Festspiel-Bilanz 2010: Gut gespielt und doch verloren

Nur 16.384 Besucher bedeuten ein Minus von 5237 im Vergleich zu 2009. Wetter und WM haben den Theatersommer statistisch getrübt.

Neersen. Die Pressekonferenz am Montagmorgen im Schloss hatte ein gut durchdachtes Drehbuch. Wie immer zum Abschluss der Festspielsaison ziehen Intendanz und Festspielverein Bilanz und nennen Besucherzahlen.

Die waren diesmal so mies wie sieben Tage Regenwetter. Und so begann Hans Kothen, Vorsitzender des Festspielvereins, erst einmal mit dem Dankeschön an die Intendantin Astrid Jacob, ließ sie selbst ein emotionales Fazit ziehen, ehe Geschäftsführerin Doris Thiel die Gründe fürs dicke Zuschauerminus anführte. Und dann, erst dann, die Zahl offenlegte: "16384 Besucher."

Das muss erst einmal verdaut werden: 5237 weniger als 2009. Da kamen 21621 Zuschauer - ein Erfolg, bei dem Astrid Jacob "am Ball bleiben" wollte. Ein Ball ist ihr und dem Ensemble dazwischen gerollt. Fußball-WM, Wetter und Ferien ließen den Festspielsommer nicht zu einem guten Abschluss kommen. Fazit 2010: Gut gespielt, trotzdem verloren.

Bei den Premierenkritiken hatte das Festspielensemble viel Beifall eingeheimst. Trotzdem kamen Besucher nicht in Scharen. Doris Thiel: "Erst lief der Vorverkauf vielversprechend. Dann waren alle auf die WM fixiert.

Sonderaktionen und Verlosungen lösten keinen Run aus. Bei gutem Wetter fanden viele Innenproduktionen statt. Und mit dem Raub der Sabinerinnen begann der Regen."

Astrid Jacob hatte die Stückauswahl "bewusst dem Mainstream des Vorjahres" entgegengesetzt, glaubte an die Zugkraft des international gefeierten Stücks "Der Gott des Gemetzels": "Die Leute haben es verdient, etwas zum Nachdenken zu bekommen." Der Erfolg blieb aus, der Titel hat eher abgeschreckt.

Viel Positives zieht Jacob aus den Reaktionen der Zuschauer vor Ort. Sie kämpft weiter. Zwei verschiedene Spielpläne für 2011 hat sie bereits im Kopf. Motto der Drehbücher: "Alles Theater" oder "Sommerfantasien". Die Damen-Fußball-WM 2011 dürfte den Festspielen Zuschauer jedenfalls nicht zu Tausenden abjagen.