Ärger über Verkehr, Stau und Abgase

In Neersen beschweren sich Händler und Bürger über die Belastungen durch den täglichen Straßenverkehr mitten durch den Ort.

Symbolbild

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Neersen. Die WZ ist vor Ort. Gesprächspartner sind einige Händler aus Neersen. Treffpunkt ist an der viel befahrenen Hauptstraße.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Ein großer Lastzug aus Polen will gerade die enge Ortsdurchfahrt passieren. Der Fahrer merkt, dass er das nicht schafft. Er fährt zurück, wendet im Kreuzungsbereich Haupt-/Virmondstraße/Rothweg und fährt Richtung Flughafen zurück. Etwa zehn Minuten dauert das Wendemanöver. Der Verkehr staut sich.

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„So geht das hier ständig, es ist kaum zu ertragen“, sagt Doris Leyendecker (61). Sie hat seit 28 Jahren ihr Geschäft an der Hauptstraße. „Erst vor wenigen Tagen musste ich die Eingangstür zumachen, weil wieder einmal ein Stau war und der Geruch der Abgase von den Bussen und Lkw für meine Kunden und mich unerträglich wurde. Von den gesundheitlichen Beeinträchtigungen ganz zu schweigen“. Andere Händler und Dienstleister sehen dies genauso.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Doris Leyendecker über Staus provozierende Wendemanöver auf der Hauptstraße

Eine Kellnerin von „Haus Probst“ berichtet: „Erst in der vorigen Woche habe ich auf der Hauptstraße auf dem Weg nach Hause etwa 20 Minuten im Stau gestanden.“

Christian Kuschner (60), der seit 1996 die Werbeagentur „Digital Express“ an der Hauptstraße hat, sagt: „Wir brauchen an den Einfallstraßen mehr Einfahrt-Verbotsschilder für die Brummis.“ Er befürchtet, dass der Schwerlastverkehr durch den Ort zunehmen wird, wenn in der Nähe des Schwarzen Pfuhls die neuen Ampelanlagen an den Auffahrten der A 52 und A 44 in Betrieb sind — seit Freitag ist das der Fall. „Wenn es zur Rush Hour Staus gibt, suchen sich die Fahrer, die etwa von Viersen nach Mönchengladbach wollen, andere Wege.“ Dies hatten vor Wochen auch Anwohner der Fehlingstraße befürchtet (WZ berichtete).

Doris Leyendecker hat das Buch des Neersener Historikers Wolfgang Boochs „Neersen - Kulturhistorisches Kleinod am Niederrhein“ dabei. Darin erinnert Boochs an die Sanierung der Ortsdurchfahrt vor etwa 16 Jahren, an die neue Pflasterung und neue Gaslaternen. Boochs schreibt: „Neben den positiven Aspekten wurde schon damals die durch die verengte Fahrbahn verbundene Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern heftig kritisiert.“

Worüber sich Doris Leyendecker auch ärgert: „Autos, Busse und Lastwagen fahren oft auf dem Teilstück der nicht so engen Hauptstraße, vor allem von Malteser Straße bis zur zur Kreuzung am Rothweg, viel zu schnell.“ Was Schüler, aber auch ältere Neersener gefährde. „So trauen sich zu bestimmten Zeiten manche Ältere mit ihren Rollatoren gar nicht über die Straße.“

Doris Leyendecker und Christian Kuschner schlagen neben der Aufstellung weiterer Lkw-Verbotsschilder, so auch auf der Virmond- und Kirchhofstraße, vor, den Schilderwald mal grundlegend zu überprüfen. Schilder, die ein Teilstück der Hauptstraße als 30 km/h-Zone ausweisen, sind verblichen, kaum noch zu erkennen. Kuschner hat diese Idee: „Zeichnet eine große 30 auf die Fahrbahn. Oder stellt dort eine mobile Geschwindigkeitsanzeige hin.“

Christian Kuschner, Anlieger der Hauptstraße

Radarkontrollen würden nicht in den kritischen Bereichen, sondern in Neersen meist nur auf der Hauptstraße in Höhe Kapelle Klein Jerusalem gemacht, „und dann zu Zeiten, von 11 bis 14 Uhr, wenn noch nicht viel los ist“, beklagen die Händler. Doris Leyendecker vermisst, dass sich die Stadt in Neersen genauso für die Interessen des Einzelhandels einsetzt, wie sie dies in den anderen Stadtteilen mache. Ein Indiz für Missstände und fehlende Qualität sieht sie in den vielen Leerständen an der Ortsdurchfahrt.

Für bessere verkehrslenkende Maßnahmen wollen sich die Liberalen einsetzen. Ralf Klein, Geschäftsführer der FDP, der einige Jahre sein Geschäftsbüro an der Kirchhofstraße hatte, unterstreicht die Meinungen der Händler. Er hat einen Pressebericht über die Auswertung aktueller Lärmkarten des Landesamtes dabei. Darin heißt es u.a.: „In Neersen ist die Bevölkerung nur gering vom Straßenlärm betroffen. . .“ Über diese Aussagen können Leyendecker und Kuschner nur ungläubig den Kopf schütteln.