Tag der offenen Moschee in Willich Moschee braucht kein Minarett

Willich. · In Corona-Zeiten muss jeder Gläubige seinen eigenen Gebetsteppich mitbringen. Mit Klebeband sind Abstandsmarkierungen angebracht worden.

Zu den Besuchern gehörte der künftige Bürgermeister Christian Pakusch (2.v.l.).

Foto: Norbert Prümen

(barni) Das Coronavirus und Regenwetter – das sind nicht die besten Voraussetzungen, um viele Besucher anzulocken. Kerim Isik, Vorsitzender der islamischen Gemeinschaft, ahnte, dass der Tag der offenen Moscheen weniger Neugierige als sonst anziehen würde. Er lobte das harmonische Zusammenleben von Christen und Moslems, wie es in Willich praktiziert wird. Ein deutliches Zeichen hierfür: Isik wurde als Vertreter der CDU in den künftigen Stadtrat gewählt.

„Kurallara uyalim“ stand auf einem großen Zettel. Zum Glück für alle, die sonst nicht in der Moschee verkehren, gab es auch eine Übersetzung ins Deutsche: „Bitte an die Regeln halten.“ Rabia und Tuana (beide 17) achteten darauf, dass sich jeder Besucher in eine Liste eintrug. Im Gegenzug gab es eine Rose.

Tuana ist eine der vier Töchter von Kerim Isik. Sie besucht die Gesamtschule und möchte anschließend Medizin studieren. „Willich ist längst unsere Heimat geworden“, sagte ihr Vater. Der 44-Jährige erklärte, was in einer Moschee passiert. Die Kacheln mit der orientalischen Ornamentik, die es kaum in einem deutschen Baumarkt geben dürfte, seien aus der Türkei importiert worden. Nein, die Willicher Moschee brauche kein Minarett, das Geld investiere man lieber in die Jugendarbeit.

Spielfläche neben der Moschee
ist auch für Christen geöffnet

Die große Spielfläche direkt neben der Moschee stehe auch jungen Christen offen. Die Besucher erfuhren, dass es seit 1996 eine islamische Gemeinde in Willich gibt. Der damalige Standort befand sich an Neusser Straße/Ritterstraße. Isik erklärte, dass in Corona-Zeiten jeder Gläubige seinen eigenen Gebetsteppich mitbringen müsse. Mit Klebeband sind derzeit Abstandsmarkierungen auf dem Teppich befestigt.

Die Besucher erfuhren etwa, dass die Gemeindemitglieder still sein müssen, wenn der Imam von der Empore am Fenster aus spricht, und dass Frauen in der ersten Etage beten, „damit die Männer nicht auf dumme Gedanken kommen“. Zu den Besuchern gehörten der künftige Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) und Thomas Staar – der als Kontaktbeamter für alle muslimischen Institutionen im Kreis Viersen zuständig ist. Er lobte die Gemeinde als Vorbild: „Im Gegensatz zu anderen Imamen bemüht sich Yusuf Ertürk, die deutsche Sprache zu erlernen.“

(barni)