Willich „Hoffen ist Voraussetzung für alles“

Nach den Abiturprüfungen wird sich das Leben für die Schüler Julian und Anne verändern. Alles steht auf Anfang.

Foto: Kurt Lübke

Willich. Einen Satz mit „Ich hoffe“ einzuleiten, war bisher für Julian Ockenfelds eher mit Alltäglichkeiten verknüpft. „Ich hoffe, dass heute Kunst ausfällt“ beispielsweise, sagt er und erzählt, dass montags häufiger Englisch ausfiel, die Stunde vor Kunst. „Weil ich an diesem Tag nach der Schule auch noch arbeiten gehen muss, war ich über mehr Zeit ganz froh.“ Normalität eines Schüleralltags.

Diesen Alltag hat der 19-Jährige bereits hinter sich gelassen. Vor einer Woche hatte er seinen letzten Unterrichtstag an der Robert-Schuman-Europaschule in Willich. In gut zehn Tagen beginnt die Klausurphase für ihn, den Abiturienten. Alles anders also. Und danach: Alles auf Anfang.

Hoffnung

Hoffnung — der Begriff ist für den Oberstufenschüler positiv besetzt. Also nicht im Sinne von „den letzten Strohhalm ergreifen“. Hoffen verquickt Julian mit Zuversicht, mit Möglichkeiten.

„Hoffnung ist doch die Voraussetzung für alles“, sagt auch Anne Schmitz, 19. „Fürs Handeln, für Veränderungen, für Entscheidungen.“ Genau an dieser Schnittstelle stehen sie, Julian und die anderen Mitschüler aus Stufe 13 gerade jetzt, mitten im Abi, auf dem Sprung ins Leben — bald lernen und leben sie möglicherweise an einem anderen Ort, in anderer Umgebung, auf jeden Fall mit anderen Menschen.

Julian: „Bisher war es doch so: aufstehen, essen, zur Schule gehen.“ Nun stehe die Veränderung bevor, komme mehr und mehr Abschiedsstimmung in der Stufe auf. „Aber das ist noch gar nicht in unseren Köpfen angekommen.“

„Ich hoffe, dass mich mein Gefühl nicht täuscht.“ Das sei, sagt Anne, für sie bisher ein typischer Satz im Zusammenhang mit dem Begriff „hoffen“ gewesen. Nach Klausuren etwa. Nun hofft sie, dass sie auch in Zukunft noch die Freunde treffen wird und sie weiter etwas zusammen machen.

Hoffen und Bangen- das Wortpaar koppeln die beiden Schüler nicht, wenn sie über ihre anstehenden Abiturklausuren nachdenken. Julian: „Bestehen ist nicht die Schwierigkeit.“ Er peilt beim Durchschnitt eine Eins vor dem Komma an. „Das ist realistisch, wenn alles normal läuft.“ Druck spürt er nicht, Hoffnungen anderer muss er nicht erfüllen, eine Numerus Clausus-Hürde hat er noch nicht vor sich. „Ich möchte das schaffen. Das ist mein eigener Anspruch.“

Anne hat schon einmal mit dem Gedanken gespielt, Medizin zu studieren. „Da liegt der Numerus Clausus zurzeit bei 1,1 oder 1,2. Für mich ist das eher unrealistisch. Aber ich kämpfe, hole das Beste raus, will mir aber keinen Druck machen und machen lassen.“

Beiden steht tatsächlich die Zukunft offen. Denn einen festen Weg in ein Berufsleben, den sie mit dem Reifezeugnis im Gepäck einschlagen wollen, haben beide noch nicht abgesteckt. Julian: „Ich weiß noch gar nicht, was ich tun werde. Erst einmal geht es für en halbes Jahr nach Australien und dann habe ich immer noch mindestens ein Jahr, um mir etwas zu überlegen.“ Ein Studium peilt er an, etwas im medizinisch-biologischen Bereich, „denn da bin ich relativ gut“.

Man erhoffe sich ja, sagt er, „einen Job zu finden, in dem man gut ist und gleichzeitig glücklich, man also gern zur Arbeit geht.“ Letzteres ist etwas, was ihm sein Vater mit auf den Weg gibt.

Anne stimmt zu: „Gerne zur Arbeit gehen“, das sei das Ziel, „Geld spielt am Anfang nicht die große Rolle“. Wenn einem die Aufgabe liege, dann könne man sich ja voranarbeiten.

Julian Ockenfelds (19)

Julian würde am liebsten etwas tun, „wo man reisen kann, viel reisen, um möglichst viel von der Welt zu sehen. Eventuell kommen einem dabei auch andere Gedanken“.

Anne wird sich erst nach den Abiturprüfungen mit ihrem weiteren Werdegang beschäftigen. „Studium? Ja auf jeden Fall. Ich fange da an, was mich anspricht. Und dann sehe ich weiter.“

Und was erhoffen die Lehrer für ihre Schüler? Anne: „Sie wünschen uns einen guten Abschluss und alles Gute für den neuen Lebensabschnitt.“ Julian: „Und, dass Erinnerungen an Unterrichtsmomente bleiben. Sie hoffen, dass ein paar Aspekte bei uns länger hängen bleiben.“