Willich Polizeiwache bald nicht mehr rund um die Uhr besetzt

Die Polizei will in der inneren Organisation Personal einsparen, dafür aber die Präsenz im öffentlichen Raum erhöhen.

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Kreis Viersen. Wenn eine Behörde wie die Polizei von „organisatorischen Anpassungen“ spricht, stellen sich bei vielen Menschen, im Regelfall zuerst bei der Politik, die Nackenhaare hoch. Ähnlich wie bei einem Wirtschaftsunternehmen vermuten viele: Es wird am Personal gespart. Und ja, das ist für die Bereiche Willich und Kalendenkirchen so. Und auch Kempen ist davon betroffen. Das ist — zumindest dem Wortlaut nach — die schlechte Nachricht. Glaubt man Manfred Krüchten, Chef der Polizei, fallen nur bei der inneren Organisation Stellen weg. In Wirklichkeit erhöhe sich die Präsenz der Beamten.

Der Reihe nach: Die Kreispolizei plant, die Wachen Willich und Kaldenkirchen nicht mehr rund um die Uhr zu besetzen. Sie hätten dann einen Status ähnlich dem eines Postens. In beiden Städten soll künftig zwischen 22 und 7 Uhr sowie am Wochenende das Licht ausgehen. „Jede Funktion, die durch eine solche Einsparung frei wird, macht sich mit 6,3 Planstellen bemerkbar. Und die kann man gut in anderen Bereichen einsetzen“, sagt Krüchten. Er denke da an die Bekämpfung der Einbrüche oder der Radfahrerunfälle.

Krüchten untermauert das Vorhaben mit Zahlen: Im vergangenen Jahr seien in den Nachtstunden in der Willicher Wache an der Grabenstraße de facto 60 Anzeigen geschrieben worden. Das lohne nicht, dafür einen Ansprechpartner vorzuhalten. Die Zahlen in Kaldenkirchen sind ähnlich. „Wir erhöhen die Verfügbarkeit des Personals.“

Für die Koordination der Einsätze spielten die Wachen keine Rolle, die werde sowieso aus Viersen geleistet. Was aber, wenn nun Menschen nachts vor der Tür stehen? „Über die Gegensprechanlage wird er mit der Leitstelle verbunden. Die entscheidet, wie wir reagieren“, sagt Krüchten. Und wenn jemand die Nummer der Wache wähle, werde er nach Viersen umgeleitet. Für den Bürger ergebe sich aus seiner Sicht kaum ein Unterschied. Und gerade tagsüber registriere der Bürger ganz sicher: „Es ist immer jemand da.“

Eine weitere Einsparung ist geplant. Die Zellen für den kurzfristigen Gewahrsam sollen für die genannten Wachen, aber auch in Kempen wegfallen. Übrig bleibt dann Viersen. Auch hierfür müsse man Personal vorhalten, das man gut anderweitig einsetzen könne, argumentiert der Polizeidirektor. Und sollte der Fall eintreten, dass mal eine zu geringe Kapazität an Zellen zur Verfügung stehe, könne man diese Trakte kurzfristig wieder nutzen.

Wenn es nach Manfred Krüchten und Landrat Andreas Coenen geht, soll eine Genehmigung dieses Vorhabens zum 1. September vorliegen. Dann könnte es an die Umsetzung gehen.