Ein Team für alle harten Fälle

Lokale Agenda-Gruppe begleitet schwer vermittelbare Jugendliche auf dem Weg vom Klassenzimmer in Büro oder Werkstatt.

Willich. Sie haben so manche „Mission Impossible“ möglich gemacht: die ehrenamtliche Agenda-Arbeitsgruppe Jugend und Wirtschaft. Ihr Ziel ist es, sich vor allem um die „harten Fälle“ zu kümmern, Entlassschüler der Haupt-, Real- und Gesamtschule für den praktischen Ausbildungsmarkt fit zu machen, sie im Praktikum oder in der Lehre zu begleiten. Jetzt blickten die Wegbegleiter auf ihr zehnjähriges Bestehen zurück. Die Jubiläumsveranstaltung mit Politikern, Unternehmern, Vertretern von Stadtverwaltung, Arbeitsagentur, IHK und Kreishandwerkerschaft fand am Freitag in der Robert-Schuman-Gesamtschule statt.

Solch einen „harten Fall“ schilderte Jürgen Paland, einer von zehn Männer und Frauen der Arbeitsgruppe. Erst kürzlich gelang es ihnen einen 20-Jährigen zu vermitteln, der zweimal das 9. Hauptschuljahr abgebrochen hatte, aber unbedingt Mechatroniker werden wollte.

Bei einem Willicher Kfz-Betrieb wurde ihm ein sechsmonatiges Praktikum ermöglicht. Paland: „Er hat die Zusage, dass er als Auszubildender übernommen wird, wenn er sich parallel schulisch weiterbildet und den Hauptschulabschluss macht.“ „Sie machen eine hervorragende präventive und vor allem nachhaltige Arbeit“, sagte bei der Podiumsdiskussion IHK-Vertreter Frank Lorenz. Hans Peter Jansen, Rolf Born und Marie-Luise Schwelms konnten darauf stolz sein. Auch als Hermann-Josef Müller, Rektor der Willi-Graf-Realschule, und Verbindungslehrerin Anja Ingenbleek Beweise lieferten: So sei die Arbeitsgruppe schon beim Bewerbungstraining in Stufe 9 sehr aktiv, wie auch in der Begleitung der Schüler bei irgendwelchen Hemmnissen.

110 Realschüler würden bald entlassen. Von ihnen, schätzte Müller, gehen 20 Prozent in die praktische Ausbildung. Es blieben sicherlich „ein bis zwei der besonderen Fälle“ übrig. Früher, als die lokale Arbeitsgruppe noch nicht an der Schule war, seien es fünf bis sechs schwer vermittelbare Jugendliche gewesen.

CDU-Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer schätzte die Arbeit des Teams genauso wie einige Unternehmer und Bürgermeister Josef Heyes: „Während einige Agenda-Gruppen doch sehr ausgedünnt sind, ist diese immer am Ball geblieben und hat Außerordentliches geleistet.“

Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Schule und was dann?“ unterstrichen die Teilnehmer, das noch einiges zu tun ist. Leitende IHK-Mitarbeiter sprachen in der Region Mittlerer Niederrhein von 12 500 Ausbildungsverhältnissen. Nahezu jedes fünfte werde vorzeitig aufgelöst. Natürlich wurde an die Betriebe appelliert mehr Praktikumsplätze bereitzustellen und Jugendlichen auch bei nicht so guten Zeugnissen eine Chance zur praktischen Ausübung ihres Berufswunsches zu geben. „Aber auch die Jugendlichen müssen mitziehen“, sagte der Willicher Unternehmer Klaus Hempel.