Neersen/Mönchengladbach: Helfer schenken ein neues Gesicht

Ein OP-Team kümmerte sich in Peru um Menschen mit Wolfsrachen. Mit dabei: Manfred Lemke aus Neersen.

Neersen/Mönchengladbach. Dieses Team hatte ganz besondere Geschenke im Gepäck: neue Gesichter. Für Menschen, die unter dem leiden, was man landläufig Hasenscharte oder Wolfsrachen nennt, ein Krankheitsbild, das in Peru häufig anzutreffen ist, dreimal häufiger als anderswo. Zum ersten Mal war ein komplettes Operationsteam des Mönchengladbacher Bethesda-Krankenhauses in Lima, erstmals mit von der Partie war Anästhesiefachpfleger Manfred Lemke aus Neersen.

Der ist immer noch tief beeindruckt von dem, was er während der zweieinhalb Wochen in dem südamerikanischen Land erlebt hat. Da sind die Impressionen aus Lima: "Eine Riesenstadt, ein Moloch." Mit einem großen Arm-Reich-Gefälle. In einem Krankenhaus hatte das Bethesda-Team Räume gemietet, das Equipment hatten die Beteiligten selbst mitgebracht. Nicht alleine übrigens. Insgesamt waren bei dieser Aktion 16 Leute beteiligt, darunter drei Kieferchirurgen, drei Anästhesisten, drei Pfleger, ein HNO-Arzt, zwei OP-Schwestern. "Drei Teams konnten zeitgleich operieren", erklärt Lemke.

Wie kamen nun die deutschen Helfer an die peruanischen Patienten? "Das läuft zum einen über die Kirche, zum anderen über einen Gönner aus Lima, der das sponsert", sagt Lemke. Die Aktion richtete sich an Kinder aus Huamachuco, eine der ärmsten Provinzen des Landes, rund 1000 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.

"Wir haben neun Tage lang operiert, zunächst 87 Kinder", erklärt Lemke. Die seien - zumeist in Begleitung der Mutter - in Bussen angereist. Es folgte die Eingangsuntersuchung. Die logischerweise nicht nach deutschem Standard funktioniert. "Klar", sagt der Pfleger, "erkältet waren die fast alle. Aber man kann sie ja nicht nochmal kommen lassen."

Bei den Kindern gilt es zunächst, die Spalte unterhalb der Nase äußerlich zu verschließen. In zwei Jahren steht dann die nächste Behandlung an. Dann wird der Spalt in Kiefer und Gaumen mit Hilfe einer Plastik "dicht" gemacht. Eine OP dauert im Schnitt zwei Stunden, die Teams arbeiteten bis zu zehn Stunden täglich.

Weil zusätzlich zur Behandlung der Kinder noch genügend Zeit blieb, wurde die "Campana" der Deutschen in der Zeitung und im Radio bekannter gemacht. Mit der Folge, dass sich eine ganze Reihe Erwachsener meldete. Ein Betroffener war sieben Stunden mit dem Auto unterwegs. "Die Älteste war 52 Jahre alt", erklärt Manfred Lemke. Und zeigt Fotos. Auf denen sind - nach der OP - Menschen zu sehen, die trotz Schwellung tatsächlich neue Gesichter bekommen haben.

Gibt’s eine Form von Nachbehandlung? Ein klares Jein: Nach der Operation kamen die Patienten in eine Art Aufwachraum, wo sie die Nacht verbrachten. Am nächsten Tag wurden sie nochmal angesehen - das war’s. Die Kinder aus der Provinz Huamachuco konnten in einem Kloster übernachten. Auch die OPs selbst gingen "ohne Netz und doppelten Boden" über die Bühne, wie Lemke es ausdrückt. Er selbst hatte in Eigenarbeit die Anästhesie-Ausrüstung zusammengebaut. Weil die Stiftung Beja Flor seit Jahren in Peru tätig ist, gibt’s schon so etwas wie eine eigene Infrastruktur. Helfer stoßen nicht mehr so schnell auf unüberwindbare Hindernisse wie noch in den ersten Jahren.

Auch wenn’s wie ein Klischee klingt: Für die Betroffenen fängt ein neues Leben an. Neben dem medizinischen Schaden sind die Patienten von einer schweren psychischen Last befreit.