Kabarett in Tönisvorst: Tinnitus oder Exitus?
In Dr. Ludger Stratmanns Sprechstunde lamentiert Ruhrgebiets-Hypochonder Jupp über Hähnchenbeulen und aufgepolsterte Lippen.
Tönisvorst. Wenn Dr. med. Ludger Stratmann, der Mann mit dem "vegetarischen" Nervenkostüm, zur Sprechstunde lädt, kann die Zeit im Wartezimmer gar nicht lang genug sein. Fast ausverkauft ist die Veranstaltung des Stadtkulturbundes im Forum Corneliusfeld.
In einem Kabarett par excellence macht sich Dr. Ludger Stratmann - ehemals tatsächlich praktischer Arzt - Gedanken über die heutige Gesellschaft und ihre Jugend. Mühelos verknüpft er die verschiedenen Charaktere eines Discotürstehers, eines Börsenhändlers und eines Jugendlichen in einem nahezu irrwitzigen Wortschwall.
Es ist beruhigend zu hören, dass Stratmann Alzheimer nicht als Krankheit, sondern eher als Schutzfunktion vor der gesellschaftlichen Entwicklung sieht. Im Mittelpunkt steht aber Stratmanns alter Ego Jupp, Ruhrgebietshypochonder mit der Kenntnis vom Dativ und Genitiv - wobei deren Gebrauch dem Zufallsprinzip geschuldet wird.
Nach einer Rede von Jupp zur Inventur in seinem Kleingartenverein begleitete das Publikum ihn direkt in die Praxis von Dr. Stratmann, wo sich Jupp die Wartezeit durch ein Gespräch mit den Patienten vertrieb.
Ellie und Werner aus dem Publikum werden da kurzerhand mit eingespannt. Sie müssen auf Blick nur nicken - was meistens gelingt. Jupp kommt von Hölzchen auf Stöckchen, oder besser von in Gelantine gelagerten Hähnchenbeulen zum Plan seiner Inge, sich ihre Lippen mit Gelatine aufpolstern zu lassen.
Er erzählt vom Dachdecker mit Höhenangst, der diese mit Bommerlunder bekämpft und kann sich nicht mehr daran erinnern, ob ein Sanitäter bei ihm Tinnitus oder Exitus festgestellt hat.
Gut, dass es Letzteres nicht war, denn sonst wäre dem Tönisvorster Publikum ein toller Kabarettabend entgangen.
Auf den nächsten braucht man übrigens nicht lange zu warten, denn am 13. November kommt Klaus-Jürgen "Knacki" Deuser mit seinem Programm "Deuser steht auf!" ins Forum.