Heimat- und Geschichtsfreunde Willich Kamps Pitter: Eröffnung im Februar
Schiefbahn · Ernst Kuhlen, Vorsitzender der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich, und seine tatkräftige Baukolonne sind dabei, Exponate in den sanierten Räumen zu installieren.
Wer einen Blick auf St. Hubertus en miniature und die Fassaden der Häuser entlang der Hochstraße von Schiefbahn im Jahr 1810 werfen möchte, muss erst an der Kiste mit den Unterlagsscheiben vorbei. Sie steht – wie allerhand – auf der gläsernen Vitrine. Das darin geschützte Relief aus dem Fundus der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich, einst entstanden in der Hubertusschule, ist an die weiß gestrichene Außenwand gerückt und dient – noch – als Ablagefläche.
Hier ein Zettel, da eine Schachtel, dort Kartons. Endspurt im Kamps Pitter II. Es wird ausgepackt, verschoben, eingeräumt und angestrahlt: Noch 34 Tage bis zur feierlichen Eröffnung am 22. Februar. Dann machen viele tatkräftige Mitglieder erleichtert einen Haken an ein Großprojekt. Ihr Part ist dann erledigt.
Dank an Theo Nießen und
die gesamte Baukolonne
Zwei Jahre Planung plus zwei Jahre Bau. „Das Planen war anstrengender“, sagt Vorsitzender Ernst Kuhlen. Er dankt Theo Nießen, dem Baumeister, der Seele des Museums, wie er sagt, „ohne den wir es nicht geschafft hätten“. Sein Dank geht an so viele mehr, an die gesamte Baukolonne, die unermüdliche Häuslebauer waren. Ihr neues Entree, das Gebäude, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts gemeinsam mit der Verseidag errichtet worden war, ist im 21. Jahrhundert angekommen.
„9000 Stunden“, sagt Kuhlen, haben Vereinsmitglieder ehrenamtlich in die neuen alten vier Wände ihres Museums gesteckt. Sie haben aus dem Gebäude, das einst als Bauhof der Hünfelder Obladen und deren Hausmeister Peter Kamps („Kamps Pitter)“ auch als Wohnraum diente, mit Herz und Muskelkraft eine moderne Auslegung von Heimatkunde gemacht. Entstaubt, funktional, architektonisch weit von 08/15 entfernt. Selbst ohne Exponate gibt es Raum und Räume zu entdecken.
Wieder sind gut ein Dutzend Männer auf jeder Etage zugange. Herbert Gehlen und Jürgen Ruge beispielsweise. Zwei, die sich um die Ausstellungen kümmern. „Unsere Historiker“, sagt Kuhlen. In der weitläufigen ersten Etage geht der Blick weit nach oben. Durch weiße Balken bis unters Dach. An den Giebelwänden rechts und links, eine Wendeltreppenhöhe aufwärts, steht historisches Wissen archiviert im Regal.
Wer ermessen möchte, wie viele Abbauten, Aufbauten und Handgriffe bis zum fertigen Zustand nötig waren, dem seien Bilder auf der Homepage des Vereins empfohlen. Aufnahmen von einem Haus ohne Dachstuhl – im fast fertigen Museum kaum mehr zu glauben.
530 000 Euro wurden in Sanierung und Einrichtung investiert. „Es wurde 70 000 Euro teurer als zuvor gedacht, weil wir zwischen Erdgeschoss und erster Etage eine neue Betondecke einziehen mussten.“ Dennoch habe der Verein „keinen Pfennig Schulden“ gemacht. „Der Bau ist bezahlt“, sagt Kuhlen. Sein Dank geht an die Unterstützer in Politik und Verwaltung und an die Sponsoren. Insgesamt kamen 359 000 Euro an Zuschüssen von der Sparkasse Krefeld (Stiftung Natur und Kultur), vom Landschaftsverband Rheinland und von der NRW-Stiftung, außerdem Geld von der Stadt Willich und Eigenkapital in Höhe von 60 000 Euro. Seit 2007 seien auf der Museumsparzelle auf dem Gelände neben dem St. Bernhard-Gymnasium 800 000 Euro investiert worden, sagt Kuhlen. Der Verein stemmt Projekte wie Betonsäcke.
Die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich verfügen über 6000 Exponate. 1500 davon sollen in die neu kuratierte Dauerausstellung. Mehr nicht, denn, so Kuhlen: „Weniger ist mehr.“
130 Gäste werden zur Eröffnung erwartet. Die sollte bereits im Dezember gefeiert werden. Aber Baustellen erfordern Geduld. Die Gäste werden über massives Eichenparkett und verlegte Fliesen aus einem Haus an der Zehnthofstraße laufen können. Die Fliesen sind bald 120 Jahre alt. Besucher werden den Raum für temporäre Ausstellungen im Erdgeschoss besichtigen, der dort entstanden ist, wo früher eine Toreinfahrt und die Jauchegrube war. Und sie werden im Eingangsbereich einen Leuchter sehen, den Ernst Kuhlens Vater, ein Gürtlermeister, in den 1960 er Jahren angefertigt hat. Er hat im ausgefeilten und designten Beleuchtungskonzept nun einen neuen Leuchtplatz.
Bis Februar haben Gehlen und Ruge auch den Stammplatz für das Prunkstück der Exponate, einen mindestens 20000 Jahre alten Unterkiefer eines Mammuts, fertig. Noch liegt das imponierende, 25 Kilogramm schwere Fundstück, das 1964 im Kalksandsteinwerk Am Fonger entdeckt wurde, auf einer Vitrine. Gleich hinter eine Rolle Pläne und dem kleinen kuscheligen Mammut aus Plüsch. Ein besseres Maskottchen konnte man sich für die Mammutaufgabe nicht ausdenken.