Karneval 2024 in Tönisvorst Prinzessinnen ergattern Schlüssel zum Rathaus
St. Tönis · In Neersen setzten die Karnevalisten am Altweiberdonnerstag zum Sturm auf das Schloss an, in St. Tönis griffen zwei Prinzessinnen nach dem goldenen Rathausschlüssel. Jetzt regieren die Narren.
Ein großes und ein kleines Prinzenpaar stehen in dieser Session an der Spitze der Willicher Narrenschar: Fabian I. und Carina I. (Loer) bilden das große, Julian I. (Greiner) und Leonie III. (Bommels) das kleine Prinzenpaar. Beide richteten am Donnerstagabend Forderungen an Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU). Die Prinzengarde brauchte wie in den vergangenen Jahren drei Anläufe, dann ergaben sich die Verteidiger von Schloss Neersen. Pakusch, als Haribo-Goldbär verkleidet, rückte die Schatulle mit dem Schlüssel heraus, erzählte etwas von einem Schatz und davon, dass alle Forderungen erfüllt werden könnten, wenn dieser imaginäre Schatz gefunden werden sollte. Zu den Forderungen der obersten Repräsentanten des Willicher Karnevals gehörte eine Busverbindung zwischen allen Ortsteilen bis zum späten Abend – und dass der Altweiberdonnerstag gesetzlicher Feiertag wird.
Für den Sturm aufs Rathaus hätte man den Karnevalisten besseres Wetter gewünscht, doch zum Glück regnete es nicht in Strömen, sondern nieselte nur ein wenig. Etwas Licht in diese Tristesse brachten die Ruhrpott-Guggis aus Duisburg, die mit einem Reisebus vorgefahren waren. Sie sorgten mit ihrer Musik und den Kostümen mit LED-Lichtern in vielen Farben für Stimmung.
Das Schlossportal wurde flankiert von Karsten Peglow und seinem Sohn Sascha: Mit ihren Schrotflinten gaben sie jedes Mal einen ohrenbetäubenden Schuss ab, wenn der Prellbock das Schlossportal berührte. Bis zur Kapitulation hatte sich neben dem Bürgermeister ein weiterer Haribo-Bär aufgehalten. In dem flauschigen Kostüm steckte der Technische Beigeordnete Gregor Nachtwey. Ratsherr Paul Schrömbges (CDU) kam als Pirat mit Augenklappe, Jens Lenz hatte sich als Hippie verkleidet, und der CDU-Landtagsabgeordnete Guido Görtz sah in seiner Kapitänsuniform aus wie ein Traumschiff-Kapitän auf Landgang. Die Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger hatte sich ebenfalls für ein Goldbären-Kostüm entschieden. Nach der Erstürmung feierte man im Ratskeller munter und in bester Eintracht weiter.
Auch in Tönisvorst übernahmen am Donnerstagabend die Jecken die Macht. Gegen 18 Uhr zogen die Tönisvorster Karnevalsvereine auf den Rathausplatz in St. Tönis. Dort begann der traditionelle Rathaussturm unter den Augen vieler interessierter Zuschauer. Lautstark forderten die Tönisvorster Narren Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD) auf, den Rathausschlüssel herauszugeben. „Sie brauchen sich nicht vor uns zu verstecken“, kündigte Prinzessin Magdalena I. (Ackermann) an. Gemeinsam mit Jugendprinzessin Lea I. (Steffen) trug sie die Forderung der Versammelten vor. Das Stadtoberhaupt sollte die Rathausschlüssel an die Karnevalisten herausgeben.
Leuchtenberg versuchte die Schlüsselübergabe zunächst mit einem Bestechungsversuch abzuwehren und ließ kalte Getränke an die Anwesenden verteilen. Dies reichte den Tollitäten aber noch nicht. Im Vorfeld hatten sie die stellvertretende Bürgermeisterin Britta Rohr (Grüne) gefangen genommen und schlugen nun einen Austausch vor: Die Stellvertreterin sollte gegen die Übergabe der Schlüssel freigelassen werden. Das Stadtoberhaupt zeigte sich allerdings weiterhin standhaft. Als Austausch für Rohr würde er seinen Personalchef eintauschen, schlug er vor. Dieser sei sowieso viel wichtiger als der Rathausschlüssel.
Auf diese Ablehnung hatten die Karnevalisten nur gewartet und auch schon eine passende Lösung parat, um den renitenten Bürgermeister zu überzeugen. Die Karnevalisten waren nämlich nicht allein vor das Rathaus gezogen, dort wartete bereits ein Leiterwagen der Freiwilligen Feuerwehr Tönisvorst. „Wir kommen jetzt mal hoch“, drohten die beiden Prinzessinnen. Mit dem Leiterwagen gelangten Lea I. und Magdalena I. schließlich an das Rathausfenster. Nun zeigte der Bürgermeister keine Gegenwehr mehr. „Ich muss zugeben, dass die Karnevalisten wieder gewonnen haben“, gab sich Leuchtenberg geschlagen. Unter großem Jubel überreichte er schließlich den goldenen Stadtschlüssel.