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, forderte, dass die Stadt „anstelle eines neuen Supermarktes besser einen neuen Werkzeugladen gebrauchen könnte“. Zwei junge Frauen vertraten ebenfalls die Meinung, dass eine neue Edeka-Filiale nicht nötig wäre: „Die Stadt wird immer leerer. Wenn dann noch außerhalb ein neuer Edeka steht, dann brauchen wir die Innenstadt gar nicht mehr“, so Tanja Jäger, die wie Hacer Hagen in der Paracelsus-Apotheke an der Hochstraße arbeitet.
Heinz Weyers ist davon überzeugt, dass „ein Geschäft durch Konkurrenz von Edeka kaputt geht“. Seiner Ansicht nach wäre es „zwar gut für den Kunden, da die Preise durch die Konkurrenz sinken, aber nicht für die anderen Läden“. Für Elisabeth Stark ist Rewe nach eigener Aussage unverzichtbar geworden. „Die St. Töniser haben nicht jahrelang für diesen Markt gekämpft, damit ihm jetzt durch einen weiteren Lebensmittel-Supermarkt die Existenzgrundlage entzogen wird“, so Stark.
Zum Kreis der Befürworter zählen Renate und Raimund Bahnen. „Wie fahren nach Kempen und Krefeld, um bei Edeka einzukaufen“, sagten sie. Und dort würden sie zahlreiche Tönisvorster treffen, die es genauso machten. Käthe Richter fährt ebenfalls in die umliegenden Orte (Kempen und St. Hubert), um sich bei der Rewe-Konkurrenz einzudecken. Das erzählte sie am Donnerstag an der Rollenden Redaktion. Erna Bollmann lobte in diesem Zusammenhang vor allem das Fleisch bei Edeka. Brigitte Groth würde „die größere Auswahl“ gut gefallen. „Außerdem wäre im Fall eines Edekas am Maysweg der Rewe-Parkplatz nicht immer so überfüllt.“
Als Gegnerin eines zweiten Supermarkts positionierte sich Heike Lüdecke: „Es sollen Leute in den Ort hineingebracht werden — und nicht herausgezogen.“ Martina Weckop äußerte die Meinung, dass St. Tönis bereits heute sehr gut versorgt sei. Die St. Töniser seien sogar „überversorgt“, so Günter Stammes.
Gunhild Taylor sagte, dass sie keinen neuen Markt am Maysweg wolle. „Ich hätte an dieser Stelle lieber ein paar Bäume.“ Auch die Politik war vertreten, in Person des UWT-Fraktionschefs Peter Lambertz: „Wir haben die Innenstadt durch Rewe beleben können. Bei einem zweiten Supermarkt würde alles wieder kaputtgehen.“
„Konkurrenz belebt das Geschäft“ — dieser Satz fiel mehrfach. Auch Günther Schneider brachte ihn an. „Konkurrenz täte auch den Preisen gut“, betonten Wilhelmine und Manfred Zils. Kurt Fruhen ist „grundsätzlich für freie Marktwirtschaft“. Wenn ein großer Vollsortimenter vor Ort sei, könne es nicht Aufgabe der Stadt oder des Werberings sein, diesen zu schützen.