Mobiliar im Ratssaal: Eine Reparatur muss reichen
Soll das Mobiliar im Ratssaal ersetzt werden? Die Meinung der Tönisvorster am Umfrage-Mobil ist eindeutig: Nein.
St. Tönis. Wenn’s um Geld geht, hört der Spaß auf. In diesem Fall geht es um eine Menge Geld. Geschätzte 60 000 bis 100 000 Euro würde eine Neumöblierung des Ratssaals im alten St. Töniser Rathaus kosten. Allerdings wäre es auch möglich, die vorhandenen Stühle für 8200 Euro reparieren zu lassen. Rund 23 000 Euro würde das Aufpolstern kosten. Am WZ-Mobil auf der Hochstraße hat die Rollende Redaktion Meinungen gesammelt. Bei diesem Thema gab’s unisono nur eine Meinung: siehe oben.
„Die brauchen keine neuen Stühle. Ich bekomme ja auch keine neuen Möbel geschenkt“, echauffiert sich Monika Schmitz. Sie fordert: „Die Stühle sollen neu bezogen werden, wenn überhaupt. Bei so vielen Schulden sollte die Stadt in erster Linie sparen. Und wenn’s denen zu unbequem ist, können sich die Ratsherren ja ein Kissen auf den Stuhl legen.“ Dass „noch mal repariert werden“ soll, meint auch Anneliese Greyn. Die Rentnerin sagt: „Mein Leben lang habe ich nicht immer direkt neu gekauft, sondern eher Dinge reparieren lassen.“
„Wie oft sind die hohen Herren überhaupt im Saal?“, fragt sich Frau Backhaus, die „lieber ohne Vornamen“ genannt werden will. „Können die da nicht mehr drin sitzen, oder was?“, will die St. Töniserin wissen. „Es reicht aus, die Sitzgelegenheiten schön aufarbeiten zu lassen“, sagt Annegret Giesen ihre Meinung zum Thema.
„Bei 6,8 Millionen Euro Miesen in der Stadtkasse verbietet sich jegliche Diskussion“, sagt Kurt Fruhen und ruft zum Sparen auf. „Zu Hause würde ich die Möbel auch reparieren“, ergänzt seine Frau Hiltrud. Fürs „Aufpolstern“ ist Horst Dichen — und geht so fix, wie er seine Meinung losgeworden ist. „Überall muss gespart werden. Warum sollte es in diesem Fall also eine Ausnahme geben?“, sagt Ursula Büchele.
„Die Stühle sind bequem und wunderbar“, sagt Antje Wagner, die schon für die CDU im Stadtrat auf einem der alten Stühle saß. „Die Politiker sollten ihren Blick in Richtung Schulen richten. Dort besteht eher Handlungsbedarf“, sagt sie. „Die Politiker sollen einfach mal einen Tag mit den Schülern tauschen und auf den unbequemen Sitzgelegenheiten in den Klassenräumen tagen“, fügt Wagner an. Ihr Sohn Mike Fastabend (15) besucht die Leonardo-Da-Vinci-Realschule und ist dort pro Tag bis zu neun Stunden.
„100 000 Euro für neue Stühle sind ein Unding. Das ist einfach nicht notwendig“, sagt Heinz-Theo Ponten. Auch er sieht beim Mobiliar in den Schulen „größeren Bedarf“. Gisela Wegner ist fürs Aufpolstern und sieht die Dinge pragmatisch: „Wenn kein Geld in der Kasse ist, kann man sich auch keine neuen Stühle leisten.“
„Unglaublich“ findet Carla Riedel die Kaufpläne angesichts der derzeitigen Haushaltslage. „Das geht komplett an der Bürgernähe vorbei“, sagt sie. Als politisch interessierte Bürgerin wohnt sie öfter Ausschusssitzungen bei und hat seitdem „viele Illusionen verloren“. Riedel fragt sich, wo der Glaube an das Gute und vor allem die Moral abgeblieben sind.
„Der Ratssaal darf ja nur noch von politischen Gremien genutzt werden, Vereine und Bürger sind außen vor. Insofern halte ich es für unverständlich, dass nur für die Ratsherren neue Stühle angeschafft werden sollen“, findet Brigitte Groth. Sie fragt sich, wo und wonach die genannten Preise eingeholt werden. „Eine öffentliche Ausschreibung würde mehr Klarheit bringen“, meint sie.
Ein „CDU-Mann“, der seinen Namen nicht nennt, steht mit seiner Meinung alleine da. „Was ist heute noch billig?“, fragt er und sieht den Verschleiß als gegeben an. Das sehen die Bürger allerdings anders. Beim Geld hört der Spaß eben auf.