Tönisvorst Ein gutes Jahr für die Apfelernte
Die Obstbauern aus Tönisvorst ziehen vor dem anstehenden Jahreswechsel eine positive Bilanz der diesjährigen Ernte.
Tönisvorst. „Wir sind zufrieden. Es war ein gutes Apfeljahr“. Das ist der Satz, den die beiden Tönisvorster Obstbauern Rudolf Steves und Bernd Schumacher unisono aussprechen. Es sei allerdings ein Jahr der Kontraste gewesen, fügt Schumacher an. Was die Obstbauern erfreute, war, dass es weder Schäden durch Frost noch durch Hagel gab. Das Frühjahr präsentierte sich überdimensional nass und ließ erste Sorgen um die Apfelernte aufkommen. „Teilweise war die Blüte ein bisschen verregnet, aber ansonsten hat alles super funktioniert“, sagt Steves.
Letztendlich machte der viele Niederschlag die Äpfel sogar größer. Nach dem Regen setzte die Trockenheit ein und das mit sehr viel Sonne. Etwas, dass bei Sorten wie Jona Gold zum Beispiel nicht so gut ankam. „Es gab Sorten, die hatten wirklich mit Sonnenschäden in Form von Sonnenbrand zu kämpfen. Je nach Sorte mussten wir einen Ausfall von 30 Prozent hinnehmen“, berichtet Schumacher. Andere Sorten wie Braeburn, Rubinette und Fuji kamen hingegen mit der Sonne gut zurecht. Das warme Wetter ließ den Zuckergehalt in den Äpfeln steigen, wie die Messungen mit dem Refraktometer während der Ernte zeigten. Ein Plus für den Geschmack, denn viele Sorten haben in diesem Jahr eine besondere Süße. „Wir haben eine sehr gute Apfelqualität“, hebt Steves hervor. Die Ernte lief bei optimalem Wetter, denn es blieb bis auf einige wenige Tage trocken. Wobei die letzten Sorten, Braeburn und Fuji, noch bis Anfang November geerntet wurden.
„Die Elstar-Ernte ist in diesem Jahr etwas kleiner ausgefallen. Aber davon merken unsere Kunden nichts, weil wir einfach weniger Äpfel an die Wiederverkäufer abgegeben und mehr ins eigene Lager gepackt haben“, sagt Steves. Aktuell laufen auf den Obstbetrieben die Neuanlagen von Apfelbaumplantagen. „Dadurch, dass wir nur ganz wenig Frost hatten, sind wir mit den Arbeiten sehr gut voran gekommen“, sagt Schumacher.
Zudem beschäftigt der Rückschnitt die Obstbauern, und das wird auch in den nächsten Wochen das alles bestimmende Arbeitsfeld sein. Und natürlich läuft der Verkauf der Äpfel, die genauso frisch und vitaminreich daherkommen, als wären sie gerade geerntet worden. Das Zauberwort heißt hier ULO-Lager. ULO kommt aus dem englischen und bedeutet Ultra Low Oxygen, was übersetzt „wenig Sauerstoff“ heißt. Das Obst wird direkt nach der Ernte in diesen speziellen Lagerräumen eingelagert. In den Räumen senken die Obstbauern den Sauerstoffgehalt von normal 21 auf durchschnittlich 1,5 Prozent ab. Zeitgleich fahren sie die Temperatur nach unten und das entstehende Kohlendioxyd wird mittels Kohlefiltern aus der Luft gewaschen. Alles läuft computergesteuert, aber nichtsdestotrotz messen die Obstbaumeister den Sauerstoffgehalt der Räume regelmäßig per Hand nach.
Es existieren verschiedene Lagerräume, in denen die Apfel- und Birnensorten, ihren jeweiligen Bedingungen entsprechend, gelagert werden. Birnen brauchen aufgrund ihres hohen Zuckergehaltes eine Temperatur von —1,5 Grad Celsius. Äpfel mögen es nicht so kalt. Während sich der Boskop und der Cox bei vier Grad und einem Sauerstoffgehalt von zwei Prozent am wohlsten fühlen, mag der Elstar lieber eine Temperatur von 0,5 Grad und ein Prozent Sauerstoff. Bei diesen Voraussetzungen hält er sich am besten frisch.
Der mit modernster Technik eingeläutete „Winterschlaf“ der Äpfel versorgt die Kunden weit über die eigentliche Erntezeit hinaus mit Obst, das schmeckt wie frisch gepflückt und auch dementsprechend gesund ist. In den ULO-Lagern hat das Obst keine Möglichkeit, seine Inhaltsstoffe zu veratmen, daher bleiben die Vitamine und Mineralstoffe erhalten. „In der Regel reichen unsere Äpfel immer bis zur nächsten Saison, wobei einzelne Sorten auch schon mal früher ausverkauft sind“, sagt Steves. Das trifft in diesem Fall auf Belida zu. Diese Sorte ist bei Steves nicht mehr zu haben.