Digitalisierung und Klimaschutz Digitale Klimaschule: MEG vorn dabei

St. Tönis · Die 8d des Michael-Ende-Gymnasiums nutzte als erste Klasse das digitale Unterrichtsangebot der Krefelder Stiftung „cool down earth“ und erzeugte dabei den erforderlichen Strom per Muskelkraft. Den Kontakt zwischen St. Tönis und Krefeld stellte auf Initiative einer Mutter MEG-Lehrerin Tanja Mülleneisen her.

Jannis Ortmann fährt Fahrrad und erzeugt Strom, damit seine Mitschüler sich in ein Online-Klimaschutz-Quiz einloggen können.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Jannis Ortmann tritt in die Pedale. Kraftvoll und regelmäßig. Über viele Minuten. Der Michael-Ende-Schüler aus der Klasse 8d würde 15 Kilometer pro Stunde weit kommen, wenn sein Rad nicht aufgebockt wäre. Während Jannis auf der Stelle tritt, kommen seine Mitschüler digital voran.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte jeder von Jannis’ 15 Klassenkameraden eine Stoppuhr in der Hand, um lässig dessen sportliche Ausdauerleistung zu dokumentieren. Aber – und das ist immer noch ungewöhnlich in Unterrichtszeiten 2020 – alle Schüler halten ihr persönliches Smartphone fest. Sie sitzen, schauen auf einen Monitor und loggen sich per Handy in ein Klima-Quiz ein.

Damit sie die stromgestützte mediale Unterrichtseinheit verfolgen können, erzeugt Jannis die Energie, die die digitale Unterrichtseinheit in der Stunde verbraucht.

Gemeinnützige Stiftung
mit Sitz in Krefeld

Tanja Mülleneisen schaut in den Klassenraum C 302. Die Lehrerin macht Fotos. Sie dokumentiert, was das Michael-Ende-Gymnasium als Pilotschule an diesem Morgen leistet – und über die Stiftung „Cool down earth“ geboten bekommt. Gegründet wurde die Foundation als gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Krefeld von dem Ehepaar Annekathrin Edelmann und Wolfgang Hoever (siehe Infokasten).

„Über die Mutter von Carlotta Burbach, einer Schülerin in meiner Klasse, bin ich auf die Stiftung aufmerksam gemacht worden. Sie wusste, dass ich offen sein würde für dieses nachhaltige Projekt“, erzählt Müllleneisen. Die Lehrerin, die die 8d in Englisch, Deutsch und Erdkunde unterrichtet, knüpfte den Kontakt von St. Tönis nach Krefeld, probierte die Angebote rund um Klimaschutz und Digitalisierung privat aus und befand sie für bestens geeignet für ein Unterrichtsprojekt mit ihren damals noch Siebtklässlern.

Corona verzögerte den Start. Nun erfolgt die Umsetzung in Stufe 8. Trotzdem sind die St. Töniser die Pilotklasse für die Krefelder Stiftung geblieben.

Einen Raum weiter im C-Trakt sitzt die andere Hälfte der 8d zusammen. Einer macht beim Hereinkommen einen Witz, an dem man sehr genau ablesen kann, wie gut er eigentlich im Thema ist. „Ich fahre gerne mit einem alten Diesel zur Schule“, sagt er und schaut in die Runde. Ironie schnell enttarnt – beste Voraussetzung für das Arbeitsblatt „Digitale Klimaschule“.

Annika Kirchner, Kommunikationswirtin und Mitglied des Stiftungsvorstands in Krefeld, hat es mitgebracht. Auf dem Papier sind zehn QR-Codes aufgedruckt. Sie sind Übermittler von Apps und Webseiten, hinter denen digitale Helfer für „Dich und Deinen Planeten“ stecken.

Suchmaschine, die dafür sorgt, den Baumbestand zu erhöhen

Darunter ist die Suchmachine „Ecosia“, die von sich behauptet, mit Suchanfragen automatisch den weltweiten Baumbestand zu erhöhen.

Oder „Codecheck“, die App, die Barscanner von Produkten scannt und eine Liste der Inhaltsstoffe anzeigt.

Auf Interesse der Schüler stößt auch „Mundraub“, die Plattform, die hilft, heimische Obstbäume im öffentlichen Raum aufzuzeigen – für kostenloses Naschen von Bäumen und Büschen.

„Super“ ist auch das Echo auf die App „Forest“, die für handyfreie Zeit einen Baum wachsen lässt. Tatsächlich auch in freier Naur. Mehrere hunderttausend echte Bäume konnten schon gepflanzt werden.

Ein letztes Beispiel für digitale Helfer ist der Online-Shop „Miteckenundkanten“. Dort gibt es Mode, Kosmetik und Lifestyleprodukte mit kleinen Schönheitsfehlern.

Die Auswahl der Apps und Webseiten kommen bei Mülleneisens Schülern bestens an. „Und tatsächlich nicht so shopping-lastig wie ich dachte“, sagt die Pädagogin. Top-Apps ließen sich gar nicht ausmachen. Verschiedene stießen auf großes Interesse bei den Teenagern. Nachhaltiges Feedback.

Angebotspakete für weitere Schulen in Planung

Den Verlauf des Vormittags werden auch Annika Kirchner und ihr Kollegen Felix Glauner analysieren. Sie wollen mit diesem Angebot durchstarten, Angebotspakete für weitere Schulen und Menschen in der Erwachsenenbildung oder aber für Firmenchefs bündeln, die Mitarbeiter im Bereich Digitalisierung und Klimaschutz schulen möchten.

„Unser Angebot ist kostenlos“, sagt Kirchner, erklärt allerdings auch, dass „unsere Stiftung auf Spenden angewiesen ist“. Über den Instagram-Account will die Stiftung  den Kontakt zur Jugend halten.

Kontakte zu Interessenten in Krefeld, Willich und Köln gibt es bereits. „In Zukunft wollen wir weitere Pakete für Lehrer packen“, so Kirchner.