Willich Großer Bahnhof für kleine Keramik-Teilchen

Viele Ehrengäste bei der Firma Schunk in Münchheide: Dort wurde ein neuartiger 3D-Drucker in Betrieb genommen.

Foto: Kurt Lübke

Willich. In Puderform lag der an sich diamantharte Werkstoff gestern bei der Schunk GmbH an der Hanns-Martin-Schleyer-Straße in Münchheide in einer Art Wanne. Ein neuartiger 3D-Drucker surrte hunderte Mal über das Puderbett — nicht gefüllt mit Druckerschwärze, sondern mit einem besonderen Klebstoff.

Schicht für Schicht entwickelten sich neue Formen und ein Bauteil, woraus nach weiteren Arbeitsprozessen unter anderem Waschbecken, vor Salzwasser geschützte Abdichtungen an Schiffsschrauben oder schusssichere Schutzwesten entstehen könnten. Anne Lütkes, Düsseldorfer Regierungspräsidentin, blieb es um exakt 10.39 Uhr vorbehalten, per Mausklick den Drucker in Betrieb zu nehmen.

Josef Heyes, Bürgermeister

Lütkes stand inmitten weiterer Ehrengäste, darunter Staatssekretäre, Verantwortliche von Bezirksregierung und IHK sowie Kommunalpolitiker. Der Geschäftsführer von Schunk Ingenieurkeramik Willich, Joachim Heym, hatte sie eingeladen. Heym sprach bei der feierlichen Inbetriebnahme von einem großen Tag, zumal der 3D-Drucker zur Serienreife gebracht worden sei. Für die Zukunft garantiere er, dass jetzt noch schneller und effektiver gearbeitet werden könne.

Das Willicher Unternehmen, eine Tochterfirma der Schunk-Gruppe, hatte sich in Münchheide schon 1990 niedergelassen und dort mit der harten Keramik gearbeitet. Ihr Schmelzpunkt liegt bei rund 1400 Grad Celsius, Stahl bei maximal 1200 Grad. „Leider haben sich viele unserer Produkte so versteckt, dass sie für den Endverbraucher nicht sichtbar sind“, sagte Heym. Er stellte die verschiedensten Anwendungsbereiche vor, so beim Maschinenbau oder beim Personenschutz. Was die speziellen Keramikteile aushalten können, zeigt sich beim Stahlkochen: Dort werden in die Gluthitze Keramik-Stäbe eingesetzt, aus denen Sauerstoff kommt und die eine optimale Feuerung garantieren.

Jetzt ist es dem Unternehmen möglich, aus dem Werkstoff Siliziumcarbid mittels des 3D-Verfahrens Komponenten herzustellen. Interessant dürfte das neue Fertigungsverfahren vor allem für die Hersteller von Bauteilen sein, die eine besonders hohe Festigkeit aufweisen. Bei den gewünschten Formen sind Größen von 1,5 mal 0,7 mal 0,7 Meter möglich. Nach einer speziellen Vorbehandlung, dem Brennen und dem Feinschliff ist dann das gewünschte Produkt fertig. Als erster größerer Auftrag werden auf der neuen Maschine bald spezielle Düsen für eine Rauchgasentschwefelungsanlage hergestellt.

Willichs Bürgermeister Josef Heyes war ebenfalls beeindruckt. Sein Kommentar zu dem 3D-Drucker: „Auf diese Innovation kann auch die Stadt Willich ein wenig stolz sein.“ Geschäftsführer Heym gab das Kompliment weiter, sprach in Richtung der Stadt und zu den Vertretern der Bezirksregierung von einer starken Unterstützung. Heym nannte aber auch Verkehrsprobleme in Willich, vor allem zu Zeiten der Rush Hour.

Jedenfalls scheint das Unternehmen mit seinen rund 200 Mitarbeitern für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Allein die Hallen-Kapazität beläuft sich auf mehr als 18 000 Quadratmeter. In Willich wurde im Vorjahr ein Umsatz von 38 Millionen Euro erzielt, 40 Millionen sollen es in diesem Jahr sein. Bislang hat der Betrieb dort für die neue Technik rund 1,1 Millionen Euro investiert. Heym: „In diesem Jahr dürften noch einmal drei Millionen Euro, so für eine größere Kapazität, dazu kommen.“ Mit 80 Prozent liegt der Exportanteil sehr hoch.