Junge Menschen beteiligen sich an „Nacht des Wachens“
Junge Menschen hielten die Nacht auf Karfreitag in der Kirche Wache.
Willich. Rund zwei Dutzend Jugendliche und junge Erwachsene haben sich an der traditionellen „Nacht des Wachens“ beteiligt. Sie verharrten in der Pfarrkirche St. Katharina und im Pfarrheim, bis am Karfreitag die Sonne aufging. Betreuer Josef Groesdonk (55) hatte darauf geachtet, dass die besinnliche Zeit von einer gewissen Kargheit geprägt war. Kurz vor Mitternacht wurde gemeinsam Brot gebacken, das neben Keksen und Äpfeln gegen den Hunger zur Verfügung stand. Auf Alkohol wurde verzichtet. Und es liefen Filme, die zum Nachdenken anregten.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können in der Pfarrkirche: Rund 25 ansonsten sehr lebenslustige junge Leute zwischen 15 und Mitte 20 verharrten in Schweigen und Nachdenklichkeit. Zu später Stunde wurde aus einer Tapete eine „Klagemauer“, auf der die Jugendlichen notieren konnten, wo sie der Schuh drückt.
Josef Groesdonk hatte zuvor daran erinnert, dass „es Situationen gibt, die wir ertragen müssen“. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Film gezeigt von Andreas, der 2003 im Alter von 17 Jahren an Krebs gestorben war. Der Junge hatte in einem Interview eine erstaunliche Aussage gemacht: Er glaube ungeachtet seiner tödlichen Krankheit mehr denn je an Gott.
Die Teilnehmer — junge Frauen waren leicht in der Überzahl — sind tief im Glauben verwurzelt. Mit dabei: Markus Kaluza. „Ich war unter anderem mit der Weltjugendtagsgruppe in Rio gewesen“, erklärte der Chemielaborant. Die „Nacht des Wachens“ fasziniere ihn aus religiösen Aspekten, aber auch die Gemeinschaft sei ihm wichtig. Da er im Schichtdienst arbeite, habe er keine Probleme damit, wach zu bleiben.
Es war genug Zeit für nicht alltägliche Gespräche: Pfarrer Jürgen Lenzen zeigte Fotos, auf denen er mit üppiger Lockenpracht zu sehen ist. Vanessa Nossol hatte für Mitternacht eine Taizé-Andacht vorbereitet. Josef Groesdonk war stolz auf seine Kids: „Sie sind für ihr Alter schon sehr reif.“ Für andere da zu sein, eine Verbindung zu Gott aufzubauen, das sei ihnen wichtig.
Apropos Verbindung: Es dauerte eine ganze Weile, bis die richtige Verbindung zwischen der Unterhaltungselektronik hergestellt worden war und inspirierende Filme wie „Das Leben ist schön“ gezeigt werden konnten. Während im Pfarrheim gegessen, getrunken und geredet wurde, waren die ganze Nacht hindurch junge Menschen in der Kirche — sie saßen still, in sich gekehrt da. Damit sie nicht frieren mussten, hatte Jürgen Lenzen die Heizung laufen lassen — 16 Grad sind zwar keine Verwöhntemperatur, aber es sollte reichen, um nicht frieren zu müssen.
Oben auf dem Kirchturm den Morgen begrüßen, im Pfarrheim frühstücken - und dann zu Hause ausschlafen. Die „Nacht des Wachens“ war wieder ein beeindruckendes Gemeinschaftserlebnis gewesen.