Kinder kneten kreative Kunstwerke aus Filz

Im Rahmen des Kulturrucksacks NRW stellen Jungen und Mädchen im Jugend- Freizeit-Zentrum (JFZ) in St. Tönis verschiedene Artikel her.

Foto: Friedhelm Reimann

St. Tönis. Farbige Wolle, heißes Wasser und Seife — diese drei Utensilien sind im Jugend-Freizeit-Zentrum (JFZ) St. Tönis gefragt. Zumindest bei zwölf Mädchen und Jungs, die in einem dreistündigen Kurs lernen sollen, wie man aus gereinigter Schafwolle schöne Dinge herstellen kann. Sie alle nehmen an der „Filzwerkstatt“ teil, die von der Expertin Birgit Menzel geleitet wird. Der Kurs ist Teil des Kulturrucksacks NRW für Kinder bis 14 Jahre, der während der gesamten Herbstferien ein vielfältiges Programm anbietet (siehe Kasten).

Vor den meist neun- bis zwölfjährigen Kindern stehen grüne, blaue und rosafarbene Plastikschüsseln, die mit heißem Wasser und Olivenseife, die Luftblasen produziert, gefüllt sind. In diese laugenartige Flüssigkeit tauchen die Teilnehmer gefärbte Schafwolle, die sie von Birgit Menzel erhalten haben. Zunächst rollen alle die grünen, gelben und rosafarbenen Wollknäuel zu möglichst runden Bällen, die dann in der Hand gerieben werden müssen, damit die Wolle hart wird.

„Das geht richtig in die Arme“, stöhnt ein Junge. „Ja“, sagt Birgit Menzel, „das ist eben auch ein bisschen Arbeit. In der Mongolei filzen die Menschen ganze Zelte“, fügt sie hinzu und schmunzelt dabei. Die am meisten gestellte Frage der werdenden Filzexperten lautet: „Ist das gut?“ Meist bekommen sie von der „Lehrerin“ ein aufmunterndes Nicken als Antwort. Aber Geduld ist für viele Kinder bekanntlich ein Fremdwort. „Ich würde mal denken, dass ich fertig bin“, meint ein Junge hoffnungsvoll. Doch Birgit Menzel muss ihn erst mal enttäuschen. Sein Wollknäuel, das inzwischen wie ein Tennisball aussieht, ist noch nicht hart genug. 15 bis 20 Minuten kneten ist schon angesagt, bevor das kleine Kunstwerk fertig ist. „Das geht richtig in die Arme“, stöhnen die meisten Teilnehmer immer wieder.

Nachdem die Kugeln fertig gerollt sind, werden die Seife und das Wollfett herausgewaschen. „Sonst riechen die Bälle hinterher unangenehm“, erklärt Birgit Menzel. Das herausgewaschene Wollfett ist übrigens auch der Grund dafür, warum Wollsocken nach einigen Waschgängen plötzlich einige Nummern kleiner als zuvor aus der Waschmaschine kommen.

Als Nächstes stehen Bänder auf dem Programm, die auf die gleiche Weise zu Filz verarbeitet werden. Bälle und Bänder sind das, was auch Kinder ohne große Übung herstellen können. „Man kann aus Filz aber beispielsweise auch Taschen, Teppiche, Vorhänge, Zelte oder Schuhe machen“, sagt die freiberufliche Künstlerin Birgit Menzel, die vorher drei Jahre lang eine Jugendkunstschule geleitet hat. Das sind aber nur einige Beispiele für die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten von Filz.

Die Kinder haben unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit dem Material. Die zehnjährige Katharina hat schon einmal an einem Kurs teilgenommen, will aber nun mal „was anderes herstellen“. Neu ist das Ganze hingegen für die Brüder Ankit (9) und Manraj (12), deren Mutter sie auf die Idee gebracht hat mitzumachen. „Wir wollen es lernen. Es macht viel Spaß“, meinen die beiden übereinstimmend.