Landwirte sehnen Regen herbei

Die Trockenheit führt zu Einbußen bei der Weizen-Ernte. Die Bauern befürchten einen Verlust von bis zu 20 Prozent. Bei der Gerste sieht es dagegen besser aus.

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Willich/Tönisvorst. „Nicht nur einmal Straße nass — wir brauchen jetzt dringend einmal einen kräftigen Landregen, möglichst einige Tage lang“, sagt nicht nur Hubert Nauen, der Ortslandwirt von Tönisvorst. Viele seiner Kollegen sind seiner Meinung. Sie sprechen von Ertragseinbußen, vor allem beim Weizen.

„Bei der Gerste rechne ich mit einem durchschnittlichen Ertrag. Die kann das heiße Wetter besser vertragen als der Weizen“, sagt der Willicher Ortsbauernvorsitzende, Peter Friesen. Schlechter sehe es beim Weizen aus. Friesen: „Hier könnte es zu Ertragseinbußen von zehn bis 15 Prozent kommen.“

Aufgrund des Regens im Frühjahr sehe es bei seinen bereits geernteten Frühkartoffeln eigentlich ganz gut aus. Dafür aber nicht so bei den Spätkartoffeln, weil sich diese jetzt in der Hauptwachstumsphase befänden. Was sich Friesen für die kommenden Wochen ebenfalls wünscht: „Keine Temperaturen über 25 Grad, ein schöner nachhaltiger Landregen, kein Unwetter.“

Nauen macht das Problem mit einigen Zahlen deutlich: In Tönisvorst fielen von Juli 2016 bis Juni 2017 etwa 400 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter, in normalen Jahren sind es 700 bis 750. „Uns fehlt das Wasser bei allen Kulturen“, sagt Nauen und befürchtet allein beim Weizen einen Ertragsverlust von etwa einem Drittel im Vergleich zu normalen Jahren. Auch das Gras, das man als Futter für Rinder braucht, verdorre immer stärker. Nauen: „Man sieht immer mehr braune Wiesen.“

So wie auch andere Landwirte spricht der Vorsitzende der Ortsbauernschaft Tönisvorst, Hermann-Josef Hegger, von einem zurückgehenden Weizen-Ertrag. Er hofft inständig darauf, dass es nasser wird. Dies sei vor allem auch für die Mais-Ernte im Oktober wichtig. Denn nur bei genügend Wasser entwickele sich der Kolben, der aus den Blättern oben herausragt. Die Landwirte sagen zu diesem Prozess: „Der Mais fängt dann an, die Fahne zu schieben.“

Josef Hamm, der bei der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftskammer der Pflanzenbau-Berater ist, spricht in der hiesigen Region von einer sehr ungenügenden und unterschiedlichen Niederschlagsituation. Hamm weist zwar darauf hin, dass im Kreis Viersen die Landwirte mehr als 80 Prozent ihrer Flächen beregnen können, sagt aber auch: „Dies ist ein enormer Kostenaufwand. Denn je nach den Kulturen und der Intensität kostet nur ein Beregnungsgang bis zu 250 Euro pro Hektar.“ Und das Geld müsse erst mal wieder reinkommen.

Mit der Weizen-Ernte wird in den nächsten Tagen begonnen. Derzeit wird die Gerste eingeholt, aus der unter anderem Malzkaffee, Bier, Brot und Futter hergestellt wird.

Auch Kreis-Vorsitzender Paul-Christian Küskens weist darauf hin, dass es im Mai und Juni nur etwa 70 Prozent des üblichen Niederschlages gegeben habe. Während die Gerste noch so gerade von den Niederschlägen im Frühjahr profitiert habe, macht sich Küskens ebenfalls ernste Sorgen um die Weizen-Ernte, gerade auf den sandigen Böden: „Auf den schweren Böden, so auf der Kempener Platte, geht das noch, aber auch da wird es keine Spitzenernte geben.“

Man sehe derzeit viele weiße Felder. Küskens erklärt: Der Weizen habe auf den leichteren Böden eine Art „Sonnenbrand“ bekommen und sei nur halbvoll mit Körnern gefüllt. Meist eigne sich dieser dann nur noch als Futter für die Tiere, habe kaum Backqualität.

Die Vorsitzenden der Ortsbauernschaften von Kempen und St. Hubert, Peter Josef Coenen und Johannes Dörkes, fahren gerade die Gerste ein. Dörkes sagte, nachdem er den ersten Schub geerntet hatte: „Eigentlich sieht es besser als erwartet aus.“ Er führt dies darauf zurück, dass die Gerste bereits im Mai ihr Wachstum abgeschlossen habe. Nicht so gut, bestätigt er, laufe es derzeit beim Weizen, der dringend Wasser brauche. Dörkes selbst beregnet nur seine Kartoffelfelder.

„Der Ertrag bei der Gerste ist noch ganz gut“, bestätigt Kempens Ortslandwirt Coenen. Die Feuchtigkeit im Frühjahr habe den Ausschlag gegeben. Der Weizen hingegen, der in den nächsten zwei Wochen dran ist, sei wegen der langen Trockenheit viel zu früh abgreift, habe größtenteils nur sogenannte „Schmachtkörner“ entwickeln können.

Coenen schätzt die Ertragseinbußen beim Weizen auf etwa 20 Prozent. Wie es mit der Kartoffel oder mit den gerade gepflanzten Kohl weitergehe, müsse man, so übereinstimmend Küskens und Coenen, erst einmal abwarten.