Tönisvorst Ein Bahnchef und seine Zitate

Rüdiger Grube verspricht Verbesserungen. Die Realität sieht doch oft anders aus. Wenn etwa mal wieder die Klimaanlage ausgefallen ist.

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Tönisvorst. Rüdiger Grube ist momentan der Bahnchef und wird alles richten. Er lässt sich gerne mit richtigen Promis interviewen und natürlich fotografieren: Eckart von Hirschhausen, Reinhold Messner, Thomas Gottschalk, Günther Oettinger usw. Diese Interviews werden in der Zeitschrift „mobil“ der Bahn veröffentlicht.

Was kommt für uns geplagte Bahnkunden dabei heraus? Nichts! Die Züge sind genauso unpünktlich wie vorher, man kann sich auf seine Anschlüsse nicht verlassen, usw. Aber ich weiß jetzt, dass Herr Grube immer eine Mundharmonika bei sich hat und darauf spielt (Der Junge mit der Mundharmonika; Spiel mir das Lied vom Tod). Das tröstet mich doch, wenn ich in einem überhitzten Waggon mit defekter Klimaanlage mit einem kostenlosen lauwarmen Kaltgetränk bei mittlerweile drei Stunden Verspätung sitze, so wie am 3. August des vergangenen Jahres.

Zitat: „Ich werde auch 2016 weiterhin meinen Arbeitstag damit beginnen, aus allen Zuschriften, die mich täglich erreichen, drei bis fünf auszuwählen und die Absender persönlich anzurufen.“ Was soll denn bei der Bahn besser werden, wenn der Mann morgens nur rumtelefoniert? Ich habe mal mit einem Brief an Herrn Grube versucht, einen Anruf aus der Grube-Lotterie zu gewinnen, aber dieser Brief wurde vom zentralen Kundendialog in Berlin abgefangen.

Es geht doch nicht, dass ein so wichtiger Mann mit Kleinigkeiten wie Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit seines Unternehmens belästigt wird, er muss sich auf sein nächstes Interview vorbereiten. Er sollte sich vielleicht mal Gedanken darüber machen, warum ihn so viele Zuschriften erreichen, Dankesschreiben werden es wohl nicht sein.

Zitat: „Zum Beispiel wird der neue doppelstöckige Intercity, der Intercity 2, das Bahnfahren noch angenehmer machen.“ Hier wird für meine Begriffe ein Fehleinkauf nur schöngeredet. Wer hat Euch denn diese Züge angedreht?

1. Die Gepäcknetze sind für das Gepäck von Fernreisenden nicht geeignet, aber dafür gibt es drei Gepäckstationen in jeder Etage, jeweils zwei im Ausstiegsbereich, das sind Selbstbedienungsläden für Kofferdiebe. Seit man mir einmal den Rucksack ausgeräumt hat, halte ich mein Gepäck immer im Fußbereich, wenn das Gepäcknetz zu klein ist. Sehr angenehm. Jedes Regionalbähnchen bietet da mehr Stauraum.

2. Fernreisende haben in der Regel großes Gepäck, und es ist für sie sehr angenehm, das Zeug nach dem Einstieg noch vier Stufen abwärts oder sieben Stufen aufwärts zu schleppen, in der Gepäckstation zu deponieren und ständig ein Auge darauf zu haben, denn man sitzt teilweise mit dem Rücken zu seinem Gepäck.

3. Wenn man im alten IC 1 Lust auf einen Kaffee hatte, ging man ins Bordbistro und bestellte sich einen. Im IC 2 ist es noch angenehmer: Man muss warten, bis eine Service-Kraft mit ihrem Rotkäppchenkorb durch die Gänge stolpert und fragt: „Wolle Kaffee kaufe?“ Eine vernünftige Mahlzeit können Sie sowieso vergessen.

4. In der oberen Etage sind die Kleiderhaken so intelligent angebracht, dass man seine Jacke ständig vor der Nase hat, kann sie wenigstens nicht geklaut werden oder man legt sie ins Gepäcknetz, dafür ist Platz genug.

5. Die Sitzabstände sind fünf Zentimeter kürzer als im normalen Intercity, aber auf diese Weise werden viele Leute auf kleinstem Raum befördert, natürlich mit IC-Aufschlag.

Kommentar meiner Skatschwester Gisela dazu: „Was du nur immer über den Herrn Grube lästerst. Der tut doch nichts!“