Kolping und die fleißigen Bienen
Die Willicher Kolpingsfamilie ist 2015 unter die Imker gegangen. Erst war es eine Idee, jetzt ist es ein Projekt mit Ernte-Erfolgen.
Willich. Das Trio ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Simone Pohl, Alexander Schwikkard und Karl-Heinz Langels haben sich den weißen Schutzanzug mit dem Gesichtsnetz übergezogen. Sie nähern sich vorsichtig den drei Bienenvölkern, haben flache Bretter in der Hand, durch die die Brut- von den Honigräumen getrennt werden sollen.
„Die Bienen sollen sich jetzt nur noch in den Bruträumen aufhalten, damit wir bald den Honig aus den Rähmchen des Honigraums schleudern können“, sagt Simone Pohl. Sie ist eigentlich chemisch-technische Angestellte. Seit einiger Zeit ist auch aus ihr in der Freizeit eine Imkerin der Willicher Kolpingsfamilie geworden.
Simone Pohl, Hobbyimkerin der Kolpingsfamilie Willich
Man trifft die Drei am Rand einer Streuobstwiese, inmitten von Lamas, Ponys und einiger Esel. Landwirt Peter Friesen hatte ihnen das Areal an der Schiefbahner Straße zur Verfügung gestellt. Dort ist der Claim für die drei Wirtschaftsvölker abgesteckt. In einer anderen „Wohnstube“ befindet sich direkt nebenan ein Schwarm. „Das ist ein Teil eines Volkes, das sich getrennt hat und das wir vor einigen Wochen in einem Privatgarten in Schiefbahn an einem Baum entdeckt und geborgen haben“, sagt Karl-Heinz Langels.
Karl-Heinz Langels ist ein Frührentner, der seit 2016 zu den Imker-Freunden kommt. „Ich habe mir Ende 2015 die Dokumentation „More than honey“ angesehen und war entsetzt über das weltweite Bienensterben, das auch durch die industrielle Bienenhaltung begünstigt wird“, sagt der 55-Jährige. Er wollte unbedingt mitmachen. Dabei war es seine Tochter Corinna, die 2014 die Initiative der Kolping-Diözesanjugend im Aachener Verband aufgriff, nach Willich holte, um gerade die jungen Leute auf das Problem der zurückgehenden Artenvielfalt aufmerksam zu machen.
Von der Idee war unter anderem der damalige Pastoralreferent Dietmar Prielipp, der bis vor wenigen Monaten noch der geistliche Leiter der Willicher Kolpingfamilie war und nach wie vor das Projekt unterstützt, begeistert.
Man traf sich mit Landwirten, Nabu und hauptberuflichen Imkern, so mit dem Anrather Spezialisten Johann van den Bongard. Andere Landwirte oder Eigentümer, so Peter Zens oder Brigitte Büschges, stellten ebenso wie Peter Friesen Flächen zur Verfügung.
„Wir haben 2015 mit zehn Völkern angefangen, jetzt dürften es an den verschiedenen Standorten etwa 18 Völker sein“, erläutert Simone Pohl. Im dritten Jahr produziert Kolping den eigenen Honig. Mittlerweile sind es größtenteils erwachsene Kolping-Mitglieder, die sich um die Völker kümmern, darunter sind unter anderem Petra Zens, Regina Gather, Brigitte Büschges und Marc Schäfer.
Die Impulsgeberin von früher kann aus Zeitgründen nicht mehr mitmachen. Corinna Langels, heute 28 Jahre alt, studiert derzeit das Gesundheitswesen.
Voriges Jahr war ein gutes Erntejahr, wurde bei der „Frühtracht“ überwiegend Rapshonig, bei der „Spättracht“ Linden- und Blütenhonig größtenteils an die Mitglieder ausgegeben. Das Frühjahr 2017 war hingegen nicht so gut, zu kalt und zu nass. Außerdem, erklären die Hobby-Imker, seien die Blütenangebote, beispielsweise beim Raps, zurückgegangen und hätten die Bienen den wenigen Honig erst einmal für die Aufzucht ihrer Brut verwendet.
Die Drei gehen, als sie die „Bienenfluchten“ in die Bienenstöcke legen, behutsam vor. Daneben raucht der „Smoker“. Ein Gerät, das wie die traditionelle Imkerpfeife dafür sorgt, dass die Bienen aus Angst vor einer Gefahr für ihr Volk Vorbereitungen für eine mögliche Flucht treffen, also dann abgelenkt sind, so dass die Imker mit ihrer Arbeit gefahrlos weitermachen können.
Dennoch wird diesmal Karl-Heinz Langels am Ohr gestochen. Die Kolping-Imker hoffen natürlich, dass die neue Ernte jetzt wieder ergiebiger wird. In den nächsten Tagen wird geschleudert. Danach wird einige Tage gewartet, bis man erst einmal den nicht benötigten Schaum abschöpfen kann. Danach muss der Honig mindestens zehn Tage lang täglich zehn Minuten gerührt werden, damit er cremig und nicht zu fest wird.
Und da sich in den Rähmchen auch noch Nektar vom Frühjahr befindet, wird er dann nur „Blütenhonig“ genannt werden dürfen. Spätestens im September kann der Kolping-Honig des Jahres 2017 probiert werden.