Bernd Stelter in der Jakob-Frantzen-Halle

Bernd Stelter bot am Sonntag mit „Mundwinkel hoch“ in Willich leicht bekömmliche Kost.

Willich. Bernd Stelter macht sich Sorgen — Sorgen um die Mimikfalten von Menschen, die allen Grund hätten, glücklich zu sein und es trotzdem nicht sind. Daraus ist das aktuelle Programm „Mundwinkel hoch“ entstanden, das sich am Sonntagabend 550 Kleinkunstfreunde in der Jakob-Frantzen-Halle nicht entgehen lassen wollten.

Stelter als Gute-Laune-Botschafter, das hatte was: Völlig gelassen, in sich ruhend, sich seiner Fähigkeiten als Entertainer offenbar bewusst, sorgte er für zwei sehr amüsante und entspannende Stunden. Konkrete Lebenshilfe für 21 Euro, das müsste eigentlich die Krankenkasse übernehmen.

„In puncto Zufriedenheit nehmen die Deutschen Platz 47 ein, sie liegen damit hinter Ländern wie Ruanda und Nigeria“, dozierte Bernd Stelter. Die Lebensbedingungen in Deutschland seien so, „dass alle rumlaufen müssten wie Lothar Matthäus im Mädcheninternat“.

Der selbst ernannte Coach erklärte, wie Bilder aus dem Unterbewusstsein unser Denken beeinflussen. Trotz gelegentlicher Gedankenschwere erwies sich sein aktuelles Programm als leicht bekömmliche Kost. Das lag nicht nur an zwischendurch eingestreuten Witzen (Fragt die Frau im Supermarkt den Dalmatiner: Sammeln Sie Punkte?“), sondern auch an seiner Wandlungsfähigkeit.

So erschien Stelter dem Publikum als Helmut aus dem Yoga-Kurs: Reichlich verstrahlt dieser Freak, auf dem Weg zum Homöopathen auf dem Bachblütenweg 7. Als Rapper mit Käppi und tiefergelegter Hose bombardierte er die Zuschauer mit der Sprache dieser Subkultur. Stelter gab als Fitness-Besessener im vorgerückten Alter alles, rollte auf einem großen Ball über die Bühne, angetrieben von der Stimme einer imaginären Fitnesstrainerin.

Am Flügel spielte und sang er den Song vom Mauerfall. Getreu seinem Motto „Ich kann da ein Lied von singen“ gab er auf musikalische Weise zu verstehen: „Ich hab heute ärgerfrei.“ Geschickt brachte das Multitalent sein Buch ins Gespräch („Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben“), mimte den Tanzbären („Liebelein, lass mich heute dein Travolta sein“).

Es gab genug zu lachen, und trotzdem — oder gerade deswegen? — war es ein Abend, der nachwirkte, nachdenklich machte: Müssen die Mundwinkel wirklich immer nur nach unten zeigen? „Glücklich sein, optimistisch sein, ist der Gesundheit zuträglich“, erklärte Stelter, der neben einigem Nonsens Weisheit vermittelte und fast schon ein wenig Lebenshilfe bot.