Ehrenring der Stadt Tönisvorst Giesen: Reden ja, twittern nein

Tönisvorst · Der CDU-Mann aus St. Tönis erhält den Ehrenring der Stadt für 25 Jahre Ratszugehörigkeit.

Bürgernähe ist Maik Giesen wichtig. Sein Engagement gilt Krankenhaus und Seniorenheimen, er ist im Förderverein aktiv.

Foto: Wolfgang Kaiser

Straßenwahlkampf kann er  besser als twittern. Politische Themen via soziale Medien diskutieren?  Er macht es nicht und  mag es nicht, sagt Maik Giesen. Der 48-Jährige sucht nicht Facebook-Freundschaften, sondern das direkte Gespräch. Der St. Töniser weiß, wo er Stimmungen aus erster Hand mitbekommt: „Donnerstags auf dem Markt in St. Tönis“. Wenn er in Vorst auf dem Schützenfest ist. Oder als Hallensprecher die Spiele  der Handballer kommentiert. Maik Giesen kennt halb Tönisvorst. Mindestens halb Tönisvorst kennt ihn.

Der St. Töniser steht zwar nicht an der Spitze von CDU-Fraktion oder Partei und man ist nicht immer ein Herz und eine Seele. Aber Giesen gehört ohne Zweifel  zu den prominentesten Gesichtern der Christdemokraten in Tönisvorst.

Giesen wird der jüngste Ehrenringträger der Stadt

Seit 25 Jahren ist er Mitglied im Stadtrat. „Ohne Unterbrechung“, wie Giesen nicht ohne Stolz betont. Ein Routinier mit nicht einmal 50 Jahren. Für sein ausdauerndes lokalpolitisches Wirken, 25 Jahre bisher,  bekommt Maik Giesen neben seinem Fraktionskollegen Günter Körschgen, den Sozialdemokraten Christa Voßdahls und Michael Horst sowie Herbert Derksen (GUT) am 19. September den Ehrenring der Stadt verliehen. Giesen wird damit der bisher jüngste Ehrenringträger der Stadt.

Er war 23 Jahre jung, als er nach der Kommunalwahl 1994 in den Stadtrat zog. Weitere junge Leute taten es ihm gleich. Achim Wiehagen, Daniel Slomka. Oder Nicole Jänsch. „Wir waren damals 15, 20 junge Leute, die etwas bewegen, Verbesserungen für die Jugend in der Stadt erreichen wollen“, erzählt Giesen.   Udo Bachmann, damals Stadtdirektor, habe sie auf die Kommunalpolitik vorbereitet. „Wenn ihr sie machen wollt“, sagte Bachmann damals, „dann müsst ihr es auch können“, erinnert sich Giesen. Eine Euphorie wurde damals entfacht. Bachmann kümmerte sich um Seminare zum Thema Haushalt, erklärte, wie man Anträge stellt. „Und dann stellten sich tatsächlich die ersten Erfolge ein“, sagt Giesen.

Früh den politischen Rat von
Emmy Scholze ernstgenommen

Als politisches „Greenhorn“  nahm er sich den Ratschlag von Emmy Scholze zu Herzen: „Maik, Du musst für die Menschen da sein, zuhören, die Sorgen ernst nehmen“. Spätestens nach der ersten Legislaturperiode habe er gelernt, den Leuten nichts zu versprechen, was man nicht halten kann. „Das wird sonst peinlich.“   Da meint er beispielsweise die Ortsumgehung Vorst, die nicht gekommen ist. „Sie wäre für den Stadtteil besser gewesen“, ist er überzeugt. „Heute ist das komplett vom Tisch.“

Giesen hatte „das Glück“, wie er sagt, in den Aufsichtsrat der damaligen Stadtwerke Tönisvorst nachzurücken. „Man  musste den aus dem Ruder gelaufenen Schwimmbadneubau verarbeiten. Die Stadtwerke Tönisvorst wurden an RWE verkauft. Die Bäder Tönisvorst GmbH musste liquidiert werden.“  Für Giesen eine lehrreiche Zeit. Er machte damals ein berufsbegleitendes Studium. „Ich konnte die Erfahrung aus dem Aufsichtsrat  im Studium direkt umsetzen.“

Giesen ist gelernter Groß-und Außenhandelskaufmann. Als Zahlenmensch hat er auf Nachfrage hochgerechnet, wie viele Sitzungsvorlagen er wohl zweieinhalb Jahrzehnten Lokalpolitik gelesen hat. „650 000  Seiten werden es gewesen sein.“ Aktuell ist er für die CDU-Fraktion Sprecher im Rechnungsprüfungsausschuss. Dort geht es um die Bilanz der Stadt Tönisvorst.

Der Verwaltungsneubau, ein Thema, das die Stadtverordneten schon zu Albert Schwarz’ Bürgermeisterzeiten beschäftigte, werde die Politik in den nächsten Jahren begleiten. „Das wird uns noch viel Kraft und Investitionen kosten.“ Das Thema Tourismus „verschlafe“ Tönisvorst total. „Warum haben wir nicht mehr Wohnmobilstellplätze? Wieso „reloaden“ wir nicht den Schluff?“

Aber auch kleine(re) Erfolge sind in der Lokalpoltik das Salz in der Suppe. So wie an der Hülser Straße, wo Maik Giesen mit Anwohner Alexander Strempel bei Straßen.NRW Unterschriftenlisten und Fotos gegen den Lkw-Verkehr vorgelegt hatten. „Dafür sind wir von Haus zu Haus gegangen, haben die Nachbarn angesprochen. Die Liste mit Original-Unterschriften und die Fotos hatten Gewicht.“  Auch ohne Reichweiten-Klick-Analyse.

Udo Bachmann kommt
zur Verleihung

Auf die Frage, was ihm der Ehrenring bedeute, sagt Giesen: „Es ist eine Anerkennung. Sie erfüllt mich mit Stolz.“ Gefeiert wird nach der Verleihung im Ratssaal noch mit Familie und Freunden, Weggefährten. Auch Udo Bachmann hat sein Kommen angekündigt. Die Familie, seine Eltern sind Giesen besonders wichtig: „Sie haben auch in schlechten Zeiten immer zu mir gestanden.“ Ob sein Vater wohl schon ein Gedicht für den Junior  verfasst hat? Giesen lacht. Er weiß es nicht. „Aber das könnte passieren.“ Sicher aber ist, dass er politisch weitermachen will. Welche Ambitionen er noch hat? Giesen gibt sich gelassen: „Alles Weitere wird sich ergeben“, bleibt er unkronkret. „Ich bin ja noch jung!“