Heyes verliert — und gewinnt
Der Jubel bei SPD, FDP und Grünen war groß, obwohl der Bürgermeister eine Macht bleibt.
Willich. Das Dankeschön des alten und wiedergewählten Willicher Bürgermeisters an Familie, Stimmenauszähler und Wahlkampfhelfer ging Sonntagabend im Freudentaumel der anderen Ratsparteien unter. Während Josef Heyes’ erster Rede nach seiner Wiederwahl führten die Anhänger von SPD, FDP und Grünen ihre Gratulationsgespräche und -touren durch den Saal weiter. Sie feierten, dass die CDU bei der Ratswahl ihre absolute Mehrheit eingebüßt hat.
Josef Heyes sagte: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem neu zusammengesetzten Stadtrat.“ 20 Minuten zuvor hatte er in Begleitung seiner Frau und seiner Kinder den Ratssaal im Schloss Neersen betreten und strahlend seine persönliche Zweidrittelmehrheit kommentiert. „Das ist der Auftrag des Wählers. Ich werde mich weitere sechs Jahre für diese Stadt einsetzen und und die offenen Baustellen angehen.“ Heyes räumte auch Ärger über schwierige Wahlkampfzeiten ein. „Wäre ich abgewählt worden, wäre ich enttäuscht gewesen.“ CDU-Fraktionschef Johannes Bäumges zeigte sich zufrieden: „Drei Prozentpunkte mehr wären schön gewesen. Fest steht: Wir haben die Wahl gewonnen.“
Hans-Joachim Donath freute sich, dass der Wahlkampfslogan der FDP, „stark vor Ort“, sich gegen den Bundes- und Europatrend in Willich bewahrheitet hat. Donath: „Ich bin sehr zufrieden, mit meinem persönlichen Ergebnis und mit dem meiner Partei. Gegen Josef Heyes anzutreten war schwierig. Mein Ergebnis empfinde ich als phänomenal. Herr Heyes hat den Gegenwind der Bürger gespürt.“ FDP-Parteichef Thomas Brandt warf frohgelaunt dazwischen: „Hauptsache die CDU hat nicht mehr die absolute Mehrheit.“
Als das Gesamtergebnis der Stadtratswahl verkündet wird, setzt für die 47,88 Prozent der CDU Applaus ein. Sie bleibt mit 23 Sitzen zwar stärkste Fraktion im Willicher Rat, verliert aber deutlich, vor allem die absolute Mehrheit mit bislang 28 Sitzen.
Als Wahlleiter Willy Kerbusch anschließend die 26,31 Prozent der SPD durchgibt (13 Sitze), bricht bei den Sozialdemokraten lautes und andauerndes Johlen aus. Riesenjubel auch bei SPD-Kandidat Hendrik Pempelfort: Er hat mit Listenplatz 13 sozusagen in letzter Sekunde ein Ratsmandat erhalten. „Das war eine Zitterpartie. Ich habe einen Puls von 210!“ Nachdem Conny Wingerath ein Direktmandat für die SPD geholt hatte, hieß es für den Jungpolitiker, bis zur letzten ausgezählten Stimme warten.
Ähnlich jubeln die Grünen, die zulegen und 13,27 Prozent erreichen. Sie sind nun drittstärkste Fraktion. Die FDP verteidigt ein zweistelliges Ergebnis (12,54 Prozent).