Nach Debatte im Willicher Stadtrat Denkmalschutz: Grüne und CDU befinden sich im Disput
Willich · Grünen-Fraktionschef Christian Winterbach wirft seinem CDU-Pendant Paul Schrömbges vor, die Stadtentwicklung zu erschweren und persönliche Interessen zu verfolgen. Dieser wiederum hatte zuletzt betont, Winterbach wirke selbst aktiv daran mit, „hochpreisigen Wohnraum“ in Alt-Willich zu schaffen.
(jbu) Die Willicher Grünen nehmen die jüngsten Äußerungen des CDU-Fraktionsvorsitzenden Paul Schrömbges zur Denkmalschutzdebatte „mit Verwunderung zur Kenntnis“, wie es in einer Pressemitteilung der Partei heißt. „Anstatt dem demokratischen Mehrheitsvotum mit Stimmen von Grünen, SPD, FDP und ‚Für Willich‘ sowie der Expertise der zuständigen Fachbehörden Respekt zu zollen, soll die persönliche Ansicht einzelner Lokalpolitiker die Stadtentwicklung in Willich erschweren. Manche Ecke in unserer Stadt wartet dringend auf privates Engagement, das einen Mehrwert für die Gemeinschaft schafft – und nicht jede 30 Jahre leer stehende Schrottimmobilie ist erhaltenswert“, erklärt Grünen-Fraktionschef Christian Winterbach.
Ein Angriff gegen
den politischen Gegner
Die CDU hatte sich für einen Denkmalbereich um St. Katharina in Alt-Willich eingesetzt, weil man „konkrete Hinweise“ darauf habe, dass es nahe der Kirche „beabsichtigt ist, ein Bestandsgebäude abzureißen und durch eine Geschossbebauung zu ersetzen“. Man befürchte, weitere erhaltenswerte Gebäude würden zum Zwecke der „Gewinnmaximierung“ abgerissen werden. Das zeige das Beispiel Kreuzstraße, „nicht einmal die Fassaden der Häuser aus dem 19. Jahrhundert wurden geschützt“, nun entstünden dort „hochpreisige Wohnhäuser“, Winterbach sei aktiv daran beteiligt, führte Schrömbges zuletzt aus, der auch im Kirchenvorstand von St. Katharina sitzt. Ein Angriff gegen den politischen Gegner. Denn Investor des Bauprojekts an der Ecke Kreuzstraße/Brauereistraße, wo eine Tiefgarage, zwei Gebäude mit Einzelhandelsflächen und Wohnungen entstehen, ist Grünen-Fraktionschef Winterbach, der wiederum Schrömbges unterstellt, dass persönliche Interessen hinter dem gescheiterten Vorstoß stecken. Nicht nur die Grünen waren der Ansicht, dass es eine Denkmalschutzsatzung im Zentrum von Alt-Willich nicht braucht; schließlich hätten die Untere Denkmalschutzbehörde und der Landschaftsverband Rheinland (LVR) diese Belange im Blick. Eine Prüfung durch diese Behörden habe es auch bei seinem Bauprojekt an der Kreuzstraße gegeben, sagt Winterbach.
Ratsmitglied Paul Muschiol erläutert: „Einzelhandel, Gastronomie und Kultur benötigen im Zentrum eine Entwicklung nach vorne – mit Stärkung der Wohnfunktion und Gebäuden, die die Anforderungen des 21. Jahrhunderts erfüllen. Bautätigkeit benötigt eine pragmatische Abwägung mit Augenmaß in jedem Einzelfall und im Einklang mit Denkmalschutzfragen.“ Die CDU habe in der Vergangenheit dem Bauprojekt an der Kreuzstraße mit all seinen Facetten zugestimmt, so die Grünen weiter: „Die aktuellen Forderungen stehen im Widerspruch zu den bisherigen Ansichten. Wenn der Denkmalschutz Herrn Schrömbges so wichtig ist, warum wird er dann zum Beispiel bei den Katharinenhöfen in 400 Metern Entfernung als nachrangig angesehen und zur Seite gewischt?“, fragt Ratsherr Manuel Zach.