„Ich bin freiwillig in Willich“

Der neue katholische Pfarrer Jürgen Lenzen will erst einmal erkunden, „was es für Ansprüche gibt“.

Willich. Seit wenigen Wochen ist Jürgen Lenzen katholischer Pfarrer für Willich und neuer Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG). Ab Anfang 2010 wird der 46-Jährige auch dem Kirchengemeindeverband (KGV) vorstehen, Dienstgeber des bisher gemeindlichen Personals und Träger der Kindergärten und der Jugendfreizeiteinrichtungen. Mit der WZ sprach der aus Süchteln stammende Geistliche in seinem zukünftigen Büro im Schatten von St.Katharina.

Jürgen Lenzen: Ja. Ich würde mich aber anders auf die Aufgaben vorbereiten, die heute auf einen Pfarrer warten. Das Theologiestudium allein reicht dafür nicht.

Lenzen: Unter anderem betriebswirtschaftliche Dinge, die ich mir inzwischen mehr oder weniger angeeignet habe. Etwa: Wie ist man ein guter Chef? Ein Pfarrer muss in gewisser Hinsicht auch Manager sein, gerade in einem Strukturwandel, wie wir ihn derzeit haben.

Lenzen: Die Seelsorge kommt kürzer. Eine meiner Stärken liegt im Strukturieren, deshalb bin ich jetzt auch hier. Wir haben aber andere Mitarbeiter im Team, die mehr die klassischen Seelsorge-Aufgaben übernehmen. Aber ich sitze nicht nur am Schreibtisch und manage, sondern ich taufe, traue und beerdige auch und halte Messen. Das Bild vom Pfarrer, der beim Wandeln durch den Pfarrgarten das Brevier betet, trifft auf mich allerdings nicht zu.

Lenzen: Nein, davor habe ich keine Angst. Ich kann sehr gut Beruf von Freizeit trennen und auch mal abschalten. Es geht heute nicht mehr, dass man 365 Tage im Jahr und 24Stunden am Tag für die Gemeinde da ist.

Lenzen: Ich sammle erst einmal, was es für Ansprüche gibt. Nach dem Sommer werde ich dann mit dem Pastoralteam überlegen, was wir davon erfüllen können. Alles wird wohl nicht gehen.

Lenzen: Ich habe mir dieses Jahr, sozusagen inkognito, schon das Schützenfest angeguckt, was neu für mich ist. Ich werde sehen, was ich schaffen kann - auch gesundheitlich. Denn ich habe nicht vor, hier krank zu werden.

Lenzen: Ich befinde mich derzeit noch in einem Prozess. Das Problem ist, dass ich noch in Gartenstadt wohne und in Krefeld sehr viele Menschen kenne. Doch ich sage: Ich bin zwar unfreiwillig aus Krefeld weggegangen, aber ich bin freiwillig in Willich. Ich bin offen für die neue Aufgabe, und ich habe den Eindruck, dass die Menschen hier mir auch offen begegnen. Wie zuvor in Krefeld würde ich in der pastoralen Arbeit gerne viel mit jungen Menschen machen, das ist einer meiner Schwerpunkte, das ist "mein Ding".

Lenzen: Genau kann ich es noch nicht sagen. Positive Stimmen meinen: zu Ostern, andere sagen: erst im Sommer. Weil hier noch einiges geändert werden muss, hängt es von der Denkmalbehörde ab. Es liegt also nicht an der Gemeinde und auch nicht an mir, dass ich noch nicht in Willich wohne. Klar ist natürlich, dass ein Pfarrer am Ort leben muss. Jeder Tag, an dem ich pendele, ist einer zuviel.