Klöncafé: Zeit für Menschen in Not

Die Initiative St. Anna bietet in Not geratenen Menschen aus St. Tönis die Chance, in Ruhe über ihre Probleme zu sprechen.

St. Tönis. Es ist Mittwochnachmittag in St. Tönis. Die Kuchengabeln im Klöncafé klappern auf den Tellern, Kaffee fließt aus Kannen in weiße Tassen. Obwohl rund 20 Menschen um den Tisch sitzen, ist es erstaunlich ruhig — hin und wieder ertönt ein Lachen. Die Atmosphäre im Raum ist entspannt, trotzdem liegt etwas in der Luft. Blickt man in die Gesichter mancher der dort scheinbar sorglos sitzenden Menschen, zeichnen sich Spuren von Schicksalen ab.

„Hier können sich die Leute alles von der Seele reden“, sagt Ilse Backhaus von der Initiative St. Anna. Vor zwei Jahren hat sie das Klöncafé mitbegründet. Wer bei ihr vorbeischaut, der steckt in einer Krise — sei es finanziell, persönlich oder durch Krankeit bedingt. Obwohl krank ein Begriff ist, den Ilse Backhaus lieber vermeidet. „Menschen, die ins Anna-Haus kommen, sind nicht krank, sondern psychich belastet“, sagt sie.

Zum Klöncafé kommen die Teilnehmer teils über Mund-zu-Mund-Propaganda, teils empfiehlt ihnen das Kreis-Gesundheitsamt den Besuch. „Wir sind eine Anlaufstelle für Menschen die einfach nur reden wollen“, sagt Backhaus. „Wir nehmen uns Zeit. Und es findet in einer persönlichen Umgebung statt, nicht in einer sterilen Praxis.“

Das Angebot wird angenommen. Noch vor einem Jahr fand das Klöncafé bei Ilse Backhaus zu Hause statt — mittlerweile geht es aus Platzgründen in die nahe gelegene Gaststätte Angie’s.

Das Café ist aber nur ein Anlaufpunkt für hilfesuchende Menschen. Das Anna-Haus bietet noch mehr Betreuung, Gespräche und Hilfe zur Selbsthilfe. Seine Anna-Häusler genannten Mitglieder wollen Ansprechpartner und offenes Ohr sein.

„Die Menschen sind mit ihren Problemen alleine“, sagt Ilse Backhaus. Das wollen die Anna-Häusler ändern. „Wir nehmen die Menschen an wie sie sind“, sagt sie. Dadurch, dass man nicht versuche die Menschen zu ändern, so sagt sie, sei ein ganz anderer Kontakt möglich. „Unsere Arbeit ist in erster Linie seelsorgerisch und fürsorglich. Wir machen keine Therapie.“