Stadtgeflüster aus Willich und Tönisvorst Hut-Freitag und Wohlfühl-Kultur
Viel Musik und jede Menge Theater gibt es heute im Stadtgeflüster aus Willich und Tönisvorst. Aber wir haben auch tierisch was zu bieten.
„Hut-Freitag“ heißt der jeweils letzte Freitag eines Monats seit diesem Jahr im Kulturcafé Papperlapapp an der Clevenstraße 15 in Vorst. Diesmal war es ein Heimspiel, denn es gastierte die Vorster Band „Endlos“. Es durfte an dem Abend ausdrücklich auch getanzt werden. Die Gäste entschieden über die Länge des Auftritts. Am Ende ging wie immer an diesem Motto-Freitag statt Eintritt der Hut rum. Bei schönem Wetter finden die Konzerte im Innenhof statt.
Apropos Innenhof: Wenn der Willicher Haupt-Verwaltungssitz in Neersen, das Schloss also, fest in Theaterhand ist, dann herrscht eine besondere Atmosphäre im und rund um das Gemäuer. Bei Veranstaltungen im Ratssaal beispielsweise, wie in dieser Woche zum Frank-Sinatra-Abend, nehmen die Zuschauer das Portal, passieren daher die Bühne im Innenhof, sehen verklebte weiße Kreuze auf dunklem Untergrund, die den Akteuren in den Stücken die richtige Position markieren. Herrlich auch der Zettel, der von innen neben der Tür hängt mit Hinweisen für Schauspieler aus Honig im Kopf. Dann betritt und verlässt man das Schloss über die Bretter automatisch mit einem fast erhabenen Gefühl. Es ist wohl ein Auftritt und Abgang ohne Zuschauer. Die Tribüne ist leer. Das Gefühl kennt das Festspiel-Ensemble gar nicht mehr.
Gefühl, ja darum geht es auch den Stars. Mehr Gage woanders — das wäre möglich gewesen, sagt Michael Schanze, der Dorfrichter Adam in Neersen, öffentlich. Er hat sich gegen den schnöden Mammon entschieden, bewusst für diese Rolle, aber auch, wie er ebenfalls öffentlich betont, für Neersen und dieses, ja dieses einmalige Ensemble-Gefühl. „Da kocht man bei den Stadtwerken zusammen, da grillt man gemeinsam“, erzählt Schanze und strahlt, wenn er die Grillkünste des Kollegen rühmt. Liebe, ja sie geht immer noch durch den Magen. Ob dieses Dazu-gehören-Wohlfühl-Gefühl ihn aber auch in die nächste Spielzeit trägt? Michael Schanze genießt vorerst den Moment und hält sich am schönen Niederrhein ganz bayrisch bedeckt: „Schau’n mer mal.“
Dass Zugaben etwas Tolles sein können, weiß man von Konzerten und vom Kabarett. Eine etwas andere Zugabe gab es vor Kurzem im hinlänglich bekannten Wohnzimmer von Ruth und Guido Beckers. Joe D’Urso, ein charismatischer Singer-Songwriter aus New Jersey, hatte beide im Dezember angesprochen, ob er noch einmal in Tönisvorst spielen dürfte. Und nach dem tollen Konzert im Juli war die Antwort schnell gefunden: JA! Und so kam Joe D’Urso zum zweiten Mal zu einem Livingroom Concert nach St. Tönis. Mit der Flagge New Jerseys, einer Flagge mit einem selbst kreierten Erkennungszeichen für die Wohnzimmerkonzerte in der Apfelstadt, begrüßte man den Gast, der eine dreiwöchige Europa-Tournee absolviert und zur Halbzeit für drei Konzerte nach Deutschland kam.
Beim Konzert wurden zwei Stunden lang seine Songs und Coversongs gefeiert. Mit dem Springsteen-Klassiker „4th of July, Asbury Park“, unter älteren Musikfans hinlänglich als „Sandy“ bekannt, startete er in den wunderbaren Abend. Mehr als 40 Freunde der Beckers feierten mit. Und hatten am Ende noch die Chance, mit dem Musiker zu sprechen. Joe selbst fuhr erst weit nach Mitternacht Richtung Vorst, wo er übernachtete. Ob er auch ein drittes Mal kommen wird? Eingeladen ist er. Interesse hat er auch bekundet. Konnte er doch eine schöne Spende für die von ihm repräsentierte Aktion „Light of Day“, die sich der Erforschung der Parkinson-Krankheit verschrieben hat, in die USA nehmen.
Apropos USA: In der Familie des Flüsterers gibt es einen Slogan: „Neuss, Neersen, New York“. Zwar kann niemand mehr sagen, wer ihn erfunden hat und was damit eigentlich ausgesagt werden soll. Aber die Alliteration klingt doch ganz nett, oder? Und zumindest einen Zusammenhang zwischen Neuss und Neersen hat der Flüsterer zuletzt bei einem Besuch der Quirinusstadt am Rhein auch tatsächlich entdeckt. An einer zentralen Kreuzung steht seit Jahrzehnten ein Geländer. Es soll verhindern, dass Passanten in den Nordkanal stürzen, der unterhalb der Straße fließt. Und mit diesem napoleonischen Wasserstraßen-Projekt ist eben auch der Name Neersen verbunden. Das Gleiche gilt für Schiefbahn. Deswegen zieren unter anderem die Wappen der beiden Orte das Neusser Geländer — das allerdings auch schon mal bessere Zeiten gesehen haben dürfte.
Kommen wir von A wie Amerika nun wieder nach Hause zu A wie Aprikosen. Ja, die wachsen auch hier. Schon lange. Im Jahr 2004 wurden in Tönisvorst 1200 Aprikosenbäume, 550 Pfirsichbäume und 350 Nektarinen gepflanzt. Das kann man auf der „Apfelparadies“-Homepage von Bernd Schumacher, Huverheide 30, nachlesen. Das milde Klima vom Niederrhein eigne sich hervorragend für den Anbau der Südfrucht. Die heimische Ernte hat im Gegensatz zu importierten Früchten den Vorteil, dass, so Familie Schumacher, „wir den genauen Reifepunkt der Früchte abwarten“ können. Inzwischen ist die letzte Frucht abgeerntet. Los ging es bereits Ende Juni. „Wir haben viele Frühsorten, zum Beispiel ,Pricia’“, erklärt Schumacher. Was nicht zum Direktverzehr in den Verkauf ging, wurde zu Marmelade und Saft verarbeitet. Und dann verriet der „Herr der Früchte“ dem Flüsterer noch Folgendes: „Wir planen, in diesem Winter eine Aprikosenplantage für Selbstpflücker anzulegen“. Lage: Moers-Kapellen.
Früher Textilfabrik Kress, bald „moderne Erlebnisgastronomie“. Am Abend des 22. August wird die Neueröffnung des Restaurants „Oriental Garden“ am Maysweg 10 in St. Tönis gefeiert. Die Verantwortlichen sehen diesem Tag „mit Spannung entgegen“ — das gilt auch für den Flüsterer.