Goßen: Kein eigenes Jugendamt
Politik: Wie wirkt sich eine Entscheidung in Nettetal auf Tönisvorst aus?
Tönisvorst. Es kommt nicht oft vor, dass Ratsentscheidungen aus anderen Städten in Tönisvorst erhöhte Aufmerksamkeit finden. Dazu hat die hiesige Politik genug mit sich selbst zu tun. Aber am Donnerstagabend werden doch eine ganze Reihe von Politikern und Verwaltungsleuten nach Nettetal schauen. Dort entscheidet sich am Abend, ob die Seenstadt ein eigenes Jugendamt bekommt. Bisher gehörte Nettetal in den Verbund von sechs Kommunen aus dem Kreis Viersen, für die bisher das Jugendamt bei der Kreisverwaltung angesiedelt ist.
Jede dieser Städte zahlt nach einem exakt definierten Schlüssel ihren Beitrag an den Kreis — auch Tönisvorst. Wenn nun Nettetal ausschert, verschieben sich die Gewichte, sowohl finanziell wie personell. Ist man darauf vorbereitet? Denkt man in der Apfelstadt vielleicht sogar auch über ein eigenes Amt nach?
Bürgermeister Thomas Goßen sagt es nicht laut, aber er ist kein Freund dieser Idee. „Dazu gehört ein sehr großes Know-How. Das hätten wir morgen am Tag nicht.“ Und im Zweifelsfall dürfe man über Wirtschaftlichkeit nicht diskutieren. Wenn es um das Wohl von Kindern gehe, zähle ausschließlich die Qualität der Betreuung.
Wie sich eine eventuelle Nettetaler Entscheidung auf die Jugendamts-Umlage für Tönisvorst auswirke, lasse sich derzeit noch nicht beurteilen. „Beim momentanen Stand der Dinge ist es sinnvoller, wenn der Kreis es macht“, sagt Goßen. Zu den Finanzen: Im Jahr 2010 überweist die Stadt 5,2 Millionen Euro an Jugendamtsumlage an den Kreis.