Schokoriegel in Willicher Martinstüten Ein Zeichen gegen die Kinder-Ausbeutung

Willich · Die Stadt Willich möchte als „Fairtrade Town“ erstmals in die über 10.000 Martinstüten, die an St. Martin verteilt werden, Fairtrade-Schokoriegeln packen. Warum das St.-Martin-Fest und fair gehandelte Lebensmittel zusammenpassen. 

Monika Wagner (l.), Fairtrade-Botschafterin der Stadt Willich, und Werkstudentin Linnéa Foerster vom Team der Stadtplanung freuen sich, dass sie die Martinstüten in diesem Jahr mit einem Fairtrade-Produkt ausstatten können.

Foto: Bianca Treffer

Die Sammler der verschiedenen St.-Martin-Vereine in Willich sind seit einigen Tagen auf Tour und sammeln bei den Bürgern Spenden für die Ausrichtung des Martinsfestes, insbesondere der Tüten mit Süßigkeiten, Obst und Weckmann. Schon etliche Wochen früher ist allerdings die Stadt Willich in diesem Jahr in den Einsatz für das Martinsfest gegangen.

Genau genommen handelt es sich um Monika Wagner, die unter anderem Fairtrade-Botschafterin der Stadt Willich ist. Wagner hat erstmalig ein besonderes Projekt in der Steuerungsgruppe Fairtrade Town Willich angestoßen. „Wir bestücken die Tüten an St. Martin, die Kinder und Senioren bekommen, mit einem süßen Riegel aus dem Fairtrade-Handel“, informiert Wagner. Insgesamt 10 770 Martinstüten rüstet die Stadt mit einem entsprechenden Produkt aus. Alle sieben St.-Martin-Vereine werden entsprechend ihrer vorab gemachten Tütenangaben bedacht.

Gerechte Preise und
Verbot von Kinderarbeit

Vor dem Hintergrund, dass St. Martin das Fest des Teilens ist, möchte Wagner mit der Aktion auf eine besondere Art des Teilens aufmerksam machen. Hinter dem Fairtrade Zeichen stehen Produkte, die gemäß den Richtlinien für den fairen Handel hergestellt werden. Dazu zählen unter anderem gerechte Preise und das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit. Soziale, ökonomische und ökologische Standards müssen eingehalten werden, die wiederum zu besseren Lebensbedingungen der Kleinbauern und Beschäftigten führen.

Verbraucher, die diese Produkte kaufen, unterstützen bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen bewusst. „Gerade in Schokolade steckt viel Kinderarbeit“, berichtet Wagner. 40 Prozent des Kakaos stammen von der Elfenbeinküste, wo auf den Plantagen extrem ausbeuterische Kinderarbeit herrsche. Der Lohnanteil eines Kakaobauern bei herkömmlicher Schokolade liege bei etwas sechs Prozent, sagt Wagner. Für die Aktion kann sie den Finanzierungstopf namens Nachhaltigkeit nutzen, der ihr als Fairtrade-Botschafterin der Stadt zur Verfügung steht.

Bei den St.-Martin-Vereinen in Willich kommt die Idee gut an. „Alle Vereine haben das Angebot angenommen und uns ihre Tütenzahl durchgegeben“, sagt Linnéa Foerster, die als Werkstudentin bei der Stadtplanung im Team Umwelt arbeitet und die Aktion unterstützt. Elke Sprenger vom St.-Martin-Verein Grenzweg findet es toll, dass künftig ein Stück Gerechtigkeit mit in die Tüte gepackt wird: „Es ist ein tolles Angebot. Wir hatten im Vorfeld bereits die Diskussion, ein fair gehandeltes Produkt mit in die Tüte zu nehmen. Damit sensibilisiert man für das Thema und sorgt ein stückweit auch für Nachhaltigkeit. Nun können wir dank der Stadt Willich die Idee umsetzen“, sagt sie.

Beim St.-Martin-Verein Willich wandern in diesem Jahr dank der städtischen Aktion gleich zwei faire Produkte mit in die Tüte. „Wir hatten bereits im vergangenen Jahr einen fair gehandelten Riegel mit dabei, weil uns das Thema am Herzen liegt und St. Martin schließlich für das Teilen steht. Die Zugabe seitens der Stadt freut uns sehr“, sagt Michael Pass.

Auch beim St.-Martin-Verein Schiefbahn strahlt man. „Es ist eine tolle Unterstützung für uns, mit der wir das Bewusstsein für den fairen Handel fördern können. St. Martin steht schließlich für Teilen“, sagt Jessica Wasem.

Sie kann sich vorstellen, dass zukünftig generell ein faires Produkt in die Schiefbahner Martinstüte kommt und das auch ohne Unterstützung der Stadt. „Die Tüte ganz umzustellen, wird nicht möglich sein, aber ein faires Produkt ist durchaus realisierbar“, ist sie sich sicher. Wagner hofft generell, dass die St-Martin-Vereine, die bislang noch ohne faires Produkt unterwegs waren, die Idee aufnehmen und damit im Sinne des Heiligen Mannes handeln, der einst im Winter seinen Mantel mit einem Bettler
teilte.