St. Tönis/Willich: 1200 Fans bejubeln Jogis Jungs

Rappelvoll war es beim Public Viewing auf dem Rathausplatz. Es sind rund 1200 Menschen, die meist schwarz-rot-gold geschmückt gekommen sind, um den deutschen Auftakt zur Fußball-WM zu genießen.

St. Tönis/Willich. Zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Auto strömen sie am Sonntagabend zum Rathausplatz: Rudelgucken ist angesagt. Es sind rund 1200 Menschen, die meist schwarz-rot-gold geschmückt gekommen sind, um den deutschen Auftakt zur Fußball-WM in Südafrika zu genießen. Für sie wird im Rahmen des "African Summer Cups" einiges aufgeboten.

Die Köln-Krefelder Formation Psycho Sexy heizt besonders den jüngeren Zuschauern - die deutlich in der Überzahl sind - ein. Sänger Andreas gibt auch gleich seinen Tipp ab: "3:0 für uns".

20 Uhr: Noch ist es ruhig auf dem Rathausplatz. Vor der Leinwand machen die Black Pearls, Kempener Cheer-Leader, Stimmung. Wenn jemand noch kein passendes Outfit hat - kein Problem. Irgendwer hat einen Schminkstift in den deutschen Farben dabei, Fähnchen gibt’s zu einem Pfund Gummibärchen kostenlos dazu.

20.15 Uhr: Aus der Rock-Arena wird langsam die Public-Viewing-Zone. Erste Fangesänge werden laut - und der Platz wird immer voller. Man sucht sich einen Standort, der eine brauchbare Sicht auf die große Leinwand hat.

Raphael (5, Fußballer im Spielverein) findet ihn auf den Schultern seines Vaters. Auch er hat einen Tipp: "4:0". Für wen? Na, jedenfalls nicht für Australien. Wie Recht er haben sollte, zeigt sich zwei Stunden später. Für den älteren Bruder Mathis, Fußballer bei der Teutonia, ist auch klar, dass nur Deutschland gewinnen kann.

20.20 Uhr: Die ersten Bilder auf der Leinwand. Jubel ist zu hören. Als fünf Minuten später die Hymne gesungen wird, singen viele mit. Textsicher, aber oft nicht den Ton treffend. Egal - beim Rudelgucken ist das erlaubt.

20.30 Uhr: Anpfiff. Es wird laut. Aber nur kurz. Denn es passiert nichts. Bis Minuten später die Australier gefährlich aufs Tor schießen. Ein Aufstöhnen in der Menge: daneben, Glück gehabt!

Erste Anfeuerungsrufe: "Deutschland, Deutschland." Ob Jogis Jungs das in Südafrika wohl hören? Nur eine Minute später trifft jedenfalls Poldi, und der Jubel kennt keine Grenzen. Vuvuzelas und Trillerpfeifen übertönen alles. Zu sehen ist nichts mehr, denn viele Fahnen werden geschwenkt.

Gespräche in einer kurzen Spielpause. "Ist Özil eigentlich ein Deutscher?" "Ist doch kein Problem. Germanys Next Top-Modell kommt doch aus Österreich!"

Kurz vor 21 Uhr: Miroslav Klose trifft - und in St.Tönis brechen die Dämme: Für viele spielt da offenbar schon der neue Weltmeister Und es wird in der zweiten Halbzeit sogar noch besser: "Olé - Super Deutschland" - Fan-Gesänge werden angestimmt.

In Durban schießen die Deutschen die Treffer mittlerweile im Minutentakt. Wäre man nicht schon draußen, man wäre glatt aus dem Häuschen.

Nach 22 Uhr: Der Jubel nimmt kein Ende - auch wenn kein Tor mehr fällt. Raphael strahlt - hat er doch den richtigen Riecher gehabt. Nach Hause geht es oft lautstark, und viele der Jüngeren denken bestimmt: "Jetzt 18 sein und einen Autocorso anführen". Was in Willich zeitgleich schon in die Tat umgesetzt wird. Und wer weiß, vielleicht war Sonntag ja erst der verheißungsvolle Auftakt zu viel mehr. In die Herzen der St.Töniser Rudelgucker haben sich Jogis Jungs auf jeden Fall gespielt.