Leichtmatrose mit dem Herz am rechten Fleck

Patrick Schad und Markus Exner stellten Werke von Ringelnatz in den Mittelpunkt eines vergnüglichen Abends.

Schiefbahn. Markus Exner und Patrick Schad aus Neuss gingen jetzt als Matrosen im KaffeeArt vor Anker. Ihr Ringelnatz-Abend war kraftvoll und amüsant. Auch wenn einigen Besuchern das Augenzwinkernde zu kurz kam und das Raubeinige überbetont war: Es war ein höchst vergnüglicher Abend.

Als Leichtmatrose hatte Joachim Ringelnatz (1883 bis 1934) ziemlich Schiffbruch erlitten, er war schikaniert worden, verarmte, drohte zu zerbrechen. Vor diesem Hintergrund alles andere als selbstverständlich, dass seine Kunstfigur Kuttel Daddeldu ein Raubein und Weiberheld mit Herz ist.

„Was kann die Welt dafür, dass ich dich liebe?“: Die rund 50 Besucher klatschten und schnippten mit den Fingern. Patrick Schad präsentierte Reime, die so treffsicher sind wie die von Heinz Erhardt, sang aus voller Kehle, mimte den betrunkenen Seemann, war ganz in seiner Schauspieler-Rolle versunken. Markus Exner sorgte für die passende Musik, entschied sich unter anderem für maritime Songs von Achim Reichel und Hans Albers.

Ringelnatz lässt seinen Kuttel Daddeldu menschlich erscheinen, trotz aller Vielweiberei und Trunksucht. Das bekannte Märchen vom Rotkäppchen mit der garstigen Großmutter, die den Wolf verspeist und anschließend das Rotkäppchen noch dazu, war eher eine Ausnahme im Ringelnatz-Repertoire: Fast alle wüsten Erzählungen handeln vom Leben als Seemann.

Das Programm, das Schad und Exner jetzt nach der Premiere in Neuss zum zweiten Mal präsentierten, spiegelt mehr als einen Reisebericht wider: Es ist ein Sympathiebeweis für den kleinen Mann und seine vielen Sehnsüchte. Kuttel Daddeldu ist ja schließlich als Figur nicht gerade vom Erfolg verwöhnt.

Ringelnatz leuchtet dieses Milieu, das er zuvor genau unter die Lupe genommen hatte, aus, stellt es bloß, lässt den Menschen dort trotzdem ihre Würde. Seefahrerromantik ist das nicht, aber ein Sittengemälde seiner Zeit, zutiefst menschlich und deshalb sympathisch. Auch wenn Patrick Schad den Kuttel Daddeldu als ziemlich forschen Typen verkaufte: Dass er dennoch das Herz am rechten Fleck hatte, kam nicht zu kurz. Die perfekten Reime strapazierten immer wieder die Zwerchfelle der Besucher.

Ach ja: Ein Beitrag stammte nicht von Ringelnatz. Schad hatte dem ein Getränk versprochen, dem das auffiel. Dass das „Gedicht über den Schnupfen“ aus der Feder von Christian Morgenstern stammt, sollte leider niemand bemerken.