Nach der Sonntagsmesse kam die Geselligkeit
Die Gesellschaft Eintracht wird 140 Jahre alt. Die WZ wirft einen Blick in die Geschichte des Vereins.
St. Tönis. Zugegeben: Es ist nicht der bekannteste Verein der Stadt. Aber einer der alten, mit ganz viel Historie: Die Gesellschaft Eintracht feiert ihr 140-jähriges Bestehen. Das geht aus den lückenlos erhaltenen Protokollbüchern hervor. Alle wichtigen Ereignisse vom Tag der Gründung bis heute sind darin eingetragen: die unruhigen Zeiten zweier Weltkriege, die aufkommende Technisierung, das Zahlenchaos der Inflation, Niedergang und Aufbruch, kurzum alle Geschehnisse, die die Mitglieder der Eintracht bewegten.
In den oberen Räumen des „Hotel Piesen“ in St. Tönis trafen sich sechs junge Männer, um über die Gründung einer Gesellschaft zu diskutieren, und die Idee fand Anklang. Zur Gründungsversammlung im Juni 1871 kamen 52 Interessierte, meist Landwirte. Sie wählten Johannes Schlossmacher zum ersten Vorsitzenden.
Was waren ihre Beweggründe? Es ging den Mitgliedern darum, Geselligkeit und Kontakte zu pflegen. Man traf sich sonntagmorgens nach der Kirche im Vereinslokal, tauschte Berufserfahrungen und Informationen über aktuelle Geschehnisse aus. Brett- und Unterhaltungsspiele wurden angeschafft. Um zu erfahren, was in der Welt passierte, besorgte die Gesellschaft Zeitschriften und legte sie aus. Zum Beispiel die „Fliegenden Blätter“ aus München, die Illustrierte „Tribüne“ oder das Blatt „Ackerland und Meer“.
Das war etwas Besonderes, denn zu damaliger Zeit waren Zeitungen und Zeitschriften nur in geringer Anzahl zu abonnieren und so für wenige Menschen verfügbar.
Mit den Jahren erweiterten sich die Unterhaltungsangebote der Gesellschaft. Man veranstaltete Kegelabende, Preisschießen, zahlreiche Ausflüge, Sommerfeste und einen jährlichen Dreikönigskaffee, wozu man die Frauen einlud. Zum Höhepunkt eines jeden Jahres zählte aber der im „Saale Wirichs“ veranstaltete Gesellschaftsball, der von vielen auch Nicht-St. Tönisern gerne besucht wurde.
Bereits ihr 25-jähriges Bestehen konnte die Gesellschaft gebührend mit einem Festhochamt und einem abendlichen Festball feiern. Gehrock und Zylinder waren Vorschrift, verrät das Protokollbuch. Im Zweiten Weltkrieg kam das Vereinsleben zum Erliegen, blühte aber 1948 wieder auf. Beherzte Männer brachten die Gesellschaft in Fahrt. Mit Erfolg.
1948 waren wieder 50 Mitglieder eingeschrieben. In den kommenden Jahren blieb die Mitgliederzahl auch durch den Generationenwechsel konstant. In jedem Jahrzehnt wurde das Stiftungsfest traditionsgemäß mit allen Mitgliedern gefeiert.
Heute besteht die „Gesellschaft Eintracht“ aus 33 Mitgliedern — Landwirte, Selbstständige, Geschäftsleute, Angestellte und Beamte. Vorsitzender Jakob Weyers ist seit 1961 im Amt.
Die Feier zum 140-jährigen Bestehen findet am Samstag, 20. August, im Restaurant „Forsthaus“ in Forstwald statt. Am Sonntag, 21. August, treffen sich die Mitglieder zu einem Frühschoppen im Vereinslokal „Haus Wirichs“, St. Tönis.