Neersen: Premiere bei den Schloss-Festspielen
Am Samstag hat „Der Gott des Gemetzels“ auf der Neersener Freilichtbühne Premiere.
Neersen. Sie hätten das Stück gern nach Willich verlegt. "Aber der Verlag und die Autorin haben das nicht gestattet", sagt Regisseur Martin Maier-Bode, der den "Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza für die Neersener Schlossfestspiele inszeniert. Es hat am Samstag Premiere.
"Die Menschen werden auch so verstehen, dass das überall passieren kann", sagt Intendantin Astrid Jacob gelassen. Schließlich hat sich das Stück seit der Premiere im Jahr 2006 zu einem vielgespielten Klassiker des Modernen Theaters entwickelt.
Zwar sind es die französischen Eheleute Véronique und Michel Houillé sowie Annette und Alain Reille, die sich treffen, aber der Anlass ist universell: Ihre Söhne haben sich gestritten, einer dem anderen zwei Zähne ausgeschlagen, nun wollen die Erwachsenen bei Kaffee und Kuchen gesittet darüber reden. "Das kann jeder nachvollziehen", sagt Maier-Bode. Auch, dass sie sich irgendwann ein Schlückchen Rum genehmigen und dass Alain ständig ans Handy gehen muss.
Allmählich gerät das Treffen aus den Fugen. Jeder blamiert oder attackiert jeden aufs übelste. "Der Zuschauer kann sich selbst ertappen, dass er genauso argumentieren würde, am Ende also doch der Gott des Gemetzels siegt", sagt Maier-Bode. Dass man Denken und Reden der beiden Ehepaare nachvollziehbar erlebe, gebe dem Stück seine Menschlichkeit.
Maier-Bode ist Solo-Kabarettist, Ex-Hausautor des Düsseldorfer Kom(m)ödchens und künstlerischer Leiter der Kabarett-Bühne Distel in Berlin. "Er hat als Satiriker das richtige Gespür für Timing", begründet Astrid Jacob sein Engagement. Das war ihr wichtig für das Stück, das vor schwarzem Humor trieft.
Eine Herausforderung war der Bühnenraum. "Das Stück spielt in einem Wohnzimmer", sagt Jacob. Den wollte man nicht auf den Vorplatz des Schlosses bauen. "Aber es muss ein privater, intimer Raum bleiben, aus dem es kein Entrinnen gibt", sagt Maier-Bode und blickt zur Bühnenbildnerin Silke von Patay. "Bei uns spielt es auf der Veranda der Familie Houille", verrät er. Mehr aber noch nicht.